Polizei-Archiv nach aussen und innen
Fijáte 402 vom 23. Jan. 2008, Artikel 5, Seite 6
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Guatemala, 20. Jan. "Das Projekt der Wiedergewinnung des Historischen Archivs der Nationalpolizei (PN), das seit März 2006 vom Menschenrechtsprokurat (PDH) durchgeführt wird, trägt zur Aufklärung der Vergangenheit Guatemalas bei und zur Zukunftsentwicklung des Landes mit hochqualifiziertem Personal in der Registrierung und Ordnung von Daten", präsentiert Menschenrechtsprokurator Sergio Morales dieser Tage das Engagement seiner Institution bei der Ehrung der internationalen Spezialistin Trudy Peterson, der damit für ihre Führung und technische Unterstützung des PN-Programms gedankt wurde. Morales unterstrich zudem die Bedeutung der Konservierung der Dokumente der von der Nationalen Zivilpolizei (PNC) abgelösten Staatseinrichtung, der diverse Fälle von Folter, Verschwindenlassen und aussergerichtlicher Hinrichtung während der Militärdiktaturen angelastet wird: "Mit den bisherigen Erfolgen und der Arbeit, die noch aussteht, hat sich das Land eine Gelegenheit geschaffen, mit Würde in die Zukunft zu schauen, denn mit diesem Projekt wird es uns gelingen, die Rechte auf Wahrheit, Erinnerung und Justiz in Realität umzusetzen", so Morales. Peterson wies derweil darauf hin, dass die gefundenen Dokumenten nicht nur helfen, die Geschichte der Nationalpolizei aufzuarbeiten und zu verstehen, sondern zudem nachvollziehen zu können, wie das gesamte Land zu dem werden konnte, was es im 20. Jahrhundert war. Das Material werde für diverse Forschungsarbeiten von Nützlichkeit sein, wie soziologische Untersuchungen der interinstitutionellen Beziehungen zwischen den Staatsstrukturen und der Machtdynamik auf munizipaler bis nationaler Ebene. Dagegen ist von der aktuellen rechtlichen Situation im Lande - und in der Institution selbst - keine Rede. Morales lässt bislang jegliche Intervention im Fall des Gerichtsprozesses wegen Völkermordes vermissen. Nach oben |
Und auch in Bezug auf die vermeintliche Professionalität seines Teams scheint er indifferent: Zum Ende des vergangenen Jahres wurden 35 Personen, die seit Beginn vor zwei Jahren an in der Konservierungsarbeit im PN-Archiv gearbeitet hatten, grundlos und ohne Zahlung von Entschädigung oder gar der ihnen zustehenden Lohnzusatzleistungen entlassen. Und mit Arbeitsaufnahme im neuen Jahr, die zusammenfällt mit der Amtsübernahme der neuen Regierung wurden die 35 ersetzt - durch AnhängerInnen der Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE), ohne jegliche Erfahrung im Bereich der Archivierung und Konservierung von Dokumenten. Doch kaum jemand der Gekündigten traut sich, die Verletzung ihrer Arbeitsrechte durch das Menschenrechtsprokurat vor ein Arbeitsgericht zu bringen, zu stark ist der Druck und die Einschüchterung durch den ehemaligen Arbeitgeber, der offenbar auch eine politische Rechnung zu begleichen hat. Im Präsidialen Wahljahr 2007 ist Sergio Morales in seinem Amt bestätigt worden. |
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