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Fincas, Räumungen, Dialoge

Fijáte 353 vom 15. Feb. 2006, Artikel 2, Seite 2

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Fincas, Räumungen, Dialoge

Am 2. Februar, dem 10. Besetzungstag des Verfassungsplatzes, erreichten die BäuerInnen in einer Sitzung mit dem VGGeneralstaatsanwaltNF VGJuan Luis FloridoNF, der Vize-Justizministerin, Ilse Álvarez, sowie VertreterInnen des Innenministeriums und des Menschenrechtsprokurats (PDH) die Zusicherung, dass jegliche derzeit geplanten Fincaräumungen suspendiert würden, solange die eingereichten Klagen der BäuerInnen hinsichtlich doppelter Eigentumstitel geprüft und zumindest die VGLandkonflikteNF auf zehn Fincas im Dialog gelöst würden. Im Gegenzug sollten die BäuerInnen den Verfassungsplatz räumen und Abstand nehmen von den angekündigten Strassensperren. In diesem Zusammenhang hat nun der Höchste Justizhof (VGCSJNF) zum Dialog aufgerufen, um sich der 53 eingereichten Fälle anzunehmen.

Doch noch einen Tag zuvor ereilte rund 800 SiedlerInnen- und BäuerInnen-Familien just das bekannte Schicksal. Seit mehr als 55 Jahren hielten sie die Fincas San José Moca und Cabañas in den Munizipien La Tina und Senahú, respektive, im VGAlta VerapazNF, besetzt und wurden Anfang des Monats von 1'000 Antiaufstandskräften der PNC und 105 bewaffneten SoldatInnen von den Ländereien getrieben. Leocadio Juracán, Repräsentant des BäuerInnenkomitees des Hochlands (CCDA), erklärt die Situation. Die Arbeitenden auf der Finca La Moca seien vom Arbeitgeber hintergangen worden, als dieser sie Mitte November zwang eine Einverständniserklärung zu unterschreiben, mit der sie akzeptierten, ihre Lohnzusatzleistungen in Form von Land erhalten zu haben, doch bis heute sei dieser Handel nicht eingelöst worden. Als Druckmittel besetzten die Landarbeitenden daraufhin die Finca, was wiederum die Besitzer dazu veranlasste, den rechtlichen Weg einzuschlagen und den Fall als Straftat der Besetzenden zu deklarieren. Daraufhin räumten die Sicherheitskräfte auf richterliches Geheiss hin die Finca und steckten die Hütten der BäuerInnen, Vieh, Ernten und einige Besitzgegenstände in Brand.

Die Vertriebenen kehrten zwei Tage später auf die Finca Moca zurück und hielten während sechs Stunden einen Vertreter der Kommission zur Lösung von Landkonflikten (VGCONTIERRANF) als Geisel, der bei ihrer Rückkehr Fotos gemacht hatte und sich nicht ausweisen konnte. Zudem organisierten sie noch am selben Tag eine Strassenblockade, während Mitglieder der BäuerInnenorganisationen VGUVOCNF und VGCNOCNF sich mittels einer Demonstration in VGCobánNF mit den Betroffenen solidarisierten.

Aufgrund erfolgloser Überredungsversuche von Seiten des Gouverneurs von VGSan MarcosNF, sie sollten sich doch bitte friedlich bewegen, wurden schliesslich auch 150 Besetzende von Grundstücken im Munizip Ixchiguán, San Marcos vertrieben, wieder mit exzessiver Gewalt in Form von angeblich 2'000 PolizeiagentInnen und 400 SoldatInnen, die sowohl Tränengas als auch ihre VGWaffenNF einsetzten, um die Besetzenden von dem Gelände zu weisen. Gemäss dem Bürgermeisters von Ixchiguán seien auch diese bewaffnet gewesen. Die Liegenschaften wurden seit Oktober 2005 von BewohnerInnen des Dorfes Boxoncán, Munizip Tajumulco, besetzt, nachdem zahlreiche Verhandlungen zwischen den Autoritäten von Tajumulco und Ixchiguán gescheitert waren. Die EinwohnerInnen von Tajumulco erheben aufgrund von Grenzkonflikten, die auf das Jahr 1938 zurückgehen, Anspruch auf einen Teil des Grenzlandes zwischen den Munizipien.

Diese Räumung fand gar zwei Tage nach dem Beginn von sektorgemischten Gesprächen über die Agrar-Gesetzgebung statt, die ganz offensichtlich nur auf Druck der BäuerInnen einberufen wurden. Die Agenda sieht vor, in den nächsten Monaten die rechtlichen Fragen zu klären, um im Juni schlussendlich die lang angekündigten Agrartribunale ins Leben zu rufen. Teilnehmende sind Zuständige des Justizsektors, der Agrarkammer und der Exekutive, vertreten durch das Präsidiale Sektretariat für Agrarangelegenheiten, sowie VertreterInnen des BäuerInnensektors.


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