Staatliche Förderung des Alkoholkonsums
Fijáte 260 vom 22. Mai 2002, Artikel 4, Seite 4
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Staatliche Förderung des Alkoholkonsums
Guatemala, 13. Mai. Männerfreundschaften sollte man ernst nehmen - vor allem, wenn es sich dabei um die vermeintlichen Beziehungen des Präsidenten handelt. Doch das hatte der Chef des 34. Kommissariates im Departement Retalhuleu wohl nicht bedacht, als er in Begleitung einiger Kollegen an einem lauen Samstagabend dem Betreiber der Discothek Flamingo die Geschäftslizenz entzog, da in diesem Etablissement zur gesetzlich verbotenen Stunde Alkohol verkauft wurde. Der Inspektor folgte den Anweisungen des entsprechenden Vorgehens und reichte die Unterlagen bei der Superintendanz des Finanzamtes ein, so dass bei erwiesener Sachlage der Discobesitzer 50 000 Quetzales an Strafe bezahlen sollte. Doch es kam anders: Nach einem kurzen Anruf des Direktors der Zivilen Nationalpolizei (PNC) durfte der Inspektor den Fall unter den Tisch kehren und wurde auf einen anderen Dienstposten versetzt. Damit solche Peinlichkeiten in Zukunft nicht mehr geschehen, hat Präsident Portillo kurzerhand das Regierungsdekret 148-2002 erlassen. Damit lockert er das "trockene Gesetz", das den Alkoholkonsum zu gewissen Zeiten, z.B. in den frühen Morgenstunden oder am Tag von Wahlen, verbietet. Dieses Gesetz wurde während der Regierungszeit von Jorge Serrano Elías unter moralischen Aspekten eingeführt, und von Alvaro Arzú 1996 modifiziert, der es als effizientes Instrument zur Bekämpfung der Kriminalität verstand und sich auf die positiven Resultate bezog, die Bürgermeister Giulliani in New York und Bürgermeister Mockus in Bogotá mit ähnlichen Gesetzen erreichten. Portillos Gesetzesänderung erlaubt nun den Alkoholausschank bis drei Uhr in der Früh, zwei Stunden länger als bisher. Begründet wird diese 'Anfeuchtung' des "trockenen Gesetzes" volkswirtschaftlich: Stärkung des Tourismussektors und Umsatzsteigerung für Hotels, Bars und Nachtclubs. Nach oben |
GegnerInnen der Gesetzeslockerung befürchten hingegen eine Zunahme der Gewalt, der Verkehrsunfälle und der Armut. |
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