Kein Land - kein Geld - kein Landfonds
Fijáte 397 vom 07. November 2007, Artikel 6, Seite 5
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Kein Land - kein Geld - kein Landfonds
Guatemala, 29. Okt. Im Departement Jutiapa haben sich dieser Tage BäuerInnenorganisationen aus dem ganzen Land zusammen gefunden, um die Nationale Koordinationsstelle für den Plan zur Landpacht zu bilden, der rund 40´000 Personen begünstigen soll. Mit dieser Initiative, über deren Finanzierung nichts verlautbart wurde, sollen die Lebensbedingungen jenes Teils der Bevölkerung verbessert werden, der von der landwirtschaftlichen Produktion abhängig ist und ein Stück Land sowie Saatgut und Arbeitsmaterial braucht, erläutert Orlando López, einer der BäuerInnenführer aus Jutiapa. Gerichtet ist das Projekt laut López an die ärmsten BäuerInnen des Landes, die einen zinslosen Kredit über 2´000 Quetzales erhalten, um ein eigenes Vorhaben zu starten. In Kürze wollen sich die Teilnehmenden wieder treffen, um der Koordinationsstelle den legalen Status zu besorgen. Mit Álvaro Colom habe man sich in der Vorwahlzeit bereits zusammengesetzt und wird weiter versuchen, die BäuerInnenschaft bei den Regierenden wieder in Erinnerung zu rufen, berichtet López. Derweil kündigte Carlos Girón, Geschäftsführer des staatlicherseits zuständigen Landfonds FONTIERRAS, zuversichtlich an, dass die Regierung die Verlängerung der Finanzierung der Institution beschliessen werde, schliesslich sei die Lösung der Agrarkonflikte eine Priorität für das Land, behauptet Girón. Registriert sind zurzeit rund 1´600 Konflikte aller Art um Land. "Die Mehrzahl der von FONTIERRAS vergebenen Kredite befinden sich bereits in der Gnadenfrist, wir haben also keinerlei Einnahmen von Raten oder Zinsen dieser Wechsel", so Girón. Die Tageszeitung Siglo XXI erläutert das finanzielle Dilemma, vor dem FONTIERRAS steht, als bestes Beispiel dafür, wie eine ursprünglich durchaus gut entworfene Idee völlig verdorben wird, wenn diejenigen, die für ihr Funktionieren zuständig sind, dies nach ihrem Gutdünken und ohne eindeutige Richtung tun. Eigentlich war vorgesehen, dass mittels des FONTIERRAS-Gesetzes nur bis zum Jahre 2008 staatliche Kredite vergeben würden, denn ab 2009 war die legale Verpflichtung vorgesehen, dass sich der Fonds selbst trage. Weit von diesem Ziel entfernt bezeichnet Siglo XXI die Resultate dieser Behörde als nicht zufrieden stellend und ihre Zukunft für unabsehbar. Als ob es eines aktuellen Beispieles für diese Situation bedürfe, wurden in diesen Tagen 65 Familien aus der Gemeinde San Antonio, Guazacapán im Departement Santa Rosa, 225 Hektar Land mittels FONTIERRAS übergeben, Ergebnis eines mehr als acht Jahre währenden Prozesses des Kampfes und organisierten Widerstandes, so die Nationale Indigene und BäuerInnenkoordination (CONIC). In diesen Jahren musste bereits sehr viel investiert werden, um die Verhandlungen mit FONTIERRAS überhaupt am Laufen zu halten. Ausserdem haben die BäuerInnen in dieser Zeit sowohl ihren Familien als auch ihren zum Überleben nötigen Pflanzungen wenig Aufmerksamkeit geschenkt, erinnert CONIC. Sieben Personen, darunter ein Säugling, verloren während dieses Kampfes ihr Leben. Nach oben |
Für die erhaltenen Ländereien entstehen den begünstigten Familien Kosten von insgesamt 3 Mio. 200´000 Quetzales (ca. US-$ 415´584). Diese müssen innerhalb von 8 Jahren plus 4 Jahren Gnadenfrist an FONTIERRAS zurückgezahlt werden. Somit sind mit der Übergabe der Finca an die Familien deren Probleme längst nicht gelöst, denn jede von ihnen hat mit einem Stück Land auch eine Schuldenlast von 49´230 Quetzales (ca. 6´400 US-$) übernommen, zuzüglich der Zinsen für die Achtjahresfrist. Allein zu Beginn werden die Familien eine Subvention als Arbeitskapital bekommen, um damit anzufangen, ihre Schulden abzuarbeiten. |
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