guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Nach Stan: Zurück zur "Normalität"?!

Fijáte 346 vom 26. Okt. 2005, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 346 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte

Nach Stan: Zurück zur "Normalität"?!

Normal wäre, dass alle genügend zu essen hätten, von einer guten Bildung und einem funktionierenden Gesundheitssystem profitieren könnten, in Sicherheit und einer gesunden Umwelt ihre Entwicklungsmöglichkeiten ausschöpfen könnten, eine würdevolle Arbeit, einen Ort, um zu wohnen, Zugang zur Justiz und freie Zeit, um sich zu Erholen, hätten. Wenn also die Voraussetzungen für ein Leben in Frieden gegeben wären. Normalität wäre, wenn alle Menschen als solche leben könnten. Doch kehren wir zur guatemaltekischen Normalität vor Stan zurück und werfen einen genaueren Blick auf nur eines der absurden Beispiele. Innerhalb des Staatshaushalts für 2006 wird für das auf 15'500 Mann reduzierte Militär eine Budgeterhöhung von 84 Mio. Quetzales vorgeschlagen. Dazu kommen 258 Mio. Q für die Modernisierung der Truppen, was ein Militär-Gesamtbudget von stolzen 1,11 Milliarden Q für nächstes Jahr macht. Wie bloss wollen wir eine Nation verändern, in der die Kongressabgeordneten erlauben, dass mehr Geld ins Militär als in die Bildung und VGGesundheitNF ihrer Kinder investiert wird? Die vorher genannten Summen kontrastieren mit denen, die die Regierung für Nothilfe zur Verfügung stellt, um den über 134 Tausend von Stan Betroffenen während sechs Monaten zu helfen: 59 Mio. Q für Lebensmittelhilfe, 31.4 Mio. Q für Hygiene und Sanitätswesen und 11.6 Mio. für Gesundheit, total 102 Mio. Dazu kommen noch Ausgaben für Infrastruktur und anderes, die genannten Zahlen beziehen sich nur auf die Sozialausgaben innerhalb der Nothilfe. Just in diesen Tagen diskutieren die Verteidigungsminister Zentralamerikas mit ihrem US-amerikanischen Amtskollegen über zwei Themen, die sich für das Pentagon zu Prioritäten für die Region entwickelt haben: Die Schaffung einer multinationalen Friedenstruppe sowie einer Rettungsbrigade in Fällen von Naturkatastrophen. Damit wird dann in unserem Land möglicherweise die Erhöhung des überrissenen Militärbudgets gerechtfertigt. Zurück zur "Normalität" vor Stan bedeutet, Geschichten und beschämende Praxen zu wiederholen, bedeutet, noch mehr Vergessen über die bereits Vergessenen auszubreiten und weiterhin Tausende von Tote in Kauf zu nehmen. Ich verweigere mich dieser, die Realität versteckende Normalität. Falls wir uns wirklich verändern und nicht noch mehr in der Unterentwicklung versinken wollen, müssen wir das Land, in dem wir leben wollen, neu überdenken und entsprechend handeln. Wir müssen schnell handeln, aber mit Bedacht überlegen. Wir haben aus dem VGErdbebenNF von 1976 und dem Hurrikan Mitch von 1998 ein paar Dinge gelernt. Heute wird z.B. die Verwendung der Spendengelder überwacht, man verfolgt diejenigen, die Hilfsgüter stehlen, bestraft die SpekulantInnen und denunziert diejenigen, die aus dem Elend anderer Profit zu schlagen versuchen. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er vielen Leuten nicht passt. Doch die Misere so vieler Menschen ist nicht normal und die Blindheit ebenso vieler ist ebenfalls nicht normal. Deshalb bitte, lasst uns nicht zu dieser ,,Normalität" zurückkehren!


PDF Original-PDF 346 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte