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Viele Maschinen, in allen Farben und Grössen

Fijáte 322 vom 17. Nov. 2004, Artikel 1, Seite 1

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Viele Maschinen, in allen Farben und Grössen

Entwicklungs- und Subsistenzprojekte für die Armen investiert haben. Im Gegenteil, es ging einzig um Ausbeutung und Raub. Es gibt keine Beweise dafür, dass die Investition der Minenunternehmen den armen Ländern zugute kommt. Im Gegenteil, gemäss Untersuchungen der VGVereinten NationenNF leben die meisten an der Armutsgrenze Lebenden in Ländern, die Minerale exportieren. Die Regierungen der unterentwickelten Länder haben meist nicht die Kapazität, um die negativen Auswirkungen dieser Industrie auf die VGGesundheitNF der Menschen vorauszusehen oder zu verhindern, dass die Wirtschaftsentwicklung rückläufig ist. Wer weiss, welch Schicksal unsere aktuelle Regierung erwartet, die ihre verlorene Seele mit schändlicher VGKorruptionNF zupflastert. Ein ähnliches Schicksal werden wohl die Entscheidungsträger der VGWeltbankNF, des Internationalen Währungsfonds und der VGInternationalen ArbeitsorganisationNF zu erwarten haben. Die armen Länder Lateinamerikas, die bereits die Conquista, die Plünderung und jetzt die Auslandsverschuldung haben erleiden müssen, werden nun gezwungen, diese "Entwicklungsprojekte" anzunehmen. Für die Mine in Sipakapa, deren erste negativen Konsequenzen wir schon spüren, gab die Weltbank ein Darlehen von 45 Mio. US-$ und führte dabei an, wie die marginalisierten Indígenas von Sipakapa davon profitieren könnten. Mit diesem Geld soll aber nicht der indigenen Bevölkerung der Region geholfen, diese soll vielmehr ein für alle Mal zum Verschwinden gebracht werden. Schon in der Vergangenheit haben die Menschen Minerale abgebaut. Bereits die Babylonier, die Assyrer, die Byzantiner besassen Kupfer- und Bleiminen im heutigen Südjordanien. Doch seit der industriellen Revolution nahm der Abbau und der Gebrauch von Mineralien stetig zu. In jüngster Zeit hat sich diese Entwicklung rasant beschleunigt: Im Jahr 2000 wurden rund 9,6 Mio. Tonnen Mineralien abgebaut, das ist etwa doppelt soviel wie im Jahr 1970. Die USA, Kanada, VGAustralienNF, VGJapanNF und Westeuropa, die zusammen 15% der Weltbevölkerung ausmachen, konsumieren etwa 2/3 der jährlich abgebauten Minerale: Etwa 61% des Aluminiums, 60% des Bleis, 59% des Kupfers und 49% des Stahls. Pro Person werden in den USA jährlich 22 kg Aluminium konsumiert, einE DurchschnittsbürgerIn in VGIndienNF konsumiert jährlich 2 kg und einE AfrikanerIn 0,7 kg. In jüngster Zeit wurde vermehrt in die Suche nach Gold und Diamanten investiert, die mehr wegen ihres Wertes denn wegen ihrer Nützlichkeit gefragt sind. Wir wissen, wohin das führt: Schmuck für lebende Tote. Gestern Abend besuchten mich zwei Europäer, die für ein internationales Unternehmen in der Mine von Sipa-

kapa arbeiten. Der jüngere, ein lockenköpfiger Ingenieur, der keine Ahnung vom Leben und viel Heimweh nach seiner Mutter hat, pflügt mit seiner Maschine die Berge um, der ältere ist ein lebensfroher Fünfzigjähriger. Die beiden erzählten mir Schlimmeres als ich bereits wusste und schlossen ihre Erzählungen mit: ,,Was können wir dafür? Wir werden bald wieder von hier weggehen. So ist nun einmal diese Welt". Die Welt? Welche Welt? Die Welt in der jedeR seinen/ihren eigenen Egoismus befriedigt und alles besitzen will, das glänzt? Alles Dummköpfe, die nichts begriffen haben! Habt ihr schon einmal einen Bauern gesehen, der mit dem Spaten sein Feld bestellt? Oder einen Maurer, der eine Lehmwand hochzieht? Habt ihr schon einmal den Tod gefürchtet? Oder die Stille der Existenz gehört? Wisst ihr, was VGHungerNF ist? Was Leiden bedeutet... und was Glück ist? Das Leben mit allen Freuden und Leiden, die Natur mit ihrer Schönheit und Gefahren, mit allem, was uns Lachen und Weinen macht, sind unsere FreundInnen. Aber Leben heisst vor allem eines: Auf eine radikale Weise mit einem falschen System und seinen falschen Mythen brechen. Aus meinem Observatorium in Sipakapa betrachte ich aufmerksam das Auf und Ab des Lebens und gebe mir Mühe, nicht Teil von dieser Welt zu werden auch wenn ich darin leben muss."


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