Drohungen gegen Exhumierungsaktivisten und deren Familien
Fijáte 352 vom 1. Feb. 2006, Artikel 4, Seite 4
Original-PDF 352 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Drohungen gegen Exhumierungsaktivisten und deren Familien
Guatemala, 20. Jan. Im Departement Quiché haben SpezialistInnen der Stiftung für Forensische Anthropologie Guatemalas (FAFG) in der vergangenen Woche die Überreste von dreizehn Personen in einem geheimen Friedhof in zwei Gemeinden in Joyabaj gefunden. Feliciana Macario von der Witwenorganisation CONAVIGUA berichtete, dass die gefundenen Opfer laut ZeugInnenaussagen im Jahre 1982 von Militärangehörigen mit Gewalt aus ihren Gemeinden verschleppt, exekutiert und in zwei Massengräbern verscharrt wurden. In den Ausgrabungen sieht CONAVIGUA eine wichtige Unterstützung bei ihrer Aufgabe, die Wahrheit über die vielen Massengräber aus der Zeit des internen bewaffneten Konflikts ans Tageslicht zu holen. Gleichzeitig würden die Ausgrabungen aber auch den Familien der Opfer bei ihrer Trauerarbeit helfen und einen Beitrag im Kampf gegen die Straflosigkeit leisten. Auch im Kanton Tunajá II, Zacualpa, ebenfalls im Quiché, wurden die sterblichen Überreste eines Opfers gefunden. Wie die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) mitteilte, handelt es sich um einen Mann, der 1982 mutmasslich von Mitgliedern der Zivilpatrouillen (PAC) und der Armee brutal ermordet wurde. Dass es immer noch und immer wieder Personen gibt, die versuchen, die Wahrheitsfindung über die Verbrechen während des bewaffneten Konfliktes zu behindern, zeigen aktuell die erneuten telefonischen Morddrohungen gegen Fredy Armando Peccerelli Monterroso und seine Familie. Peccerelli ist Direktor der FAFG. Am 9. Januar erhielt er eine Kurzmitteilung auf sein Mobiltelefon, in der es gemäss einer Urgent Action von amnesty international hiess: "Hurensohn, wir werden deinen Bruder Yani töten. Wir können ihn gut beobachten, in seinem Volvo ohne Heckscheibe. Hört mit den Exhumierungen auf..." Die Mitteilung beziehe sich offenbar auf Fredy Peccerellis Bruder, Gianni Peccerelli, der vor kurzem einen Volvo gekauft habe, dessen Heckscheibe fehle, so AI. Einen Tag später erhielten Omar Girón de León, Leiter der FAFG-Laboratorien und dessen Frau Bianka Peccerelli Monterroso sowie Jeannette Peccerelli Drohbriefe. Letztere, die Ex-Frau von Fredy Peccerelli, wurde bereits im August vergangenen Jahres von einer Person mit vorgehaltener Pistole bedroht. Die Nationale Zivilpolizei (PNC) bewacht die Betroffene seitdem. In der Eilaktion von amnesty heisst es weiter: "Im Jahr 2002 hat die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) gefordert, dass Bianka Peccerelli Monterroso, Omar Girón de León, Fredy Peccerelli und andere FAFG-Mitglieder Polizeischutz erhalten. Nach Ansicht von amnesty international sind die daraufhin erfolgten Schutzmassnahmen unzureichend. Nach den gegen Bianka Peccerelli Monterroso und Omar Girón de León gerichteten Morddrohungen vom September 2005 wurden zum Schutz des Ehepaares zwei Polizisten vor ihrem Haus postiert, und Bianka Peccerelli Monterroso erhält rund um die Uhr Polizeischutz. Von Ende Dezember 2005 an erschienen die zum Schutz des Hauses verpflichteten Polizisten an einigen Tagen nicht zum Dienst. Ab dem 7. Januar 2006 - drei Tage vor der schriftlichen Morddrohung - kamen sie gar nicht mehr. Seit den jüngsten Drohungen stehen die Häuser von Gianni Peccerelli und Bianka Peccerelli Monterroso unter Polizeischutz. Da die beiden Personen jedoch direkte Morddrohungen erhalten haben, fordert die FAFG die Behörden auf, ihnen 24-Stunden-Schutz zu gewähren und diesen auch aufrechtzuerhalten." Diesen Forderungen schlossen sich auch CONAVIGUA und das Menschenrechtsprokurat (PDH) an, ausserdem appellieren sie an die Autoritäten, eingehende Untersuchung über die Verantwortlichen der Drohungen einzuleiten. Nach oben |
Nach Angaben von Jesús Hernández, Direktor des Zentrums für Forensische Analyse und angewandte Wissenschaften (CAFCA), wurden im Jahr 2005 allein von dieser Organisation bei 25 Exhumierungen insgesamt 71 Opfer des bewaffneten Konfliktes im Ixcán und Nebaj, Quiché, San Pedro und Ixchiguán, San Marcos, Nentón, Huehuetenango und San Pedro Carchá, Alta Verapaz, gefunden. |
Original-PDF 352 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte