Studie über Adoptionen
Fijáte 215 vom 2. Aug. 2000, Artikel 9, Seite 6
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Studie über Adoptionen
Guatemala, 29. Juli. Eine von UNICEF und der Präsidentschaftskommission für Menschenrechte (COPREDEH) durchgeführte Studie mit dem Titel "Adoptionen und die Rechte der Kinder in Guatemala", kommt zum Ergebnis, dass Guatemala das lateinamerikanische Land mit den meisten internationalen Kinderadoptionen ist. In einem weltweiten Vergleich steht Guatemala nur hinter Russ-land, China und Südkorea zurück. Rund 200 guatemaltekische AnwältInnen beschäftigen sich ausschliesslich mit der Abwicklung von Adoptionsformalitäten, was ein lukratives Geschäft ist. Der durchschnittliche Preis für ein Adoptivkind beträgt 23'000 US-$, wovon etwa 15'000 $ für den oder die AnwältIn abfallen. Entsprechend fliessen jährlich etwa 25 Millionen US-$ durch Adoptionen ins Land. Eine wichtige Rolle bei den Adoptionen spielt auch die Polizei, die durch gefälschte Protokolle oder Aussagen den AnwältInnen in die Hände arbeitet. Die Untersuchung beruht auf der Analyse von 90 Adoptionsbegehren, die letztes Jahr innerhalb von acht Tagen beim Generalprokurator der Nation eingegangen sind. Von diesen 90 Fällen waren bloss zwei juristisch korrekt, bei allen andern wurden Unregelmässigkeiten festgestellt, wie z.B. falsche Adressen oder Unklarheit über die Herkunft der Kinder. 82% der adoptierten Kinder haben vorher in privaten Waisenhäusern gelebt, die oftmals im Besitz derjenigen AnwältInnen sind, die auch die Adoptionsverfahren betreuen. 80% der Kinder werden im Alter zwischen null und achtzehn Monaten adoptiert. Gemäss Víctor Hugo Godoy von COPREDEH ist das Ziel der Untersuchung nicht, Verfahren gegen einzelne AnwältInnen einzuleiten, sondern ein entsprechendes Klima zu schaffen, um den Entwurf für ein neues Adoptionsgesetz zu diskutieren. Nach oben |
Die Studie bemängelt, dass es oftmals sehr lange dauert, bis ein Gericht ein Kind als 'Findelkind' deklariert und zur Adoption frei gibt. Insgesamt leben 25'000 solche Kinder in den rund 300 guatemaltekischen Waisenhäusern. Diese Kinder würden aber selten bei einer Adoption berücksichtigt, da es oftmals einfacher sei, eine solche nicht auf dem institutionellem Wege durchzuführen. Schliesslich rät die Studie zur Verabschiedung eines Adoptionsgesetzes (ein entsprechender Gesetzesvorschlag wurde schon vor bald einem Jahr von der ANN-Abgeordneten Nineth Montenegro eingereicht, verschwand jedoch in den Schubladen des Kongresses) und die Unterzeichnung der Konvention von Den Haag. Auch werden Massnahmen zur Kontrolle der 'vermeintlichen' Mütter empfohlen, die von den Anwälten dafür bezahlt werden, dass ihre Aussagen glaubwürdig sind. Den biologischen Müttern werden bis zu 5'000 Quetzales (650 US-$) geboten, damit sie ihr Kind hergeben. |
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