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Meinungsumfragen oder Stimmungsmache?

Fijáte 197 vom 3. November 1999, Artikel 10, Seite 5

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Meinungsumfragen oder Stimmungsmache?

Dieses dritte Szenario, wenn auch kaum zu glauben, kann nicht ganz ausgeschlossen werden. Es kann damit gerechnet werden, dass ein Teil der bei den Meinungsumfragen interviewten Personen sich nicht trauten, ihre Sympathie für die ANN offen kundzutun. Laut dem Berater der Allianz, Danilo Morales, sollen dies fünf von zehn potentiellen ANN-WählerInnen sein. Dies trifft vor allem auf die ländliche Bevölkerung zu. Auch die Stimmen der FlüchtlingsrückkehrerInnen und der BewohnerInnen der VGWiderstandsdörferNF, die bisher nicht an Wahlen teilgenommen haben, unterdessen jedoch Papiere besitzen und somit wahlberechtigt sind, fallen wohl zu einem grossen Teil Colom und der ANN zu.

Wenn es bei den Wahlen am 7. November eine Überraschung gibt, heisst sie wohl Alvaro Colom. Die Demonstration vom 20. Oktober, welche sich in eine eigentliche Propagandanveranstaltung für die ANN verwandelte, ist ein Beispiel dafür, dass diese Aussenseiterpartei sehr wohl AnhängerInnen hat. Nimmt diese Beliebtheit noch zu, würde bei dieser dritten Variante eine zweite Wahlrunde zwischen der ANN und der FRG entschieden.

Egal, welches der drei Szenarien eintritt, die PAN ist die grosse Verliererin der diesjährigen Wahlen, zumindest was die Präsidentschaft anbelangt. Die Situation für den Kongress sieht etwas anders aus.

Laut den Ergebnissen der Meinungsumfragen wird keine Partei die Mehrheit der Sitze im Parlament besetzen, wie das bei der PAN in den letzten vier Jahren der Fall war. Das heisst, wer immer die Präsidentschaft gewinnt, wird gewungen sein, mit der Opposition zu verhandeln und Allianzen einzugehen. Voraussichtlich wird es sich bei den im Kongress vertretenen Parteien um die PAN, die FRG und die ANN handeln, eventuell noch die VGFDNGNF. Bei der letzten veröffentlichten Meinungsumfrage kam ausser diesen keine Partei auf mehr als 2% der Stimmen. Laut guatemaltekischem Parteiengesetz wird eine Partei automatisch aufgelöst und verliert ihre juristische Handlungsfähigkeit, wenn sie bei den Wahlen weniger als 4% der abgegebenen Stimmen erhält.

Generell wird mit einer grossen Stimmabstinenz gerechnet, die je nach Departement variert. In städtischen Gebieten, wo die Leute besseren Zugang zu den Wahllokalen haben, wird die Beteiligung wohl höher sein.

Im Departement VGSan MarcosNF z.B. wird mit einer sehr grossen Stimmenthaltung gerechnet. Viele BewohnerInnen San Marcos migirieren für den Monat November nach VGChiapasNF, wo sie als PflückerInnen in der Kaffeeernte arbeiten. Durch die starken Regenfälle in den letzten Wochen wird die Ernte vorangetrieben, und die Plantagenbesitzer sind nicht bereit, ihren guatemaltekischen ArbeiterInnen für das Wahlwochenende frei zu geben. Unter dem Verlust dieser WählerInnen wird wohl am meisten die ANN zu leiden haben, weshalb sie eine Revision des Wahlgesetzes fordert, die solche Aspekte berücksichtigt.

Auch der Kongress der guatemaltekischen Organisationen in den VGUSANF (Guatenet), bedauert, dass es kein System gibt, welches im Ausland lebenden guatemaltekischen BürgerInnen erlaubt, ihre Stimme abzugeben. In den USA leben rund 1,2 Millionen GuatemaltekInnen. Hätten diese Leute die Möglichkeit zu wählen, könnten sie sich zu einer beachtlichen politischen Kraft in Guatemala entwickeln.


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