guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Die Verteuerung des Stroms: Erhellende Erläuterungen über ein dunkles Geschäft

Fijáte 319 vom 22. Sept. 2004, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 319 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte

Die Verteuerung des Stroms: Erhellende Erläuterungen über ein dunkles Geschäft

Im Moment sind 21 der 22 Departements an das SNI angeschlossen, eine Ausnahme bildet der VGPeténNF. Eine der Grundideen, mit der das SNI aufgebaut wurde, war der von der Regierung Portillo hochgelobte Rurale Elektrifizierungsplan (PER), mit dessen Ausführung die beiden Verteiler DEOCSA und DEORSA beauftragt wurden. Ursprünglich funktionierte der PER mit Finanzen aus einem Fonds, der Gelder aus dem Verkauf der INDE-Aktien, aus Tresor-Anleihen des Finanzministeriums und aus ausländischen Investitionen enthielt. Der Plan umfasste den Bau von 1´300 km Stromleitungen und 28 Verteilerstationen. Damit wären rund 280'000 Häuser in 2´600 Gemeinden an das Stromnetz angeschlossen worden. Die Idee schien bestechend und vorteilhaft für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes. Die Resultate nach drei Jahren Erfahrung mit dem PER zeichnen sich indes aus durch wachsende Kritik und Unzufriedenheit der Gemeinden, in erster Linie wegen der hohen Kosten und der Art und Weise, wie die Verteilerunternehmen mit den KonsumentInnen umspringen. Zukunftsperspektiven: Wasserkraftwerke im Rahmen des VGPPPNF Noch sind die genauen Pläne und die Finanzierung der verschiedenen Wasserkraftwerke, die in Guatemala im Rahmen des Plan Puebla Panamá (PPP) gebaut werden sollen, nicht klar. Auch wenn der VGmexikanischeNF Präsident Fox im letzten März während einer Reise durch die Region solche Pläne leugnete, spricht alles dafür, dass die Vorbereitungen für die Ausführung einiger Megaprojekte laufen, mit finanzieller Hilfe verschiedener Geldinstitutionen. Ein konkretes Beispiel dafür ist das Projekt der Stromleitung zwischen Mexiko und Guatemala, die von Los Brillantes, VGRetalhuleuNF, nach Tapachula, VGChiapasNF, geht. Finanziert wird diese 147 km lange Leitung, die US-$ 44,5 Mio. kostet, mit Geldern der VGjapanischenNF und koreanischen Kooperation. Im Jahr 2003 gab es bereits finanzielle Zusagen von über US-$ 405 Mio. für den Ausbau des Zentralamerikanischen Energiesystems (SIEPAC), das die fünf Länder mit 1´830 km Stromleitungen verbinden will. Hauptfinanciers sind die VGInteramerikanische EntwicklungsbankNF (BID) und die Zentralamerikanische Bank für wirtschaftliche Integration (VGBCIENF). Den meisten Strom generiert zur Zeit das umstrittene Wasserkraftwerk von VGChixoyNF, VGQuichéNF, mit einer Leistung von 300 MW. Im Moment kursieren Gerüchte über den Bau weiterer Kraftwerke am Fluss Chixoy. Ferner ist ein grosses Wasserkraftwerk in der Gemeinde VGRío HondoNF, VGZacapaNF, geplant. Es soll im Jahr 2007 den Betrieb aufnehmen, wobei mit grossem Widerstand seitens der Bevölkerung gerechnet werden muss (siehe nebenstehender Artikel). Ebenfalls geplant ist der Bau von Flusskraftwerken am Río Usumacinta, im Departement Petén. Der Zeitplan sieht wie folgt aus: Ausschreibung im Jahr 2004, Baubeginn 2005, Stauung des Flusses 2009 und Betriebsaufnahme 2010. Auch gegen den Bau dieser Kraftwerke gibt es grossen Protest aus der lokalen Bevölkerung, die sich in der Frente Petenero contra las Represas und in der Alianza por la Vida y la Paz zusammen geschlossen hat. Ihr Ziel ist es, die übrige Bevölkerung über die wirtschaftlichen, sozialen und ambientalen Auswirkungen dieses Projekts aufzuklären. PPP und VGTLCNF Guatemala ist im Jahr 2004 das zentralamerikanische Land, das am meisten Strom exportiert. Von Januar bis April betrugen die Einnahmen aus dem Energiesektor US-$ 12,8 Mio., bzw. 215'000 Megawattstunden, im Vergleich zu 11'286 eingekauften MWh. Die Frage, die hinter diesem ganzen Geschäft steckt, lautet: Wie hoch steigen die Gewinne im Elektrizitätssektor noch? Zweifellos betrugen sie in den vergangenen zehn Jah-

ren Milliarden von Quetzales und die bestehenden Expandierungspläne deuten eher auf eine Kapitalvermehrung denn auf eine Verbesserung der Leistung hin. Deshalb hat die Idee, mit der geplanten Unterzeichnung und Implementierung der Freihandelsabkommen im Jahr 2005 auch gleich die Energieversorgungspläne im Rahmen des PPP umzusetzen, einen rein wirtschaftlichen, politischen und militärischen Charakter, der in erster Linie die VGUSANF und die transnationalen Unternehmen begünstigt. Zentralamerika soll erleichterten Durchgang für Handel bieten, über die entsprechende Infrastruktur verfügen, frei von Zollbarrieren sein, Rohmaterial und Naturressourcen zur Verfügung stellen. Und gleichzeitig kann man noch die billige Arbeitskraft von Millionen von arbeitslosen Personen ausbeuten. Zu den Nebenwirkungen, die eine Durchführung dieser Pläne mit sich bringt, gehören: Umweltzerstörung (Wasser- und Bodenverschmutzung, Entwaldung), Umsiedlung ganzer Dörfer und Gemeinschaften, Zerstörung von Land(wirt)schaftszonen, Ausrottung von Flora und Fauna und die Verletzung von internationalen Abkommen (Protokoll von Cartagena über den Schutz der Umwelt, VGAbkommen 169NF der VGILONF über die Rechte indigenen Völker). Es ist deshalb gefährlich, Privatisierung, Investition und Expansion des Energiesektors mit wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung in Guatemala gleichzusetzen. Noch sind zu viele Fragen über die Effekte dieser Art von Entwicklung ungeklärt.


PDF Original-PDF 319 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte