Erdöl - noch ein Drecksgeschäft
Fijáte 260 vom 22. Mai 2002, Artikel 3, Seite 4
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Erdöl - noch ein Drecksgeschäft
Guatemala, 15.Mai. Im August 2001 haben Präsident Portillo, sein Vertreter Reyes Lopez, sowie die Staatsminister eine Regierungsvereinbarung unterschrieben, mit der das erste nationale Unternehmen dazu autorisiert wurde, sich der Exploration und der Förderung von Erdöl und -gas zu widmen. Diese Aktivitäten sollen in der Region Izabal auf 127 830 ha stattfinden, von denen 60 % die Wasserfläche des dortigen Sees betreffen. Für US$ 31'957.69 pro Jahr - das sind 0,25 Cents (US$) pro ha - darf sich die Compañía Petrolera del Atlántico S.A. (CPA) in das Abenteuer stürzen. Ein solches wird es für diese Gesellschaft sicher sein, die sich erst 1997, wenige Monate vor Projektausschreibung gegründet hat und keinerlei Erfahrungen im Ölgeschäft vorweisen kann. Es bestehen wohl berechtigte Zweifel hinsichtlich des verwendeten "Verfahrens" der Ausschreibung und Vertragsschliessung. Fachleute des Regierungsressorts für Energie und Bergbau versicherten, dass besagtes Unternehmen als einziges im Wettbewerb der Ausschreibung teilgenommen hätte. Von internationaler Seite wird angemerkt, dass die im Vertrag vermerkte Klausel, die dem Unternehmen völlige Freiheit bezüglich des Nutzens, Verkaufs, der Verfügung, Vermarktung und des Exports zugesteht, seltener "Vorteil" sei. Die CPA kann also die geförderten Ressourcen nach eigenem Gutdünken verarbeiten, als "natürliches" Gas, Schwefel oder andere Substanz "verbraten" und schliesslich auch die Rechte desselben abtreten; der Lizenznehmer übernimmt dabei dann alle entsprechenden Auflagen. Und ein solches Millionengeschäft mit ausländischen Firmen wird sich die CPA sicher nicht entgehen lassen. Zwar verwundert es inzwischen nicht mehr, dass Portillo mit seiner Unterschrift ein weiteres seiner Wahlversprechen gebrochen hat - das nämlich zugunsten der Umwelt. Doch hat er wohl nicht bedacht, dass sein Handeln auch gegen Artikel 6 und 7 des Abkommens 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) verstösst. Nach diesem haben die indigenen Völker das Recht dazu, selbst über ihre eigenen Prioritäten hinsichtlich des jeweiligen Entwicklungsprozesses zu entscheiden, was grundsätzlich ihr Leben, ihren Glauben sowie ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Fortschritt betrifft. Dieser Abschnitt wurde 1996 im Rahmen der Friedensverträge mitunterschrieben. UmweltschützerInnen und zivile Gruppen u.a. aus El Estor und Izabal sammeln derzeit Unterschriften gegen den Vertrag, was auch von der Gemeindeverwaltung von El Estor unterstützt wird. Daneben bitten andere Umweltorganisationen wie das "Kollektiv Mutter Erde" den Präsidenten Guatemalas, seinem Amtskollegen in Costa Rica "nachzueifern", der ehrenhaft sein Versprechen einhält, sein Land von jeglichen Erdölaktivitäten freizuhalten. Nach oben |
Unterstützung finden die NaturschützerInnen bei dem transnationalen Unternehmen Shell, das bereits 1990 eine Studie in Bezug auf die Umweltbelastung durch Erdöl durchführte. Wenn nicht die notwendigen Massnahmen in den Gebieten der Erdöloperationen in Izabal ergriffen würden, würde das Ökosystem Schaden nehmen und sich verändern, die dort lebenden Tiere würden sich zurückziehen. Auch die marine Population würde aussterben, Pflanzungen und Züchtungen eingehen; die seismischen Erschütterungen würden archäologische Stätten zerstören. Von gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung allein durch Luft- und Wasserverschmutzung ganz zu schweigen. Zudem würden die Erdölaktivitäten negativen Einfluss auf mögliche Investoren in der Gegend haben; in diesem Fall wäre der für diese Gegend wichtige Tourismus besonders betroffen. Das tollste Hotel an einem schwarzen, stinkenden Ölsee zieht wohl nicht viele Urlaubsgäste an. |
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