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30 Jahre Massaker in der Spanischen Botschaft

Fijáte 454 vom 17. Februar 2010, Artikel 1, Seite 1

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30 Jahre Massaker in der Spanischen Botschaft

Am 10. Dezember 2004 (Tag der VGMenschenrechteNF) erliess die spanische Justiz einen Haftbefehl gegen Donaldo Alvarez Ruiz, Innenminister unter verschiedenen Militärmachthabern und bekannt als besonders fanatischer Antikommunist und Folterer. Dessen Aufenthaltsort war jedoch unklar. Es gab Gerüchte, er sei in VGPanamaNF, andererseits soll er in VGMexikoNF gelebt und dort ein Unternehmen geführt haben. Dort wurde er auch 2006 aufgespürt, aber die mexikanischen Behörden ermöglichten ihm die Flucht, so dass sein Aufenthaltsort weiterhin unbekannt ist.

Im September 2005 entschied das spanische VGVerfassungsgerichtNF auf Grundlage des Völkerrechts, dass Spanien bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozid oder Völkermord auch Fälle untersuchen darf, bei denen Nicht-SpanierInnen betroffen seien.

2006 übernahm der Richter des Spanischen Gerichtshofs Santiago Pedraz die Untersuchung und flog nach Guatemala, um die dort unbehelligt lebenden beschuldigten Ex-Präsidenten und Regierungsangehörigen zu befragen. Diese verweigerten jedoch die Aussage, da sie sich durch den spanischen Staatsanwalt in ihren Verfassungsrechten beschnitten fühlten. Dennoch konnte Pedraz einige Indizien zusammentragen, die seine Untersuchung derart voranbrachten, dass er im Juli desselben Jahres Haftbefehle gegen sieben Beschuldigte erliess, von denen einige, nämlich Donaldo Álvarez Ruiz, (Ex-Innenminister), German Chupina Barahona (Ex-Polizeidirektor) und Pedro García Arredondo (Chef einer Polizeibrigade), als die Drahtzieher der Ereignisse in der Spanischen Botschaft galten. Der damalige Präsident Lucas Garcia verstarb im Mai 2006, Chupina Barahona im Februar 2008 .

Die Hoffnung auf Gerechtigkeit stieg - und auch die auf eine Entschädigung der Angehörigen der Opfer. Die damalige Leiterin des Nationalen Entschädigungsprogramms (VGPNRNF) und Gründerin der Witwenorganisation VGCONAVIGUA, VGRosalina Tuyuc, hatte Anfang 2007 angekündigt, in Kürze den Familien der 37 Opfer des Botschaftsmassakers eine Entschädigungssumme von je rund US-$ 3´000 auszuzahlen. Ob das aber unter ihr oder ihrem Nachfolger je geschehen ist, bleibt unklar.

Im März 2007 akzeptierten guatemaltekische Gerichte die Ersuche von Pedraz und im Oktober 2007 auch das guatemaltekische Verfassungsgericht. Die Auslieferung der Beschuldigten nach Spanien schien nah zu sein.

Aber dann zerschlug eine neue veränderte Entscheidung des guatemaltekischen Verfassungsgerichts diese Hoffnung.

Es erklärte sowohl die Haftbefehle wie die Auslieferungsanträge für ungültig. Allerdings galt das nur für Guatemala.

Für andere Länder galten die Haftbefehle sehr wohl.

Daraufhin nahm Pedraz - angesichts der "Verweigerung der Kollaboration von Seiten der guatemaltekischen Autoritäten" - Abstand davon, seine Ermittlungen in Guatemala fortzusetzen. Dagegen bat er nun die internationale Gemeinschaft um Unterstützung im Untersuchungsprozess wegen Völkermordes gegen sieben ehemalige Militärs und zwei zivile Funktionäre.

Bis Februar 2009 hat Pedraz mehrfach ZeugInnen des Geschehens in der Botschaft wie auch diverser Massaker nach Madrid eingeladen. Zuletzt bezeugte der VGdeutscheNF Völkerrechtler Christian Tomuschat, der die guatemaltekische Wahrheitskommisison (VGCEHNF) leitete, dass Guatemala sich nicht an der Aufarbeitung der Ereignisse beteiligt habe, und die Leiterin des US-Sicherheitsarchivs Katharine Doyle belegte, dass die US-Sicherheits- und VGGeheimdienstorganeNF in den 80er Jahren über die brutalen Militäroptionen und Massenmorden an der indigenen Bevölkerung Bescheid wusste.

Fazit: Auch weiterhin ist kein Beschuldigter zu Rechenschaft gezogen worden.

So zeigen sich zum 30. Jahrestag des Brandes in der Spanischen Botschaft Angehörige der Opfer wie der CUC-Aktivist VGRafael González Yos in einer Stimmungslage zwischen frustriert und kämpferisch. González hofft auf den Einfluss von VGCICIGNF, um die guatemaltekische Justiz dazu zu bewegen, das Geschehen endlich juristisch aufzuarbeiten.

Und der Menschenrechtsaktivist und Kolumnist VGMiguel Ángel Albizures beklagte in einem Internet-Blog am 27. Januar, dass die jungen Menschen heutzutage nichts über das Geschehen wüssten.

"Man muss es ihnen erzählen, weil wir die Betroffenen nicht vergessen dürfen, nicht vergessen wollen. Weil ein Volk, das seine Geschichte vergisst, nicht in der Lage ist, seine Zukunft aufzubauen. Jede Zukunft wird nur besser, wenn die Fehler und die kriminellen Taten der Vergangenheit berücksichtigt werden, damit sie nicht wieder geschehen.

Am kommenden Sonntag, dem 31. Januar, jährt sich zum 30. Mal das Massaker in der Spanischen Botschaft. Hat man in der Staatsanwaltschaft vergessen, die Untersuchungen fortzusetzen? Werden die Akten nach dem Tod von Lucas Garcia, Valiente Tellez und German Chupina in den Archiven versauern? Werden auch in den nächsten Jahren Donaldo Alvarez und Pedro Garcia Arredondo und andere nicht vor Gericht gebracht? Man muss die Untersuchungen weiterführen gegen die Korrupten von früher und von heute."


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