Wanted: Internationale Begleitung gesucht
Fijáte 286 vom 4. Juni 2003, Artikel 11, Seite 6
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Wanted: Internationale Begleitung gesucht
,,Am 12. Februar 1982 kamen Gruppen von Militärs um 9 Uhr morgens in das Dorf Pacoj bei San Maflin Jilotopeque, Bezirk Chimaltenango. Die Soldaten gelangten an drei verschiedenen Punkten ins Dorf und kreisten es ein. Viele Dorfmitglieder flüchteten, andere blieben in ihren Häusern versteckt. Die Soldaten zwangen einige Frauen, für sie zu kochen. Als sie gegessen hatten, begannen sie, die Dorfmitglieder in ihren Häusern umzubringen. In acht Häusern kamen 35 Personen zu Tode. Bevor sie umgebracht wurden, schnitt man ihnen die Zunge heraus oder sie wurden schwer geschlagen. Draussen vergewaltigten, folterten und töteten sie fünf Frauen in der Nähe einer Bergschlucht sowie ein Kind und sieben Männer, die mit ihnen waren. An jenem Tag tötete das Militär in diesem Dorf 45 Personen: 20 Frauen, 16 Kinder und 12 Männer. Die Toten wurden von den Überlebenden in drei verschiedenen Massengräbern begraben." Aussage eines Zeugen, der an der kollektiven Klage teilnimmt, die am 3. Mai 2000 von der "Vereinigung für Gerechigkeit und Versöhnung", einer Gruppe Überlebender von zehn Massakern, vor das guatemaltekische Gericht gebracht wurde. Lange wurde über die Massaker an der Zivilbevölkerung aus der Regimezeit unter Romeo Lucas García und Efraín Ríos Montt (1981-83) geschwiegen, nie aber wurden sie vergessen. CALDH (Centro para Acción Legal en Derechos Humanos) ist eine Menschenrechtsorganisation, die Gerichtsverfahren anstrengt, in denen die Opfer persönlich als ZeugInnen der Anklage auftreten. Die erste Anklage gegen Ex-Diktator Lucas García, an der neun Dörfer der indigenen Bevölkerung beteiligt sind, erhob CALDH Anfang Mai 2000. Die zweite Anklage gegen Rios Montt wurde im Juni 2001 eingereicht. Nach oben |
An dieser sind ca. 15 weitere Dörfer beteiligt. Da die ZeugInnen nicht anonym bleiben, ist eine der großen Sorgen die physische Sicherheit der Involvierten. Man will die Risiken für die ZeugInnen sowie der anderen Gemeindemitglieder möglichst minimieren. Deshalb wurde den beteiligten Dörfern internationale Begleitung während der Prozesse angeboten. Die Erfahrung zeigt, dass durch eine solche Präsenz Einschüchterungen und Todesdrohungen zurückgehen. Die BegleiterInnen leben in den Dörfern der ZeugInnen und begleiten diese auf ihren Reisen. Ihre Aufgabe ist, den Dörfern Hilfe und das Gefühl der Sicherheit anzubieten, eine neutrale unparteiische Beobachtung und Dokumentation, die Teilnahme an Dorfversammlungen, die Begleitung der ZeugInnen u.a. zu den Gerichtsverfahren, das Weiterleiten von Informationen auf nationaler und internationaler Ebene sowie monatliche Treffen mit CALDH und der Koordinatorin. CAREA e.V. war bereits von 1992 bis 1998 in der Begleitarbeit in Guatemala tätig. 1998 wurde diese zugunsten der Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas/Mexiko eingestellt. Nun wurde beschlossen, die Arbeit von CAREA in Guatemala wieder aufzunehmen. Es werden dringend Freiwillige gesucht, die die ZeugInnen in den Prozessen bei der Aufarbeitung der Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkrieges zu deren Schutz begleiten. Hierzu wird ein Seminar vom 20. bis 22. Juni in Vendersheim bei Mainz stattfinden. Es werden Leute gesucht, die entweder schon ein Seminar von CAREA oder ähnlichen Organisationen besucht haben, oder die schon andere einschlägige Erfahrungen in Lateinamerika gesammelt haben. Näheres bei Daniela Tagliaferri, Hintergasse 11, 55578 Vendersheim, Tel. 06732-7308, E-mail: danuwolf@freenet.de |
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