Aguacatán: Konflikt um Bürgermeisterei schwelt weiter
Fijáte 352 vom 1. Feb. 2006, Artikel 6, Seite 5
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Aguacatán: Konflikt um Bürgermeisterei schwelt weiter
Guatemala, 16. Jan. Der seit Jahren schwelende Konflikt in der Gemeinde Aguacatán, Huehuetenango, ist Mitte Januar erneut eskaliert. Seit der Kommunalwahl 2003 fordert eine starke Gruppe innerhalb der Gemeinde die Absetzung des damals knapp wieder gewählten Bürgermeisters Pablo Escobar Méndez. Anfang Januar hatten GegnerInnen Escobars die Interamericana blockiert. Die Blockade wurde nach zwei Tagen von Spezialkräften der Nationalen Zivilpolizei und Militäreinheiten gewaltsam aufgelöst. Mehr als 60 Personen, darunter auch Frauen und Minderjährige, wurden verhaftet, zudem ist die Rede von 15 Verletzten. Am 12. Januar haben zwei Kongressabgeordnete gemeinsam mit VertreterInnen des Menschenrechtsprokurats (PDH), der Präsidialkommission für Menschenrechte (CORPREDEH), dem Friedenssekretariat und des Verteidigungsministeriums sowie dem Erzbischof von Huehuetenango eine Streitschlichtungskommission gegründet, die auch Empfehlungen für den Umgang mit dem Konflikt aussprachen: Rücknahme des von Bürgermeister Escobar beantragten Ausnahmezustandes, Zurückweisung rechtlicher Mittel, Begründung eines Fahrplanes für Schlichtungsgespräche innerhalb der nächsten acht Wochen und die Einsetzung der Katholischen Kirche als Mediatorin. Währenddessen haben ein halbes Dutzend BewohnerInnen Aguacatáns einen Hungerstreik vor der Departementsverwaltung von Huehuetenango begonnen, um gegen die Polizeigewalt bei der Räumung der Strassenblockade und für eine Rückkehr der Gemeindeverwaltung nach Aguacatán einzutreten. Nach Einschätzung des Journalisten und Menschenrechtsaktivisten Miguel Ángel Albizures hat der Konflikt vor allem ethnische Wurzeln. Schon vor mehr als 2000 Jahren hatten in dem Gebiet AwakatekInnen die Gemeinde Aguacatán und wenig später Angehörige des Volkes der ChalchitekInnen das Dorf Chalchitán gegründet. Im Jahre 1891 wurden die Dörfer zum Munizip Aguacatán vereinigt. Nach oben |
Bis ins Jahr 2000 hatten, so recherchierte Albizures, die AwakatekInnen, die zurzeit 17 Prozent der EinwohnerInnen ausmachen, die Macht in der Stadt. Mit der Wahl von Escobar haben die ChalchitekInnen, die 31 Prozent der Bevölkerung stellen, die kommunale Macht erlangt. Bei der Wahl im November 2003 hatte Escobar nach den offiziellen Zahlen des Höchsten Wahlgerichts (TSE) die Wahl mit einem Vorsprung von 18 Stimmen gewonnen. Die WahlverliererInnen waren jedoch nicht bereit, das Ergebnis anzuerkennen und warfen dem Sieger Wahlbetrug vor. Im Juni 2005 gab es ein Attentat, bei dem drei Personen getötet und Escobar, seine Frau und drei Verwaltungsangestellte verletzt wurden. Der Fall wurde vor dem Interamerikanischen Menschenrechtsausschuss verhandelt. Nachdem Escobars GegnerInnen nach der Wahl das Rathaus von Aguacatán besetzt hielten, zog Escobar mit seiner Verwaltung in das 10 km entfernte Dorf Río San Juan. 14 Monate später entschied das Verfassungsgericht, dass das alte Rathaus wieder bezogen werden sollte und lehnte die Berufung Escobars dagegen ab. Seitdem hatte sich nichts geändert. Escobar blieb in Río San Juan und seine GegnerInnen begannen ihre Proteste. Eigentliche Opfer des Konfliktes sind die BewohnerInnen der Stadt, denn seit Jahren müssen sie neben ihrer Armut auch mit mangelhafter öffentlicher Versorgung zurechtkommen. |
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