Notizen aus dem Wahlkampf
Fijáte 196 vom 20. Okt. 1999, Artikel 10, Seite 6
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Notizen aus dem Wahlkampf
Guatemala, 7. - 20. Oktober. Ein letztes strategisches Problem für die elf PräsidentschaftskandidatInnen, ist die Frage, wie sie "ihre" WählerInnen an die Wahlurnen transportieren. Vorläufig wird weder von der Regierung noch vom Obersten Wahlgericht (TSE) in Erwägung gezogen, an diesem Tag kostenlose Transportmittel zur Verfügung zu stellen. Die verschiedenen Parteien, unabhängig von den fianziellen Mitteln, die sie für ihre Wahlkampagne zur Verfügung haben, sind sich einig, dass die Transportfrage einen ausschlaggebenden Einfluss auf das Wahlresultat haben kann. Laut einem der Tageszeitung Prensa Libre zugespielten Dokument, hat der Kandidat der Regierungspartei des Nationalen Fortschritts (PAN), Oscar Berger, beim Consejo Agroindustrial de Guatemala um finanzielle Unterstützung angefragt. Seine Wahlstrategie geht von 14'000 Autobussen aus, die für rund 6 Millionen Quetzales (ca. 750'000 US-$) gemietet werden, um die Sym- pathisantInnen in die Wahllokale zu transportieren. Geht man davon aus, dass in jedem Bus fünfzig Personen Platz haben, wären das 700'000 Stimmen für die PAN, was einen Wahlsieg der Partei im ersten Durchgang garantierte. Auch die Republikanische Front Guatemalas (FRG) träumt davon, ihren WählerInnen Gratistransporte zur Verfügung zu stellen. Der Vizepräsidentschaftskandidat Juan Francisco Reyes López räumt jedoch ein, seine Partei verfüge nicht über dieselben Mittel wie die PAN, doch sei es absolut notwendig, die Bevölkerung an die Wahlurnen zu bringen. Er erinnert jedoch daran, dass die Leute nicht unbedingt für die Partei wählen, die ihnen den Transport ermöglicht. Ein Beispiel dafür sei eine Gemeinde in Livingston. Bei den letzten Wahlen habe die PAN die Autobusse zur Verfügung gestellt, doch die Wahlen hätte in dieser Gemeinde die FRG gewonnen. *** Die Einheit der Staatsangestellten und der Volkssektoren von San Marcos, zusammen mit der Bewegung der Jugendlichen, organisieren für den 31. Oktober "Kinderwahlen" in den Städten San Marcos und San Pedro Sacatepéquez. Laut Violeta Mejía, Koordinatorin des Anlasses, gehe es darum, die Kinder und Jugendlichen schon früh in die staatspolitischen Themen einzuweihen und sie über ihre BürgerInnenpflichten aufzuklären. Sie erwartet die Teilnahme von rund 4000 Kindern und Jugendlichen. Gewählt werden die effektiven KandidatInnen, die für die Wahl am 7. November aufgestellt sind. Man wolle damit auch herausfinden, wie gross die Akzeptanz der KandidatInnen bei den Kindern sei und ob die jeweiligen Regierungsprogramme Themen beinhalteten, welche die Kinder betreffen, meinte Mejía. Nach oben |
Eine ähnliche Initiative hat die Fundación FADES auf nationaler Ebene lanciert. *** Die sogenannt "kleinen" Parteien nehmen kein Blatt vor den Mund, um die Favoriten im Wahlkampf, PAN und FRG, zu kritisieren. "Habt den Mut zur Veränderung", ruft der Kandidat der Allianz Neue Nation (ANN), Alvaro Colom, die Leute auf. "Der einzige Unterschied zwischen den zwei Parteien sind die Farben ihrer Propaganda und die KandidatInnen, im Grunde gehorchen sie beide den Interessen derjenigen, die sie finanzieren." Noch aggressiver drückt sich der Präsidentschaftskandidat der Einheit des Nationalen Zentrums (UCN), Danilo Roca Barillas aus. In Radio- und Fernsehspots sagt er: "Sie haben Jorge Carpio getötet und die Regierung PAN hat nichts zur Aufklärung dieses Verbrechens unternommen. Doch noch schlimmer wäre es, die Regierung einem Mörder in die Hände zu legen. Um Gottes Willen, verhindern wir, dass ein Mörder die Regierung übernimmt." Catalina Soberanis, Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Front Neues Guatemala (FDNG) kritisiert direkt die Regierungspolitik der PAN. Ihr fehlt die Transparenz in der Privatisierungspolitik und sie sagt, nur eine Minderheit profitiere von den versprochenen Nutzen. |
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