Proteste wegen miserabler Stromversorgung
Fijáte 226 vom 10. Jan. 2001, Artikel 7, Seite 5
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Proteste wegen miserabler Stromversorgung
Guatemala, 2. Januar. In verschiedenen Gemeinden im Landesinnern nahmen in den letzten Wochen die Proteste der Bevölkerung wegen Stromausfall und -schwankungen zu. Die Nationale Vereinigung der Stadtverwaltungen (ANAM) forderte vom Kongress die sofortige Reform des Energiegesetzes. Die ANAM beklagte sich über den schlechten Service der Stromversorger, über absurd hohe Stromrechnungen und über Landenteignungen durch die Stromproduzenten. Die Anschuldigungen betreffen in erster Linie den Stromlieferanten Unión Fenosa, dem die Verteilerzentralen DEORSA und DEOCSA gehören, die einen grossen Teil des ländlichen Guatemalas mit Strom versorgen. Die spanische Unión Fenosa hat unter der Regierung Arzú die beiden Verteilerzentralen gekauft. Der damalige Vizepräsident, Luis Flores Asturias, versprach, dass aus dem Erlös des Verkaufes 95% der ländlichen Bevölkerung einen Stromanschluss bekäme. Nun rühmt sich Unión Fenosa im Jahr 2000 die elektrische Erschliessung auf dem Land um 29% erweitert zu haben. In der Gemeinde La Esperanza, Quetzaltenango, brannte durch die ständigen Stromschwankungen die Wasserpumpe durch, die die weitläufige Gemeinde mit Wasser versorgte. In Mazatenango gibt es Gemeinden, die nach jedem Regen einen 24-stündigen Stromausfall haben. Eine Aussprache zwischen VertreterInnen der betroffenen Gemeinden und Verantwortlichen der Unión Fenosa musste wegen Stromausfall im Sitz des Unternehmens abgebrochen werden. In Coatepeque demonstrierten rund 2000 Personen gegen die Firma DEOCSA, da sie Stromrechnungen für Privathaushalte in Höhe von bis zu 80'000 Quetzales (ca. 10'550 US-$) im Monat erhalten hatten. Die Pressesprecherin der Unión Fenosa, Claudia Sierra, erklärte, die Stromunterbrechungen seien auf Revisionsarbeiten an den Leitungen zurückzuführen. Sie hätten das seit zwanzig Jahren nicht mehr unterhaltene Stromversorgungsnetz vom staatlichen Elektrizitätswerk (INDE) übernommen. Bezüglich der Stromschwankungen meinte sie, liege ein Planungsfehler in der Stromleitungsführung vor; viel Energie ginge beim Transport verloren. Dazu komme, dass oft viel mehr Häuser an die Transformatoren angeschlossen würden und ihre Kapazität überlastet sei. Nach oben |
Anfang Dezember lief die Übergangsfrist ab, die der Uníon Fenosa zugestanden wurde, um die Elektrifizierung auf dem Lande fertigzustellen. Ab sofort hat die Nationale Energiekommission (CNEE) den Auftrag, Sanktionen und Bussen gegen Unternehmen auszusprechen, die einen mangelnden Service bieten. Die von regelmässigen Stromausfällen betroffenen Gemeinden drohen damit, konkrete Aktionen gegen den Stromlieferanten zu ergreifen. Auch das INDE selber ist an seine finanziellen Grenzen gestossen. Falls der Kongress keine Subventionierung des INDE bewilligt, müsse das Unternehmen seinen Service einschränken, erklärte Geschäftsführer Jorge Júarez. Bei dieser Subvention handelt es sich um monatlich rund 35'000 Quetzales (4600 US-$). GewerkschafterInnen des INDE forderten den Kongress auf, die Subventionierung zu bewilligen, da sonst die Gefahr besteht, dass auch noch der Rest des staatlichen Unternehmen privatisiert wird. Das Gesetz namens 'Sozialtarif' stand am letzten Tag vor den Weihnachstferien auf der Traktandenliste des Kongresses und wurde nach längerem Hin und Her bewilligt. |
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