Erste Ölraffinerie in Guatemala
Fijáte 257 vom 10. April 2002, Artikel 10, Seite 6
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Erste Ölraffinerie in Guatemala
Guatemala, 5. April. Zum ersten Mal kann das in Guatemala gewonnene Öl auch im Land selber weiterverarbeitet werden. Möglich ist das in der Ölraffinerie El Motagua, die in der Gemeinde San Augustin an der Atlantikstrasse liegt und in diesen Tagen ihren Betrieb aufnimmt. In einer ersten Phase rechnet man damit, dass täglich 6'000 Barrel verarbeitet werden können, das Ziel ist, innerhalb vier Jahren die Produktion auf 30'000 Barrel täglich zu steigern. Längerfristig soll die Hälfte des guatemaltekischen Treibstoffverbrauchs (Benzin und Diesel) abgedeckt werden. In El Motagua wird vor allem Öl verarbeitet, das vom Ölkonzern Basic Resources im Petén und in Alta Verapaz gewonnen wird. Die Basic fördert 95% des nationalen Ölvorkommens und exportiert davon jährlich 90% in die Vereinigten Staaten. Die restlichen 10% wurden bisher in Guatemala selber zu Asphalt verarbeitet. Besitzerin der Ölraffinerie El Motagua ist eine Aktiengesellschaft, zu deren Hauptaktionären Hugo Ordóñez Porta, Mitglied des Herausgeberrates der Tageszeitung elPeriódico, gehört. Im Mai 1999 wurde sein Bruder Edgar ermordet. Bis heute blieb dieser Mord unaufgeklärt, doch geht man davon aus, dass er in einem Kontext stattfand, in dem Öl eine Rolle spielte. Die zweite Phase des Projekts sieht den Bau eines Elektrizitätswerks vor, das mit einem Teil des raffinierten Öl's betrieben werden soll. Die Idee ist, die gewonnene Energie an den Energieversorger DEORSA zu verkaufen. Ein dritter Bereich, in den El Motagua längerfristig einsteigen will, ist die Produktion von Düngemittel. Das Projekt einer privat betriebenen Ölraffinerie ist zwanzig Jahre alt. Ursprünglich waren es die Militärregierungen von Romeo Lucas García und Ríos Montt, die ein solches Projekt vorschlugen. Lucas García 1991, als er die staatliche Ölfirma PetroGuat gründete und Ríos Montt 1983, mit der Gründung der staatlichen PetGua. Beide Projekte sehen eine eigene Raffinerie vor und beide scheiterten an der mangelnden Unterstützung seitens der Privatwirtschaft und der internationalen Ölmultis. Hauptkritik war die staatliche Einmischung in den Handel, was als eine Bedrohung der freien Marktwirtschaft verstanden wurde. Nach oben |
Hier muss daran erinnert werden, dass man in den 80er-Jahren davon ausging, dass Guatemala über beachtliche Ölreserven verfügte, was dazu führte, dass ihm Fachleute den Spitznamen Kuwait von Amerika gaben. Das nationalistische Interesse der Militärregierungen tendierte darauf, dass das Land über genügend Reserven verfügte, um den Energiebedarf zu decken und in der Raffinerie der Treibstoff hergestellt werden könnte, den das Militär für seinen Aufstandsbekämpfungs-Krieg brauchte. Kleines Detail im Zusammenhang mit der Eröffnung der Raffinerie El Motagua: Kaum wurde die Existenz von Scheinfirmen und Geldwäscherkonten von Präsident Portillo und Vizepräsident Reyes López in Panama bekannt, die offenbar für Ölgeschäfte gegründet wurden, hiess es, dass Reyes López ziemlich viel Geld in die Raffinerie El Motagua gesteckt habe - was dieser selbstverständlich bestreitet. |
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