Die Schuld nicht Stan zuschieben
Fijáte 346 vom 26. Okt. 2005, Artikel 2, Seite 2
Original-PDF 346 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte
Die Schuld nicht Stan zuschieben
Die guatemaltekischen BäuerInnenorganisationen, Mitglieder der Koordination der lateinamerikanischen BäuerInnenorganisationen (CLOC), trauern um die Toten und Betroffenen des Hurrikan Stan, der genau am 513. Jahrestag der Spanischen Invasion unser Land zerstört hat. Mitten in dieser traurigen Situation und während wir Notfälle in unseren Familien und Gemeinden zu betreuen hatten, nahmen wir am IV. Kongress der CLOC teil, zusammen mit 60 befreundeten BäuerInnenorganisationen aus 24 Ländern Lateinamerikas und der Karibik, die uns ihre Solidarität ausdrückten und die guatemaltekische Regierung zu unverzüglichem Handeln aufforderten. Wir können die Schuld für diese Tragödie nicht dem Hurrikan Stan zuschieben. Die Verantwortung liegt im Raubbau an den Naturressourcen und dem Missbrauch, den wir an unserer Mutter Erde betreiben. Die Natur hat uns in Erinnerung gerufen, dass wir um sie Sorge tragen müssen, falls wir eine Zukunft haben wollen. Die Abholzung, der exzessive Gebrauch chemischer Produkte in der Landwirtschaft, die Chemieabfälle in den Flüssen, Seen und Meeren, der Gebrauch chemischer und nuklearer Waffen, die Zerstörung der Biodiversität tragen zur Klimaerwärmung bei. Die Konsequenzen davon tragen die Ärmsten. Es sind die Entwicklungsländer und die Regierungen unserer Länder, die für diese Zerstörung verantwortlich sind. Sie haben sich nie um eine adäquate und rationale Politik gekümmert und wollen durch die Ausbeutung der Ressourcen einzig ihren Reichtum vergrössern. Wir fordern von der US-Regierung die bedingungslose Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls und von der guatemaltekischen Regierung eine sofortige Revision der Konzessionen für die Exploration und Explotation von Minen und Erdöl in unserem Land, sowie die Sistierung des im Kongress hängigen Konzessionsgesetzes. Einmal mehr zeigen sich soziale Ungleichheit, Ausschluss und Rassismus in Guatemala, und es beweist sich die Fragilität der Lebensbedingungen der indigenen und bäuerlichen Bevölkerung, die nicht unbeschadet und aus eigenen Kräften aus dieser Tragödie herauskommen wird. Es ist unbegreiflich, dass man bereits über die Anzahl verlorener Kühe und den Verlust in der Exportwirtschaft Bescheid weiss, aber noch immer keine verlässlichen Angaben über die Anzahl der verstorbenen oder verschwundenen Personen hat, die in ihrer Mehrheit Indígenas sind. Allein in Santiago Atitlán, Sololá, sind mehr als 1400 T´zutujil-Indígenas unter Schlammmassen begraben, die in den veröffentlichten Daten nirgends erwähnt werden. Dies ist mangelnder Respekt gegenüber den Opfern, ihrer Familien und der MayaBevölkerung generell. Eine Tragödie dieses Ausmasses darf von niemandem für partei- oder wahlpolitische Zwecke missbraucht werden. Nach oben |
Es braucht sofortige Nothilfe, aber ebenso schnell muss mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Der Staat muss sich für den Wiederaufbau und die Entschädigung der Gemeinden verantwortlich erklären und Mechanismen entwickeln, um die Ernährung der betroffenen Bevölkerung zu garantieren. Es braucht eine Umverteilung des nationalen Budgets zugunsten der kleinen und mittleren BäuerInnen und es braucht Einkommen schaffende Projekte in den Gemeinden. Die kommunalen Organisationsstrukturen müssen anerkannt und einbezogen werden bei der Definition von Prioritäten im Wiederaufbau. Einheit ist die effektivste Form, um zu erreichen, dass der Staat sein Verfassungsmandat erfüllt, für das Wohl der BürgerInnen zu sorgen. Deshalb rufen wir dazu auf, dass die Zivilgesellschaft und die internationale Gemeinschaft die humanitäre Hilfe kontrollieren. Die Indígena- und BäuerInnenorganisationen Guatemalas und befreundeter Länder, die Gewerkschaften, Vereine, Komitees, organisierten Gruppen, StudentInnen, LehrerInnen sowie Privatpersonen, bestärken unseren Willen und unseren Kompromiss, gegen ein neoliberales Modell zu kämpfen, das Verarmung und Ausschluss zur Folge haben. Guatemala, 12. Oktober 2005 Guatemaltekische Mitgliedorganisationen von CLOC: Nationale Koordination der BäuerInnenorganisationen (CNOC), Nationale Indígena- und BäuerInnenkoordination (CONIC), Nationale Koordination der Witwen (CONAVIGUA), Plataforma Agraria, Komitee der BäuerInneneinheit (CUC). |
Original-PDF 346 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte