23. März 1982 - 23. März 2002
Fijáte 257 vom 10. April 2002, Artikel 2, Seite 3
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23. März 1982 - 23. März 2002
Aus Anlass des 20. Jahrestages des Putsches gegen Lucas García, der Ríos Montt, dem jetzigen Parlamentspräsidenten das erste Mal offiziell die Bühne für seine Selbstinszenierung freigab, veröffentlichte die Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) folgende Denkschrift, die auf der einen Seite Besorgnis erregt, auf der anderen Seite jedoch auch die Hoffnung hegen lässt, dass das guatemaltekische Volk, durch die Vergangenheit geprägt, rechtzeitig Massnahmen ergreift, aktiv wird und sich gegenüber den Möchtegerns an ihrer Spitze zur Wehr setzt. Am 23. März 1982 um 17:00 Uhr wird offiziell der erfolgreiche Staatsstreich gegen den Diktator Fernando Romeo Lucas García verkündet, der sowohl durch das Verbluten Tausender StaatsbürgerInnen als auch den Raub der Staatskassen ausgelöst worden war. Derjenige, der vor den Fernsehkameras erschien, war General Efraín Ríos Montt an seiner Seite Politiker wie Vinicio Cerezo und andere, an denen traurige Erinnerungen hängen. Seine Botschaft war, dass sich von nun an alles ändern würde, und dass die aktuelle Bewegung, die von jungen Militärs initiiert worden war, dem Zerfall, der Regierungsunfähigkeit, den Menschenrechtsverletzungen und der Korruption ein Ende setzen würde. Ein Gefühl der Gelassenheit hielt Einzug in die Gesellschaft, die demjenigen vertraute, der acht Jahre zuvor Präsidentschaftskandidat der Linken gewesen war. Doch aller Optimismus wurde sogleich zunichte gemacht. Die Menschenrechtsverletzungen intensivierten sich in der Weise, dass innerhalb von 16 Monaten unter der riosmontt'schen Regierung 15 Tausend Menschen brutal ermordet wurden oder verschwanden und 440 Gemeinden von der Landkarte verschwanden, was später als "Politik der verbrannten Erde" in die Geschichte einging. Hunderte von Studierenden, Universitätslehrenden, GewerkschaftlerInnen, SiedlerInnen und StädterInnen wurden Opfer der Menschenrechtsverletzungen, die zum großen Teil bis heute ununtersucht bleiben. Der sich zu einem Diktator wandelnde Rios Montt ernannte sich selbst zum Präsidenten der Republik, zum Verteidigungsminister und zum Generalstabschef der Armee. Die voneinander getrennten Funktionen der Legislative konzentrierten sich so in seinen Händen, denen willkürliche Gesetze jeglicher Art entsprangen. 20 Jahre sind vergangen, und der Diktator lenkt seit inzwischen mehr als zwei Jahren erneut das Land. Das Guatemala des Jahres 2002 unterscheidet sich nicht sehr von dem von 1982. Die Menschenrechtsverletzungen wiederholen sich, der Machtbereich der Zivilgesellschaft und diese selbst werden militarisiert, während sich Rios Montt in seiner Position als Präsident der Legislative weiterhin für den Messias hält, der die Befugnis zum Regieren innehat, autoritär, überheblich und missbrauchend. Nach oben |
Doch besteht ein großer Unterschied zwischen 1982 und 2002: vor 20 Jahren gab es noch nicht so viele Korruptionsvorfälle wie sie in den heutigen Tagen registriert werden. Die, die regieren, widmen sich scham- und grenzenlos der Tätigkeit, die Staatskassen zu plündern. 20 Jahre nach jenem Staatsstreich sind die Opfer der Menschenrechtsverletzungen und ihre Familien weiterhin dabei, Recht zu fordern und der Straflosigkeit Einhalt zu gebieten, doch genauso wie Rios Montt erfreuen sich andere Militärs ihrer Freiheit, ihres Reichtums und ihrer Macht. - Efraín Ríos Montt ist Präsident des Kongresses - Juan Santa Cruz Cu, bekannter Völkermörder, ist Abgeordneter - Luis Miranda Trejo, Menschenrechtsverletzer und Verantwortlicher für die Umsetzung der Politik der Verbrannten Erde in Huehuetenango, ist Direktor des Guatemaltekischen Tourismusinstituts - Byron Barrientos, angeklagt wegen Folter und Entführung, war Innenminister, als solcher angeklagt wegen Unterschlagung von 90 Tausend Quetzales, befindet sich in Freiheit und in der Position eines Abgeordneten - Pedro García Arredondo, Menschenrechtsverletzer, ist Bürgermeister in einem der Gemeindebezirke von Santa Rosa. Die Gruppe gegenseitiger Hilfe fordert anlässlich des 20. Jahrestags des besagten Putsches, der den Anfang einer langen und dunklen Nacht markiert, dass den Kriminellen des Volkes der Prozess gemacht wird und sie bestraft werden. Dass die Straflosigkeit ein Ende hat und sich für die GuatemaltekInnen die Möglichkeit eröffnet, auf Wegen der Freiheit voranzuschreiten |
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