Stopp den Internationalen Adoptionen!
Fijáte 321 vom 3. Nov. 2004, Artikel 6, Seite 5
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Stopp den Internationalen Adoptionen!
Guatemala, 18. Okt. Das Komitee der Rechte des Kindes der Vereinten Nationen kritisiert das fehlende Interesse der guatemaltekischen Regierung, das Adoptionssystem zu überwachen und zu prüfen und die Konvention von Den Haag zum Schutz von Mädchen und Jungen sowie die Zusammenarbeit im Bereich der Adoptionen zu ratifizieren. Diese wurde bereits 2002 von Guatemala akzeptiert und trat im März 2003 in Kraft. Doch im August desselben Jahres entschied das Verfassungsgericht, dass die Zustimmung zu jener Konvention verfassungswidrig sei und deswegen zurückgezogen werden müsste. Die Indifferenz der Regierung hat nun zur Folge, dass die UNO den Stopp jeglicher Auslandsadoptionen fordert. Im Schnitt dürften nach UN-Angaben im Jahr nicht mehr als etwa 500 Adoptionen vollzogen werden, davon 90% im Land und 10% ins Ausland. Im Moment laufen dagegen um die 7´000 Adoptionsanträge, in ihrer Mehrheit auf internationaler Ebene. Mit diesen Zahlen positioniert sich Guatemala an die Spitze hinsichtlich des Exports von Mädchen und Jungen. Derweil befindet sich ein Gesetzesvorschlag zur Abstimmung im Kongress, doch auf Antrag der Grossen Nationalen Allianz (GANA) wurde die Diskussion und somit die Ratifizierung des lange ausstehenden Regelwerks vertagt. Das Hauptproblem der Adoptionen ist in Guatemala die Unkenntnis der Herkunft des Kindes. Diese Tatsache begünstigt den Raub von Kindern und das Mieten von Leihmüttern. Gerade das erstgenannte Verbrechen wurde im Verlauf des Jahres verstärkt beobachtet. Die Entführung eines Kindes - am besten lassen sich wohl jene im Alter zwischen 0 und 4 Jahren auf dem internationalen Adoptionsmarkt handeln - findet oft aus Krankenhäusern statt. Allein 26 Klagen wegen Kindraubes wurden bislang 2004 eingereicht, von denen 17 Fälle bereits aufgeklärt werden konnten. Dabei wurden 13 Personen, vornehmlich Frauen, festgenommen. Ebenso sind im Laufe des Jahres 12 geheime Kinderheime aufgedeckt und aus diesen 44 Neugeborene in Obhut genommen, 19 weitere Personen verhaftet worden. Meinen sich die TäterInnen ertappt, setzen sie die Kleinen meist einfach aus und überlassen sie ihrem Schicksal. Gemäss einem Bericht des Menschenrechtsprokurats (PDH) werden jährlich zwischen 2´500 und 3´000 Kinder geraubt und vornehmlich zur Adoption in die USA, nach Frankreich, Spanien und Kanada verschickt. Nach oben |
Die Tatsache, dass auch die Vereinigten Staaten die Den Haager Konvention nicht ratifiziert haben, macht dieses Land zu einem unproblematischen Empfänger von kleinen GuatemaltekInnen. Die Kosten einer Adoption belaufen sich nach Aussagen von Menschenrechtsprokurator Sergio Morales auf durchschnittlich US-$ 23´000. Die staatliche Nichtkontrolle verwandelt somit die kleinen Menschen in Handelsware. Dem entgegenwirken soll ein von verschiedenen sozialen Gruppierungen und offiziellen Stellen gemeinsam erarbeiteter Gesetzesvorschlag, der den Adoptionsprozess an sich wesentlich transparenter und agiler zu gestalten sucht. In erster Linie sieht dieser als einzigeN BevollmächtigteN für die Autorisierung einE RichterIn vor, die im Kinder- und Jugendrecht versiert ist. Die Beteiligung von RechtsanwältInnen, die bislang die Adoptionen gerne über ihre eigenen Schreibtische und Konten laufen lassen, solle auf die Legalisierung der Dokumentation beschränkt werden. Das Wissen um die Herkunft soll mittels DNA-Analysen von Kind und Eltern dem Gesetzentwurf gemäss genauso garantiert werden wie das Mitspracherecht der Mütter hinsichtlich des Prozesses und seiner Implikationen für sie selbst sowie für die Kinder. Es müsse erreicht werden, dass die Kleinen alle registriert sind, um eine staatliche Kontrolle zu gewährleisten, die gleichsam die Wahrung der Menschenrechte ermögliche, so Rossana Ajá, Direktorin des Gesundheitsprogramms des Sekretariats für Soziale Werke der Präsidentschaftsgattin (SOSEP). Zudem müssten laut Aussagen Ajás alle Kinderheime registriert und regelmässig supervisiert werden. Ob und wann sich der Kongress endlich zur Ratifizierung bequemen wird, bleibt angesichts der aktuellen öffentlichen Aufmerksamkeit abzuwarten. |
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