Migrationspolitische Auswirkungen von Stan
Fijáte 346 vom 26. Okt. 2005, Artikel 6, Seite 4
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Migrationspolitische Auswirkungen von Stan
Guatemala, 18. Okt. Eine Zunahme der internen Migration in die guatemaltekischen Städte oder in den relativ unbehelligt gebliebenen und an Ländereien reichen Petén, aber auch in USA, prognostizieren MigrantInnenorganisationen als eine Folge der Tausenden durch Stan zerstörten ökonomischen Existenzen. In den 15 vom Sturm betroffenen Departements im westlichen Hochland und der Pazifikküste leben 69% der guatemaltekischen Bevölkerung, deren Beitrag zum Bruttoinlandprodukt 90% ausmacht. Alle auf Migrationsfragen spezialisierten Organisationen und Fachleute sind sich einig, dass von der US-Regierung ein temporärer Sonderstatus (TPS) für GuatemaltekInnen ausgestellt werden müsse, wie dies anno Mitch 1998 für MigrantInnen aus Nicaragua und Honduras und 2001 nach dem Erdbeben für MigrantInnen aus El Salvador der Fall war. Die Aufgrund von Stan ausgewanderten GuatemaltekInnen sowie die bereits in den USA lebenden und illegal Arbeitenden sollen nicht deportiert werden, sondern die Erlaubnis bekommen, legal zu arbeiten und Geld zu verdienen, um so ihren Beitrag zum Wiederaufbau des Landes leisten zu können. Eine TPSArbeitsbewilligung kann zwischen 6 und 18 Monaten umfassen, im Falle von Nicaragua wurden diese aber bis heute immer wieder erneuert oder gar in permanente Bewilligungen umgewandelt. Nach oben |
Davon ausgehend, dass bereits heute 40% der GuatemaltekInnen finanziell von einer oder einem Verwandten aus den USA unterstützt wird und aus den vom Unwetter betroffenen Departements bereits jetzt die grösste Anzahl guatemaltekischer MigrantInnen stammt, liegt in diesem Bevölkerungs-"Segment" ein nicht zu unterschätzendes wirtschaftliches Potential für den Wiederaufbau. Unterdessen wurde die Bitte nach einem temporären Sonderstatus auch von Präsident Oscar Berger ans nationale USamerikanische Sicherheitsdepartement eingereicht. Die Antwort von seinem Amtskollegen Bush ist, dass das Migrationsreglement dahingehend reformiert werden soll, dass ArbeiterInnen mit einem temporären Aufenthaltsstatus willkommen seien, gegen alle anderen hingegen härter denn je vorgegangen werden soll. Oder etwas zynisch ausgedrückt: Pech gehabt, wer nicht aufgrund einer Naturkatastrophe sein Heimatland Richtung Norden verliess. Mit Mexiko besteht ein vorübergehendes Abkommen, dass GuatemaltekInnen (und andere MigrantInnen aus zentral- und südamerikanischen Ländern), die von der Migrationsbehörde gefasst wurden, nicht nach Guatemala deportiert werden, solange dort der nationale Notstand ausgerufen ist. Bereits eine Woche nach Stan füllten über 1´000 verhaftete GuatemaltekInnen die Auffanglager Mexikos. |
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