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Panzós - Der Kampf gegen das Vergessen

Fijáte 466 vom 18. August 2010, Artikel 1, Seite 1

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Panzós - Der Kampf gegen das Vergessen

Am Morgen des 29. Mai 1978 versammelten sich mehr als 800 Menschen auf dem Marktplatz und demonstrierten für eine Landreform. Sie hatten Arbeitswerkzeuge, Stöcke und Macheten bei sich. Der ladinische Polizeichef berichtete, die Macheten seien blutrot gewesen, da zuvor ein Opfer für die Mayagötter damit geschlachtet worden sei ("Hexerei"). Daher habe er sich vor den BäuerInnen gefürchtet. An den wichtigsten Punkten des Marktplatzes, auf dem Dach des Rathauses und der Kirche, hatten sich die Soldaten postiert.

Ein Demonstrationsteilnehmer sagte später: "Wir wollten uns mit niemandem streiten, wir wollten die Frage der Landrechte geklärt haben. Die Leute kamen aus vielen verschiedenen Orten und sie hatten keine Feuerwaffen bei sich."

Der Bürgermeister Walter Overdick Garcia und die städtischen Funktionäre berieten im Rathaus hinter verschlossenen Türen. Um 9 Uhr wollten die DemonstrantInnen mit dem Bürgermeister sprechen. Dieser sagte zu, mit einer Delegation von vier bis fünf Personen zu reden. Die Stimmung war aufgeheizt, das Gespräch kam nicht zustande. Ein Augenzeuge berichtete, dass ein Soldat gegenüber der protestierenden Menge gesagt habe: "Wenn ihr Land wollt, könnt ihr es haben - auf dem Friedhof." Gleichzeitig beschimpfte er die DemonstrantInnen als Guerilleros.

Über den Verlauf des Massaker gibt es unterschiedliche Versionen. Einige sagten, dass die Schüsse begannen, als eine der Führerinnen der DemonstrantInnen, "VGMama Maquin", (zu ihr später mehr) einen Soldaten zur Seite stossen wollte, der ihr im Weg stand. Ein anderer Augenzeuge erklärte, ein Demonstrant habe einem Soldaten eine Feuerwaffe abgenommen, habe aber nicht gewusst, wie er damit umgehen solle. Viele wollen gehört haben, wie ein Militär rief: "Eins, zwei, drei, Feuer!" Die CEH vermutet, dass letztendlich der Grossgrundbesitzer den Befehl gab, auf die Menge zu schiessen. So wurden in jedem Fall 53 Menschen getötet, die im CEH-Bericht namentlich aufgeführt werden. Weiterhin ist dort von 44 weiteren "kollektiven, unbekannten Opfern" die Rede. Einige Soldaten sollen durch Macheten, keiner jedoch durch Feuerwaffen, verletzt worden sein. Der REMHI-Bericht spricht von über 100 massakrierten Menschen, darunter viele Frauen und VGKinderNF, und von 300 Verletzten. Möglicherweise sind in der Zeit danach weitere Kekchi umgebracht worden; viele BewohnerInnen von Panzós versteckten sich jedenfalls in den umliegenden Wäldern oder Bergen.

Die Ereignisse gingen um die Welt. Zunächst hiess es in den guatemaltekischen Zeitungen "EIN MOB VON TAUSEND BAUERN ÜBERFIEL MILITÄREINHEIT IN PANZÓS!". Nach und nach drangen jedoch die Proteste aus den sozialen Bewegungen an die Öffentlichkeit. Und für die VGkatholische Kirche war dieses Ereignis - so schrieb die VGInformationsstelle Guatemala 1983 - "der auslösende Faktor, um die Militärregierung und das zugrundeliegende gesellschaftliche System zu verurteilen." Mindestens zehn Stellungnahmen christlicher Organisationen erschienen in guatemaltekischen Zeitungen.

Am 1. Juni nahmen an einer von der Studierendenvereinigung VGAEU angemeldeten Protestdemonstration gegen das Massaker von Panzós in der Hauptstadt Guatemala-Stadt - je nach Zählung - zwischen 60.000 und 100.000 Menschen teil: Studierende, Mitglieder der Volksbewegungen und Gewerkschaften und zahlreiche kirchliche Gruppen.

Mama Maquin und ihre Enkelin

Die Führerin des Protests in Panzós war unbestreitbar Adelina Caal Maquin, genannt "Mama Maquin". Sie war damals 60 Jahre alt. Ihre damals zwölfjährige Enkelin Maria, die das Massaker überlebte, da sie sich tot stellte, erinnerte sich gegenüber Victoria Sanford: Ihre Grossmutter habe zu den Soldaten gerufen, sie sollten ihre VGWaffenNF herunternehmen und ihr erlauben, mit dem Bürgermeister zu sprechen. Sie erinnerte sich auch an das plötzliche laute Krachen des Maschinengewehrs, das Mama Maquins' Körper von ihrem Kopf trennte. Sie war eine der wenigen Frauen, die VGSpanischNF sprachen und organisierte die Gemeinde seit längerer Zeit in ihrem Kampf um Landrechte. Die Guerilla machte sie publizistisch zu einer Märtyrerin und Guerillera der 1960er Jahre. Ob sie es tatsächlich war, lässt sich nicht mehr herausfinden. Alle gedenken ihrer jedoch als eine "die stets für unsere Landrechte eingetreten ist".

Ihr Name und ihr Engagement ist in zweierlei Hinsicht weitergetragen worden: 1990 haben sich guatemaltekische Flüchtlingsfrauen in VGMexiko zu einer Frauenorganisation zusammengeschlossen, die sie Mama Maqin nannten. "Unsere Geschichte als Flüchtlingsfrauen" - so heisst es in einer Schrift der Organisation - "ist nicht anders als die Geschichte unseres Landes: eine Geschichte des Krieges, der VGArmut, des Elends, des Schmerzes und der VGMenschenrechtsverletzungenNF." Und Mama Maquin lebt weiter in ihrer Enkelin Maria. Sie hatte sich damals tot gestellt. Anschliessend lebte sie - wie so viele in dieser Zeit - versteckt mehrere Jahre in den Bergen. Nun hat sie wieder eine führende Rolle in ihrer Gemeinde inne.


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