Polizeiwesen unter der Lupe
Fijáte 235 vom 16. Mai 2001, Artikel 6, Seite 5
Original-PDF 235 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Polizeiwesen unter der Lupe
Guatemala, 3. Mai. Die Mission der Vereinten Nationen für Guatemala MINUGUA veröffentlichte einen thematischen Bericht mit dem Titel: "Die zivile Nationalpolizei - ein neues Polizeimodell im Aufbau". Darin rief sie zur Einhaltung des Abkommens über die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Funktion des Militärs in einer demokratischen Gesellschaft auf und benannte die Mängel der Polizei. In den Friedensabkommen ist die Schaffung einer Zivilpolizei (PNC) festgehalten, die dem Innenministerium unterstellt ist. Dazu gehören hierarchische Strukturen, Spezialabteilungen, genügend finanzielle Mittel. (Im Moment hat die PNC 6 Distriktpräsidien, 27 Kommissariate, 127 Polizeistationen und 343 Unterstationen sowie acht mobilie Einheiten.) Weiter heisst es in dem Abkommen, es soll bei der Personalauswahl die Mehrsprachigkeit und die kulturelle Vielfalt Guatemalas berücksichtig werden. In der Bestandesaufnahme von MINUGUA werden verschiedene Probleme aufgezählt, die den Abkommen widersprechen. So wird zum Beispiel die mangelnde Koordination sowohl innerhalb der einzelnen Abteilungen der Polizei, wie auch zwischen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft kritisiert. Dies beeinträchtige die Effizienz im Kampf gegen Verbrechen und Straffreiheit, meinte Gerd Mennem, Chef von MINUGUA. Die Tatsache, dass immer wieder auf das Militär zurückgegriffen wird, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, widerspreche dem Abkommen über die Demobilisierung und sei ein weiteres Zeichen für die Schwäche der PNC. Der Bericht erwähnt auch die sich häufenden Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen durch Polizeiangehörige. Dazu gehören aussergerichtliche Hinrichtungen, Amtsmissbrauch, der Gebrauch von Schusswaffen in Situationen wo es gar nicht notwendig wäre, willkürliche Verhaftungen, usw. Nach oben |
Weiter wird die Diskriminierung sowohl indigener Leute wie von Frauen bei der Einstellung von Personal kritisiert. Beides sei heute unabdingbar um eine moderne Polizei aufzubauen, heisst es im MINUGUA-Bericht. (Aktuell hat die PNC einen Truppenbestand von 18'413 'Mann'. Davon sind 10% Frauen und 14% Indígenas.) Die kollektive Hysterie der Unsicherheit, der die guatemaltekische Bevölkerung ausgesetzt ist und das mangelnde Vertrauen in die Polizeikräfte führt dazu, dass immer mehr Leute sich eine Schusswaffe 'zur Selbstverteidigung' zulegen. Im Jahr 2000 wurden über 36'000 Feuerwaffen offiziell eingeführt, in den ersten vier Monaten dieses Jahres waren es weitere 2000. Dabei handelt es sich um offizielle Angaben, die nichts mit der Anzahl der tatsächlich sich im Umlauf befindenden Schusswaffen zu tun haben. Man geht davon aus, dass landesweit etwa 170'000 Schusswaffen zirkulieren. Für rund 24'000 davon hat das Departement für Waffen und Munition eine Lizenz ausgestellt. VertreterInnen von Menschenrechtsorganisationen fordern ein neues Waffengesetz, dass die Einfuhrkontrolle und den Waffenbesitz regelt. Die Presseabteilung der guatemaltekischen Armee (DIDE) hingegen verteidigt die Theorie, dass alle illegal zirkulierenden Waffen aus den Beständen der aufgelösten Guerilla stammen. |
Original-PDF 235 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte