Wasser zum Leben und nicht für die Kraftwerke!
Fijáte 413 vom 02. Juli 2008, Artikel 2, Seite 3
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Wasser zum Leben und nicht für die Kraftwerke!
Vom 22. bis 24. April dieses Jahres fand bereits das III. Nationale Treffen zur Verteidigung der Naturressourcen statt. Laut abschliessendem Kommuniqué trafen sich 550 VertreterInnen von Organisationen und Gemeinden aus den Departements Quiché, Huehuetenango, Petén, Alta Verapaz und Izabal sowie Einzelpersonen aus anderen Departements in Uspantán, Quiché, um die aktuelle Situation der Gemeinden in Bezug auf die Baupläne von Wasserkraftwerken und den Abbau von Bodenschätzen zu analysieren. Dabei berichteten die Teilnehmenden folgendes aus ihrer je lokalen Realität: - Im Verwaltungsbezirk Chajul sind bereits gravierende Umweltschäden zu konstatieren, die auf den Bau des Wasserkraftwerks Xacbal zurückzuführen sind. Dieses führt den Fluss durch einen 20 Kilometer langen Tunnel und lässt die anrainenden Gemeinden ohne Zugang zum Wasser. Fünf Dörfer sollen für den Ausbau des Kraftwerks umgesiedelt werden und in einer Art Wohnsiedlung konzentriert werden, die an die Modelldörfer der 80er Jahre erinnert, berichten die AnwohnerInnen. Das Unternehmen verhandelt dabei mit jeder Familie einzeln den Verkauf der Grundstücke und nutzt den Mangel an Informationen und die Armut aus, die in den Gemeinden herrschen. Es zahlt geringe Preise für die Ländereien, aus denen es später einen hohen Gewinn schlagen wird. - Vor etwa zwei Jahren kaufte das Unternehmen ENEL 1´215 Hektar des Territoriums, das historisch dem Maya-Volk der Ixil in Quiché gehört, um am dortigen Fluss Jute ebenfalls ein Kraftwerk zu bauen. Dieses wird voraussichtlich sieben Gemeinden der Verwaltungsbezirke Chajul und Uspantán beeinträchtigen, sowie die Kernzone des Naturschutzgebietes Siviscabá. - In Sacapulas, Quiché, hat die Regierung vor, einen Staudamm am Fluss Río Negro zu bauen, der etwa 70 Meter hoch sein und Folgen für 16 Dörfer dieses Munizips mit sich bringen wird. Das zuständige Unternehmen behauptet, die Erlaubnis zum Baubeginn zu haben, dennoch haben sich die Gemeinden organisiert, um dagegen zu protestieren. - Vor wenigen Wochen ist der Bürgermeister von Lanquín, Alta Verapaz, offiziell benachrichtigt worden, dass bald die Arbeiten für den Bau eines zentralen Wasserkraftwerkes auf den Ländereien der Finca Guajbal beginnen werden. Dieses Kraftwerk wird Schaden verursachen an den landwirtschaftlichen Nutzflächen von 14 Gemeinden. Auch diese haben ihre totale Ablehnung des Vorhabens bereits kundgetan. - Die Regierung Álvaro Colom hat ihre Baupläne für das Wasserkraftwerk Xalalá bereits mehrfach wiederholt, deren Konsequenzen die BewohnerInnen von 30 Gemeinden aus Cobán, Ixcán und der so genannten Königszone Uspantán spüren werden. Der in Xalalá produzierte Strom soll dem Kraftwerk Chixoy zugeleitet und von da aus weiter in die Hauptstadt und nach El Salvador transportiert werden. Damit ignoriert die Regierung die Ergebnisse der Gemeindekonsultation des Guten Willens im Verwaltungsbezirk Ixcán, bei dem 18´000 Personen den Bau dieses Werkes klar abgelehnt hatten. Nach oben |
- Für das Departement Petén kündigte die Regierung an, die Konstruktionspläne für die Wasserkraftwerke El Cayo, El Porvenir und Boca del Cerro am Fluss Usumacinta weiterzuverfolgen. Der hier produzierte Strom soll nach Mexiko verkauft werden. - In vier Gemeinden im Quiché ist Personal von internationalen Unternehmen aufgetaucht, um Flüsse, Berge und die Wasserquellen zu untersuchen hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für die Installation von Wasserkraftwerken und den Abbau von Mineralien. Den betroffenen Gemeinden liegen Informationen vor, dass das Energie- und Minenministerium (MEM) ein Abbauunternehmen nicht nur für die Erschliessung, sondern auch bereits für den Mineralabbau im Ixil-Gebiet autorisiert hat. Dadurch sehen sich 70 Gemeinden der Gegend durch die Folgen gefährdet. - Und schliesslich wird aus Livingston, Izabal, berichtet, dass die Finca-Besitzenden in Komplizenschaft mit der Regierung dabei sind zu versuchen, die Q´eqchí-Gemeinden von ihren Ländereien zu vertreiben, um Plantagen für den Anbau Öl-Palme anzulegen. Dabei machten sie sich das Fehlen von Landtiteln zu Nutze sowie die Tatsache, dass die Zone er kürzlich zum Naturschutzgebiet deklariert wurde. Angesichts der aggressiven Pläne von Regierung, Energieministerium und transnationalen Unternehmen machen die an dem Nationalen Treffen Teilnehmenden in dem vorliegenden Kommuniqué ihren Widerstand gegen die Vorhaben deutlich und werfen den Autoritäten vor, jeden Winkel des Landes auf seine Nutzbarmachung hin zu untersuchen, um aus allem einen finanziellen Gewinn zu ziehen, obwohl dabei nicht nur die Umwelt an sich, sondern auch unter Schutz stehende Gebiete verschmutzt und schliesslich zerstört würden. Weder seien die Gemeinden informiert noch konsultiert worden in Bezug auf die Vorhaben, so wie es die Konvention 169 der ILO vorschreibt. Von der Ignoranz der Ergebnisse der Volksbefragungen ganz zu schweigen. Damit jedoch verletzten die Regierung UND das Verfassungsgericht die Staatsverfassung, das Munizipalgesetz und eben die ILO-Konvention 169. Derweil begünstige die nationale Gesetzgebung die Unternehmen, die ganze 1% ihres Gewinns an die Regierung zahlen müssen und von Steuern befreit sind. Währenddessen müssen sich die Gemeinden einem ungleichen Kampf gegen die grossen Unternehmen stellen. Und anstatt dass die Regierung den Dörfern juristische Sicherheit über ihre Ländereien bietet, indem sie die Legalisierung von kommunalen Grundstücken vorantreibt, übt sie in einigen Fällen sogar Druck aus, damit die Gemeinden ihr grünes Licht für die Unternehmen geben. So würden die Unternehmen, die FincabesitzerInnen und die Regierung die organisierten Gemeinden unterdrücken und verfolgten deren AnführerInnen. "Aber wir sind keine Kriminellen und auch keine TerroristInnen, wir sind organisierte Gemeinden im Kampf zur Verteidigung unserer Ländereien und Naturressourcen" - schliesst das Kommuniqué. |
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