Mehr vom selben - Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Guatemala
Fijáte 394 vom 26. Sept. 2007, Artikel 1, Seite 1
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Mehr vom selben - Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Guatemala
Wie alle vier Jahre gibt es auch 2007 bei den guatemaltekischen Wahlen einen zweiten Durchgang, da keineR der KandidatInnen am vergangenen 9. September mindestens 50% plus eine Wahlstimme auf sich vereinen konnte. Die Konkurrenten für die zweite Runde sind - ebenfalls nicht überraschend - Im folgenden Artikel präsentieren wir - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - einige Zahlen und Statistiken über die Wahlergebnisse und geben ein paar Stimmen wieder, die das Versagen der linken Parteien kommentieren. Die Rangliste bei den Die Wahlbeteiligung war mit mehr als 40% Abstinenz ähnlich niedrig wie in früheren Jahren, womit die Dezentralisierungsstrategie des neuen Wahlgesetzes, durch das Bereitstellen von mehr Wahlurnen den WählerInnen die Stimmabgabe zu erleichtern bzw. sie zur Teilnahme zu motivieren, keinen Erfolg hatte. 9,42% der Stimmen wurden leer oder ungültig eingelegt. Eine weitere Änderung des Wahlgesetzes hat zur Folge, dass die Regierung den Parteien, die mehr als 5% Stimmen auf sich gezogen haben, pro Stimme 2 US-$ (im Vergleich zu früher 4 Quetzales, also rund vier Mal mehr) ausbezahlen muss. Damit werden finanziell schlecht gestellte Parteien gänzlich in den Ruin getrieben, da sie ihre zum Teil auf Pump geführte Wahlkampagne nicht vergütet bekommen, während die gewinnende Partei einen ersten Zugriff auf die Staatskasse nimmt. Im Fall der UNE sind das satte 1,7 Mio. US-$. Parteien, die weniger als 5% Stimmen haben und keinen Sitz im Kongress erreichten, werden aus der Politlandschaft getilgt und als aufgelöst erklärt. Dieses Schicksal ist u.a. der linken Gleichzeitig mit den offiziellen Präsidentschafts-, Parlaments- und Gemeindewahlen wurde traditionsgemäss am 9. September auch die Kinderwahl durchgeführt, wobei es jedoch nur um die Präsidentschaft ging. Interessanterweise divergiert dieses Ergebnis mit dem offiziellen: Die Für die zweite Runde ist eine noch geringere Wahlbeteiligung zu erwarten. Für beide Kandidaten geht es nun darum, Allianzen mit anderen Parteien zu schmieden, damit diese ihren AnhängerInnen und Mitgliedern die entsprechende Wahlempfehlung geben. Bisher hat die
Keine Mehrheit im KongressAllianzen müssen aber unweigerlich geschlossen werden, will der zukünftige Kongress in der Lage sein, irgendwelche Entscheide zu fällen. So wie die Sitze neu verteilt sind, wird nämlich keine Partei die Mehrheit stellen. Von den insgesamt 158 Abgeordneten wurden 67 in ihrem Amt bestätigt. Von den Sitzen werden (mindestens zu Beginn) die UNE 49, die PP 30, die GANA 37, die Der massive Sitzverlust im Kongress wird denn auch die Umsetzung des Traums des (nach vierjähriger Parlaments-Pause) als Abgeordneter wiedergewählten Efraín Ríos Montt erschweren, sich zum Kongresspräsidenten wählen zu lassen. Einmal mehr hat die FRG ihre Stimmen auf dem Land, speziell im Departement Nebst Ríos Montt ist auch seine Tochter Zury im FRG-Abgeordneten-Amt bestätigt worden. Die mit einem republikanischen US-Senator verheiratete "Tochter ihres Vaters" wird in diesen Tagen wegen eines Geldskandals im Zusammenhang mit einer in den Ebenfalls wenig geändert im Parlament hat sich die Frauenvertretung. Bloss 21 Sitze (13,29%) werden von Frauen besetzt, dies entspricht prozentual dem Verhältnis aller Frauenkandidaturen. Mehr vom selben auch in der Hauptstadt und in den DepartementsKeine Überraschung ist die Wiederwahl des hauptstädtischen Bürgermeisters und ehemaligen Präsidenten (1996 - 2000) Auch in dieser Kategorie liegt die UNE mit 104 gewonnenen Bürgermeistereien an der Spitze, während die PP mit 39 Gemeinden landesweit eindeutig schwächer ist. Dazwischen liegt die aktuelle Regierungspartei GANA mit 78 alcaldías an zweiter Stelle. Wiedergewählt wurde auch in der zweitgrössten Stadt |
Eine ganze Reihe von Bürgermeistern (z. T. neu- z. T. wiedergewählte) haben eine zweifelhafte Vergangenheit. Einer davon ist Für ein Amt als Bürgermeisterin haben insgesamt 106 Frauen kandidiert, gewählt wurden acht. Der Anteil indigener BürgermeisterInnen hat sich im Vergleich zu den letzten Wahlen nicht wesentlich verändert. Waren es 2003 noch 123, sind es heute 129. Schlechte Resultate für die LinkeLeider haben auch die linken Parteien die Prognosen erfüllt, die im Vorfeld von AnalytikerInnen und bei den Wahlumfragen gestellt wurden. Die fraktionierte Linke, zu der in diesem Fall die Partei der ehemaligen Die URNG konnte mit zwei Parlamentsvertretern (Hector Nuila und Walter Felix) und sieben Bürgermeistereien knapp den status quo halten. Die ANN wird mangels genügend Stimmen und weil sie keinen Parlamentssitz holte, aufgelöst. EG und Winaq, deren Bündnis wenige Tage nach den Wahlen - wie erwartet und im Vorfeld angekündigt - bereits wieder aufgelöst wurde, haben die wenigen gewonnenen Parlamentssitze wohl der Person und Persönlichkeit von Nineth Montenegro zu verdanken (in den Departements ist die Partei generell sehr schwach vertreten). Zusammen mit Montenegro ziehen weitere drei EG-VertreterInnen in den Kongress, darunter Bedauerlicherweise bieten auch die Analysen über die linken Wahlergebnisse nichts Neues. Auf der einen Seite strotzen diese Analysen von "selbstkritischer Selbstbeweihräucherung", im Sinne von "wir haben unter den gegebenen Umständen das Beste erreicht, was wir erreichen konnten". Auf der anderen Seite wiederholen sie die Notwenigkeit einer geeinten Linken im Hinblick auf die Wahlen 2011, einer Verjüngung der Parteistrukturen, dem Einschluss von mehr Frauen und Indígenas, etc., wie das schon vor vier Jahren nach einem ähnlich tristen Wahlresultat der Fall war. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die politischen, finanziellen und strukturellen Bedingungen, unter denen die Linke die Wahlen antraten, nicht die besten waren. Es ist aber definitiv falsch, die Schuld des Wahlausgangs ausschliesslich diesen Bedingungen zuzuschieben, wie das z.B. Rigoberta Menchú macht, für die "das Patriarchat" und "der In dieser Beziehung ist die Anthropologin Irma Alicia Velázquez Nimatuj, die an den Allianzverhandelung von Winaq und EG mit dabei war, viel kritischer: "Winaq war nicht in der Lage, ein Regierungsprogramm zu erarbeiten, das eine klare indigene Position beinhaltete und eine dezidierte Meinung zu Themen wie Wie weiter?Kongress und Gemeindeverwaltungen sind gewählt. Ihre Zusammensetzungen haben sich nicht massgeblich verändert, entsprechend ist auch nicht zu erwarten, dass sich das politische Geschehen auf diesen Ebenen gross verändert. Auf Gemeindeebene kann dies höchstens in einzelnen Orten der Fall sein, zum Beispiel in Ein weiteres Erbe der Und in ihren Diskursen versichern zwar sowohl Colom wie Pérez Molina der Internationalen Kommission gegen die Zu befürchten ist auch, dass sich aus der organisierten Zivilgesellschaft keine grosse Opposition herausbilden wird. Die Wahlbeteiligung und das Wahlergebnis lassen auf eine gewisse Resignation der WählerInnen schliessen, die "Die Bevölkerung hat ihren Glauben in die politische Klasse verloren. Niemand konnte sich für eine der zur Wahl stehenden Optionen begeistern. Dies war auch schon während der Wahlkampagnen und bei den Wahlveranstaltungen spürbar und hat sich mit den Wahlergebnissen bestätigt. Nicht nur war die Anzahl leerer und ungültiger Stimmen verhältnismässig hoch, es hat auch keiner der Kandidaten ein wirklich eindeutiges Ergebnis erzielt. Das heisst, dass weder Otto Pérez Molina, sollte er gewählt werden, mit Überzeugung behaupten kann, dass die guatemaltekische Bevölkerung seine "harte Hand" wirklich will, noch wird Colóm mit Sicherheit sagen können, dass "seine" Stimmen tatsächlich für ihn und nicht gegen Pérez Molina gedacht waren". Mehr dazu nach dem 4. November. |
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