Täter oder Mittäter?
Fijáte 433 vom 22. April 2009, Artikel 1, Seite 1
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Täter oder Mittäter?
Die Rolle des Unternehmenssektors im bewaffneten Konflikt
Während des Jahres 1980 radikalisierten sich die städtischen In Guatemala sind die Namen derer, die während des internen bewaffneten Konflikts hohe Posten in der Regierung besetzten, bestens bekannt. Aber das allein reicht nicht aus für einen Rechtsprozess. Für einen solchen braucht es Beweise, die belegen, dass es eine Befehlskette gab, die befolgt wurde. Aus genau diesem Grund haben die beiden Archive, das des Militärs und das der Ein kleiner Teil des Inhalts des Polizeiarchivs wurde kürzlich öffentlich gemacht (siehe ¡Fijáte! 432). Die zuständige Institution, das In Bezug auf die Militärarchive besteht das Problem in der Undurchlässigkeit, die die Institution noch heute schützt. Die Justiz hat das Aber es gibt noch eine dritte Art von Aufzeichnungen, die das Tun und Lassen einer weiteren Gruppe von Leuten während des Konflikts dokumentieren. Es geht um die UnternehmerInnen; und die Archive, die sich mit ihnen beschäftigen, sind kein Geheimnis. Die Beteiligung des Privatsektors ist vor mehr als einem Jahrzehnt im REMHI-Bericht beschrieben worden. "In den Monaten vor Mai 1980 organisierte der Unternehmensverband Laut REMHI waren "der grösste Erfolg dieser Kollaboration die harten Schläge, die die Front Luis Lima der Guerrilla-Armee der Armen ( Gegnerische GeschäftspartnerWährend sieben Jahren, sowohl während der 90er Jahre als auch in der aktuellen Dekade, hat der britische Soziologe Roman Krznaric eine Art anthropologische Studie über die guatemaltekische Oligarchie erstellt. Er hat rund dreissig Mitglieder der traditionellen Elite interviewt, von denen viele weitgehend bekannt sind, und unterhielt sich mit ihnen über eine Vielzahl von Themen: Vom Land über die Sicherheit bis hin zur Politik. Aber in seinem noch nicht veröffentlichten Buch "Was die Reichen den Armen nicht erzählen", stellt Krznaric fest, dass nur sehr wenige UnternehmerInnen bereit waren, über die Verwicklung des Unternehmenssektors in den Krieg zu sprechen. Und wenn sie doch etwas sagten, tendierten sie dazu, die Rolle von Gruppen wie dem Unternehmensverband CACIF kleinzureden und eher die Rolle von individuellen UnternehmerInnen hervorzuheben. Und obwohl der REMHI-Bericht klar zu verstehen gibt, dass es nicht verwunderlich ist, dass der CACIF und die Militärs Schulter an Schulter zusammengearbeitet haben, ist gleichzeitig augenfällig, dass zwischen ihnen eine ständige Spannung herrschte. So erläutert Diese Art von Bündnissen war fürwahr ein Muster, das in vielen lateinamerikanischen Staaten wiederholt wurde. In einigen Ländern wie z. B. in Geld und BlutDiese enge Zusammenarbeit, die immer konfliktreicher wurde, löste sich während der 80er Jahre dann doch auf. Es waren vor allem Wirtschaftsthemen, welche die Allianz zerrissen. Gewisse Militärsektoren und ihre Alliierten hatten sich wichtiger Geschäfte bemächtigt und stellten auf einmal eine Konkurrenz für die traditionellen Eliten dar. Ein besonders empfindliches Thema war die Steuerreform. Das Militär wollte, dass die UnternehmerInnen mehr zahlten, um die |
Kann die ökonomische Elite sich von dem Vorwurf ihres Involviertsein in die Verletzung der Mindestens drei Studien, alle durchgeführt von AkademikerInnen, die Mitglieder der Wirtschaftselite interviewten, thematisieren die Beziehungen zwischen den beiden dominanten Gruppen während dieser Periode. Dabei kommen sie zu verschiedenen Schlüssen in Bezug auf die finanzielle Hilfe, welche die Unternehmen der Armee in jenen Jahren hat zukommen lassen. So argumentiert die US-Amerikanerin Rachel McCleray, Autorin einer Untersuchung des Nichtsdestotrotz befindet Román Krznaric, dass die Kooperation zwischen beiden Sektoren möglicherweise viel umfangreicher und organisiert gewesen war. Doch im Moment der Untersuchung sprachen viele der von ihm interviewten Unternehmer wenn überhaupt, nur bei ausgeschaltetem Band über die Beteiligung ihres Sektors am Konflikt. Einer der wenigen, die das Thema ansprechen, identifiziert als "jemand, der in wichtigen Posten von städtischen Unternehmensorganisationen tätig war", erzählt, dass es "zweifellos der Agroindustrie-Sektor und Teile des Industriesektors waren, die am meisten zu verlieren hatten und die die Armee am stärksten unterstützt haben." Ausserdem fügt er hinzu, dass "der Privatsektor, der im CACIF organisiert ist, der wichtigste Sponsor des Militärs während des Krieges gewesen war". Einen weiteren Standpunkt wird in dem Buch Die Domänen der Macht: Der Scheideweg Steuern, von den GuatemaltekInnen Mayra Palencia und J. Fernando Valdez vertreten. Ihnen zufolge war es weniger so, dass eine grosse Gruppe von UnternehmerInnen nicht daran interessiert gewesen sei, die Repression offen zu unterstützen. Sie war vielmehr der Ansicht, dass sie mit den Geldern, die sie dem Staat mittels ihrer Steuern zahlten, genug dazu beitrugen. "Die unterschiedlichen Beweggründe, die hinter den jeweiligen Argumenten der Beteiligten standen, war offensichtlich: Auf der einen Seite forderte eine Regierung, die sich leiten liess von der Aufstandsbekämpfungslogik, ausserordentliche Opfer von ihren grössten Beitragszahlenden, und sie begündete diese Forderung letztlich damit, deren Interessen (und Besitz) zu verteidigen. Und auf der anderen Seite die UnternehmerInnen, die Ergebnisse forderten für das Geld, das sie bereits entweder per Steuern oder via Direktzahlung - der so genannten "Kriegssteuer" an die Guerilla - beigetragen hatten. Möglicherweise ist der beste Beweis für die Komplizenschaft zwischen den wirtschaftlichen und militärischen Mächten, die von Marta Elena Casaús Arzú in einem 1993 erschienenen Buch erwähnte Tatsache: Beide Gruppen teilten sich selbst in den härtesten Zeiten des Krieges Posten in der Staatsverwaltung. "Während der letzten Jahrzehnte", schreibt sie, "in denen die traditionellen Mächte auf den Autoritarismus und die Aufstandsbekämpfung setzten, delegierten sie bestimmte politische Aufgaben an Militärs, reservierten sich aber zugleich zwei oder drei Schlüsselministerien, wie das der Landwirtschaft, Wirtschaft und Finanzen und in manchen Momenten das Wie verantwortlich sind sie?Die Koautorin von "Die Domänen der Macht", Mayra Palencia, ist der Ansicht, dass die UnternehmerInnen bis zu einem gewissen Punkt auf jeden Fall verantwortlich sind für all das während des Krieges geschehene Leid. "In diesem Land wussten hauptsächlich zwei Sektoren ganz genau, was während des Konfliktes passierte: der Privatsektor und das Militär. Und auch wenn man nicht sagen kann, dass dem Privatsektor die gleiche Verantwortung für all das Blut anzulasten ist wie den Streitkräften, muss doch gesagt werden, dass keinE einzigeR UnternehmerIn seinen/ihren Mund aufgemacht hat gegen die vom Militär begangenen Grausamkeiten." In "Was die Reichen den Armen nicht erzählen", erklärt der erwähnte anonyme Unternehmer, dass die Eliten aus einem einfachen Grund nicht protestierten: "Der Unternehmenssektor machte sich um seine ökonomische Position Sorgen. (…) In Wirklichkeit war die Guerilla ein Angriff gegen die UnternehmerInnen - der Agrarwirtschaft wie der Industrie. Die Rolle des Unternehmenssektors war ganz klar: totale Unterstützung für das Militär." Da sie diese "totale Unterstützung" gegeben haben, folgert Krznaric nach all seinen Interviews, dass viele UnternehmerInnen, genauso wie viele Militärs vor Gericht gestellt gehörten. "Warum sollte man nicht von ihnen fordern, dass sie sich sich für ihre Taten verantworten?" Gemäss dem britischen Autor ist es an der Zeit, dass AktivistInnen, AnwältInnen und internationale Organisationen die Verwicklung der Oligarchie in den Krieg ernster nehmen. Auch weist er darauf hin, dass es weitreichende Gerüchte gebe über die Finanzierung von Ein weiteres Beispiel ist das von Panzós, |
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