Gegen den Strompreis
Fijáte 286 vom 4. Juni 2003, Artikel 10, Seite 6
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Gegen den Strompreis
Guatemala, 24. Mai. Obwohl in den Strassen des Dorfes El Mal Paso in Gualán, Zacapa, keine Laternen stehen, verlangt das Stromunternehmen Deorsa exzessive Preise von den BewohnerInnen. Einer der Einwohner berichtet, dass er in seinem Haushalt drei 80-Volt-Glühbirnen und ein Radio hätte. Doch die von Deorsa ausgestellte Rechnung schlösse noch eine Quote für die Öffentliche Beleuchtung ein, so dass er einen Betrag von 900 Quetzales (ca. US$ 114) für den April zahlen soll, sonst würde ihm der Strom abgestellt. Die Ankündigung der Anhebung der Stromtarife von Seiten eines anderen zuständigen Unternehmens stiess bereits im Vorhinein bei diversen gesellschaftlichen Sektoren auf Kritik. Die nämliche Dienstleistungsfirma EEGSA (Empresa Eléctrica de Guatemala) wies darauf hin, dass die Preiserhöhung die hohen Erdölpreise auf dem Weltmarkt widerspiegele. Doch die Verbraucherschutzorganisationen werfen den Unternehmen vor, mittels der Tarifsteigerung lediglich ihre eigenen Gewinne vergrössern zu wollen. Die Erhöhungen und die allgemeine Kritik in Bezug auf die Qualität der Stromversorgung durch die drei Hauptstromzulieferer auf nationaler Ebene liessen inzwischen Zweifel hinsichtlich der Folgen der Privatisierung dieses Industriezweiges aufkommen. Ende April hatte die Nationale Stromenergie-Kommission die Erhöhung der Stromtarife um 25% für KlientInnen von EEGSA genehmigt. Demnach müssen die KundInnen, die mehr als 300 kWh pro Monat verbrauchen, von Mai bis Juli 12 Centavos pro kWh mehr zahlen, während der Sozialtarif um insgesamt 1 Quetzal ansteigt. Dies ist jedoch für die 6 Mio. GuatemaltekInnen, die weniger als 14 Quetzales (US$ 2) täglich zur Verfügung haben oder gar für die etwa 2,8 Mio. EinwohnerInnen mit 8 Quetzales am Tag kaum zu tragen. Denn die Tariferhöhungen für die MehrverbraucherInnen, v.a. Kleine und Mittlere Unternehmen, schlagen sich automatisch über den allgemeinen Markt auf alle Produkte und somit auf jeden privaten Warenkorb zusätzlich nieder. Byron Morales vom Verbraucherschutzverband DIACO meint, dass die Preiserhöhung weniger durch die gestiegenen Ölpreise sondern vielmehr daher resultieren, dass EEGSA ihre Verluste wettmachen will, die durch die relativ niedrig angesetzten Preise im letzten Trimester zustande kamen. Zudem hätte das Unternehmen in den zwei Wochen, in denen das Erdöl deutlich teurer war, gar keinen Kauf getätigt. Laut Morales ist die Wurzel des Problems der Mangel an Gesetzen, um die Privatisierung zu regeln und die VerbraucherInnen zu schützen. Selbst Präsident Portillo kritisiert die Stromtariferhöhung, schiebt die Verantwortung jedoch seinem Vorgänger Álvaro Arzú zu, unter dessen Regierung 1997 die Privatisierung des Strommarktes im Rahmen einer Welle von Entstaatlichungen nationaler Ressourcen vorgenommen wurde. Nach oben |
Der guatemaltekische Strom liegt seitdem in spanischen, nordamerikanischen und portugiesischen Händen. Die wenigen munizipalen Versorger decken kaum 7% des nationalen Marktes. Zwar sind inzwischen rund 85% der Bevölkerung mit Strom versorgt, doch die Dienstleistung konzentriert sich auf Städte und die Strassen Richtung Atlantik und Quetzaltenango. Zu oft sind die KundInnen zudem der Willkür der Unternehmen ausgesetzt. An Guatemalas nationaler Abhängigkeit vom Erdöl hat sich auch nichts geändert, obwohl, so María del Carmen Aceña vom Wirtschaftsforschungszentrum CIEN, das Land die geeignete Geographie hätte, um den Grossteil seiner Energie mittels Wasserkraftwerke selbst zu produzieren. |
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