Zahlungen an Ex-PAC ja! Zahlungen an Opfer nein!
Fijáte 356 vom 29. März 2006, Artikel 3, Seite 3
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Zahlungen an Ex-PAC ja! Zahlungen an Opfer nein!
Guatemala, 20. März. Während die Regierung Berger Mitte Februar die Entschädigungszahlungen für Opfer des internen bewaffneten Konflikts bis auf weiteres suspendiert hatte, weil das Nationale Entschädigungsprogramm (PNR) neu strukturiert werden müsse, gehen Zahlungen an ehemalige Zivilpatrouillen (Ex-PAC) weiter. Bereits Ende November intervenierte die Regierung in das PNR, war doch die Kritik an der Langsamkeit und Ineffizienz sowie an den internen Grabenkämpfen der zuständigen Kommission zu laut geworden. (¡Fijáte! 349) Die so genannte Temporäre Kommission auf hoher Ebene, deren Funktion es ist zu entscheiden, wer tatsächlich Mitglied der PAC war, erhielt Mitte März dagegen weitere 2,5 Mio. Quetzales (ca. 340.000 US-$) vom Exekutivsekretariat des Präsidenten. Berger verfolgt somit sein Wahlversprechen gegenüber den Ex-PAC und vermengte deren 'Entschädigung für ihre Dienste am Vaterland' mit der Entschädigung der Opfer des Konflikts. Das eine sei ohne das andere nicht zu machen. Zu Beginn dieses Jahres setzte die Regierung auf Druck der Interessierten die "Entschädigung" an die Ex-PAC fort. Da die direkte Auszahlung an diese in der Zwischenzeit vom Verfassungsgericht als gesetzeswidrig erklärt worden war, verband man das Praktische mit dem Nützlichen und erteilte Baumschulungen. Diesmal stammte das Geld aus dem Landwirtschaftsministerium (MAGA), und - so die offizielle Lesart - die Ex-PAC-Mitglieder erhielten keine finanzielle Entschädigung, sondern das Geld für ihre Mithilfe bei der Wiederaufforstung von kargen Waldgebieten, eine "Kompensation" für die Teilnahme an der Weiterbildungsmassnahme in Höhe von 1.500 Quetzales (ca. 200 US-Dollar). Auch die Folgen des Hurrikan Stan dienten der Rechtfertigung des mit den Ex-PAC ausgehandelten Kompromisses: die Regierung zahlt 1.700 Quetzales aus, die Ex-PAC geben davon 200 Quetzales an Opfer des Hurrikans weiter. Da die ersteren für die Ostertage Proteste angekündigt hätten, sollten die Zahlungen nicht erfolgen, zücke der Präsident eben den Beruhigungs-Geldscheck aus irgendwelchen Kassen, kommentiert Dina Fernández in der Tageszeitung Prensa Libre. Nicht zu vergessen ist dabei, dass die wahlsensible Phase angesichts der Präsidentschaftsselektion 2007 bereits läuft. Nach oben |
Die Auszahlung an die Opfer des Konflikts wird derweil verzögert durch eine Finanzprüfung, die die 260 Mio. Quetzales (35 Mio. US-$) betreffen, die für das Nationale Entschädigungsprogramm (PNR) bereit stehen sollten. Die ehemalige Direktorin der Entschädigungskommission (CNR), Ruth de Valle, erklärte, dass das Geld "vom Kurs abgekommen und in Wahlkampfkassen geflossen sei". Ihr kommissarischer Nachfolger, Martin Arévalo, dementierte umgehend und erklärte, alles sei im legalen Rahmen und es würden bald die nächsten Auszahlungen folgen. Die Verzögerungen durch die Finanzprüfung hätten zu Konflikten zwischen den Departements geführt, weswegen es eben nun zu administrativen Änderungen kommen werde, sagte er weiter. Aus Rabinal, Baja Verapaz, wurden unterdessen Gerüchte laut, dass die Regierung im Februar bereits Entschädigungsschecks verteilt habe, die EmpfängerInnen unterschreiben mussten, keine weiteren Forderungen zu stellen und noch am selben Tag resultierte, dass die Schecks nicht gedeckt waren. Die Nationale Bewegung der Opfer des Konfliktes forderte von den RepräsentantInnen der CNR umgehend die Zahlung der Entschädigungen. Das PNR hat Ende des Jahres 2005 knapp 2,5 Mio. Quetzales (340.000 US-$), also je 9.600 Quetzales (1.280 US-$) an 258 Opfer gezahlt. Insgesamt hat sie 8.000 Opfer registriert. Menschenrechtsgruppen gehen jedoch von 250.000 Opfern aus. Die in 2005 nicht investierten PNR-Gelder wurden inzwischen ebenfalls umgeschichtet, ebenfalls auf das viel zu knapp bemessene Wiederaufbaukonto nach Stan (siehe separater Artikel). |
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