Bergers Familienfincas und das Arbeitsgesetz
Fijáte 351 vom 18. Jan. 2006, Artikel 6, Seite 5
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Bergers Familienfincas und das Arbeitsgesetz
Guatemala, 9. Jan. Und wieder ist es die Polizei, die eingesetzt wird, Landkonflikte zu lösen - so geschehen am 28. Dezember vergangenen Jahres auf der Finca Clermont im Munizip San Pablo, Departement San Marcos. Und wieder ist es ein Familienmitglied des Präsidenten Oscar Bergers, das sich als Besitzerin von dieser und zwei anderen Ländereien, den Fincas Valdemar und Ucubujá in der gleichen Gegend, auf Seiten der Arbeitgebenden befindet, die die Gesetze brechen. - Erinnert sei an Bergers Amtsantritt vor 2 Jahren und die Skandale auf der Finca María Lourdes in Coatepeque, in die seine Familie involviert war (siehe ¡Fijáte! 299 und 304). Die Lösung der Arbeitskonflikte auf den nun zur Debatte stehenden drei Fincas von Silvia Eugenia Widman Lagarde de Díaz, Schwägerin Bergers, stagniert seit fünf Jahren. Derweil warteten die ungerechtfertigterweise entlassenen Arbeitenden nicht das erste Mal darauf, sich mit der Arbeitgebenden Seite zusammenzusetzen - bislang habe diese die angesetzten Treffen stets ausfallen lassen - und darauf, dass das bestehende Arbeitsgesetz korrekt angewendet werde, so die Gewerkschaftszentrale der Arbeitenden Guatemalas (CGTG). Victoriano Zacarías von der CGTG berichtet, dass die für kürzlich geplante Sitzung der Konfliktparteien erneut verschoben wurde, auf der die nötigen Schritte besprochen werden sollten, um die emittierten Anordnungen der zuständigen Gerichte und Instanzen zu erfüllen. Seit Ende des letzten Jahres hätten die BäuerInnen Drohungen von Seiten der Polizei des Departements San Marcos erhalten, ganz offensichtlich in Befolgung von Anweisungen des Präsidenten, teilt der Gewerkschaftsführer mit. Vor mehr als fünf Jahren gründeten die Arbeitenden der drei genannten Fincas eine Gewerkschaft, um sich gegen die ständigen Verletzungen ihrer Menschen- und Arbeitsrechte zur Wehr zu setzen. Am 17. August 2001 antwortete schliesslich die Arbeitgebende Seite auf diese Organisierung mit der Kündigung von 49 Angestellten der Finca Clermont. Diese reichten daraufhin ihren Fall beim Arbeitsgericht im Munizip Malacatán ein, das die Wiederanstellung der sowie die Gehaltszahlungen an die Betroffenen anordnete. Obwohl dieser Entscheid vom Berufungsgericht ratifiziert wurde, legte Widman Lagarde de Díaz, Schwester der ersten Dame der Nation, Einspruch beim Höchsten Gerichtshof ein, der jedoch abgewiesen wurde. Auch beim anschliessend aufgesuchten Verfassungsgericht hatte Widman Lagarde keinen Erfolg. Doch bis dato steht die Zahlung von mittlerweile 3 Mio. 708.914 Quetzales an die BäuerInnen aus. Stattdessen wurde gegen diese Klage wegen schwerwiegender widerrechtlicher Anmassung eingereicht, leben sie doch, wie für Finca-Angestellte üblich, auf dem Gelände der Finca. Nach oben |
Die Kolumnistin Claudia Samayoa berichtet von der Information, dass auf dieser Finca am 20. Dezember ein Dialogprozess aufgenommen worden sei, doch acht Tage später sei die Polizei aufgetaucht, habe die Finca gestürmt und geräumt. Der Dialog zwischen Polizei und Arbeitenden habe angeblich die Anwendung von Gewalt verhindert. Auch im Departement Alta Verapaz dauern die Landkonflikte an. Indigene und BäuerInnenführerInnen, die für die Rückgabe der Ländereien kämpfen, die ihren Gemeinden während des internen bewaffneten Konflikts genommen wurden, sind Opfer von Morddrohungen von Seiten der Besitzer und Angestellten der Finca Sexán. Santiago Chub Cuy, Santos Coy und Santiago Xol, Mitglieder des Pro-Land-Komitees der Gemeinde Sexán, denunzierten, dass der Geschäftsführer der Finca schätzungsweise 60 Schusswaffen gekauft habe, um die BäuerInnen anzugreifen und zu vertreiben, sollten diese das Gelände besetzen. Die Kläger hoben hervor, dass während des vergangenen Jahres zahlreiche AnführerInnen und Mitglieder der Gemeinde eingeschüchtert worden seien. Deswegen machten sie die Angestellten und Eigentümer der Finca für jegliche Situation verantwortlich, die gegen ihr eigenes Leben und das ihrer Familie gerichtet sei. Gemäss den Klageführenden BäuerInnen hätten am 28. Dezember Arbeitende der Finca Unkrautvertilgungsmittel in den Brunnen geschüttet, aus dem die Gemeinde sich mit Trinkwasser versorge. Ausserdem hätten sie versucht, einige Frauen der Gemeinde zu vergewaltigen. Chub und Xol berichten derweil, dass sie in den letzten Tagen ein Sportflugzeug über die Gemeinde haben fliegen sehen, was die BewohnerInnen in Angst versetze, die lediglich ihre Ländereien zurückforderten. Die Landarbeitenden fordern unterdessen von den lokalen Autoritäten eine sofortige Lösung der Problematik und die Ernennung einer Kommission auf höherer Ebene, um einen Verhandlungsprozess in die Wege zu leiten. Auch fordern sie die Zahlung von nie erhaltenen Lohnzusatzleistungen, haben sie doch selbst einmal auf der Finca gearbeitet. |
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