Aufruf zum Nationalen Maya- und Volksaufstand
Fijáte 357 vom 12. April 2006, Artikel 2, Seite 3
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Aufruf zum Nationalen Maya- und Volksaufstand
Guatemala, 06. April. Nach einer erneuten Massendemonstration Ende März und aufgrund der ausbleibenden positiven Antwort seitens der Regierung hinsichtlich ihrer wiederholten Forderungen, rufen soziale, Gewerkschafts- und indigene Organisationen zum sog. "Nationalen Maya- und Volksaufstand auf". Dabei soll es sich nicht um eine angekündigte Demo oder isolierte Aktionen handeln, sondern um einen Plan, der die Kampfesfront sichtbar macht, seien doch Taten anscheinend die einzige Form, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der angekündigte Aufstand erinnere laut Vizepräsident Stein an die gewalttätigen Aktionen während des internen bewaffneten Konflikts. Es solle doch lieber eine neue Dialogphase aufgenommen werden, um die Unstimmigkeiten zu benennen. Doch Juan Tiney, Führungsperson der BäuerInnenkoordination CONIC, verwies auf den Spott gegenüber den Organisationen, den die Antwort der Exekutive auf ihre Vorschläge offenbart habe, der zeige, dass offenbar kein wirkliches Interesse in der Sache bestehe. Das überreichte Dokument sei eine Aufzählung der ausgeführten Aktionen durch die Regierung und stelle überhaupt keine Lösung für die zahlreichen Forderungen, wie für den Minenbergbau, die Agrarkonflikte, den Schuldenerlass für Landkredite, die Schulbildung und das Ende der Finca-Räumungen, dar. Das Kommuniqué der Plataforma Agraria kommt in ihrer Analyse der aktuellen "Agrar-Politik" zu dem Schluss, dass diese autoritär, rassistisch und ausschliessend gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung sei: "Die derzeitige Regierung glaubt, dass sie mit ihren Programmen das Land auf dem Weg in Richtung Entwicklung führt, doch es ist offensichtlich, dass die Etatzuweisungen für die folgenden Programme die armen BäuerInnen überhaupt nicht begünstigt: "Wälder der Eintracht" ist die Zahlung an die ehemaligen Zivilpatrouillen (Ex-PAC) in Höhe von 467,9 Mio. Quetzales. "Guate-investiert" hat die Exporteure und die Toursimus-Taxis beglückt (13.7 Mio. Quetzales). Die Verteilung von Düngemitteln ist auf Munizipien der BürgermeisterInnen beschränkt, die der Regierungspartei nahe stehen (139 Mio. Quetzales) und das Programm des "Glases Milch" deckt bloss 35 Munizipien des Landes ab (32,8 Mio. Quetzales). Damit sind noch nicht einmal jene 147 Munizipien erreicht, die offiziell als extrem arm gelten." Nach oben |
Zwar sind im Fall der Finca Nueva Linda die Verhandlungen mit den Besetzenden bereits soweit vorangeschritten, dass wohl die Regierung eine Finca erwerben und den Fordernden zur Verfügung stellen wird. Doch solche positiven Einzelfälle erscheinen eher als Vorzeigeaktion als als Ausdruck eines wirklichen Richtungswechsels der Politik in Sachen Land. Einen empfindlichen Schlag zeitigte denn auch wenige Stunden nach Ankündigung des Aufstands durch die CONIC der Mord an dem BäuerInnenführer Antonio Ixbalán Cali und seiner Frau María Petzey Cool in der Gemeinde Valparaíso, Chicacao, Suchitepéquez. Vier Unbekannte, schwer bewaffnet und schwarz gekleidet, hatten die beiden in ihrem Haus erschossen. Laut Tiney ist Ixbalán Präsident der BäuerInnenvereinigung von Santiago Atitlán gewesen und aktives CONIC-Mitglied. Als Ergebnis des unermüdlichen Kampfes um Zugang, Nutzen und Besitz des Landes, wurde die Familie gemeinsam mit 44 anderen im Februar 2002 durch die Übergabe der Finca Valparaíso begünstigt. Im Moment setzten sie sich für den Erlass von Schulden in Höhe von 2,2 Mio. Quetzales ein, die sie für den Erwerb der Finca aufnehmen mussten. Die CONIC versteht den Mord als Tat gegen sich und fordert eine nachhaltige und intensive Ermittlung. |
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