Aktionsplan Agrotreibstoffe
Fijáte 407 vom 09. April 2008, Artikel 4, Seite 4
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Aktionsplan Agrotreibstoffe
Ende Februar wurde bekannt, dass die kolumbianische Regierung in Guatemala, El Salvador und Honduras je eine Agrotreibstoffanlage errichten will. Dies im Rahmen des Plan Puebla Panamá, zu dessen Mitgliedern Kolumbien seit 2006 gehört. Die Kapazität dieser Raffinerien beträgt zwischen täglich 2'000 und 10'000 Litern, in Betrieb genommen werden sie voraussichtlich im September dieses Jahres. Im Fall Guatemala soll der Treibstoff aus dem Samen der Jatropha (Brechnuss) gewonnen werden, der einen Ölanteil von beachtlichen 30% aufweist. Auch die Interamerikanische Entwicklungsbank investiert im Rahmen ihres Aktionsplans Biotreibstoffe seit letztem Jahr beachtliche Summen in diese Technologie, mit der Begründung: "Die Biotreibstoffe bringen einerseits Investitionen, Entwicklung und Arbeit in ländliche Gebiete mit grosser Armut und verringern anderseits die Abhängigkeit von importierten fossilen Treibstoffen". Für Guatemala liegt seit Anfang des Jahres ein solcher Aktionsplan vor, ausgeführt werden soll er vom Ministerium für Energie und Minen. Der grösste Bremsklotz, der diesem Projekt aktuell im Weg steht, ist der Kongress. Die zuständige Kommission will nämlich eine Anpassung des entsprechenden Treibstoffgesetzes. Kommissionspräsident Alejandro Sinibaldi erklärt, dass zuerst der Marktzugang, die Logistik und der Vertrieb sowie die Mischverhältnisse mit anderen Treibstoffen festgelegt werden müssen, bevor das Projekt in Angriff genommen wird. Ebenso fehlen bisher jeglicher Mechanismus zur Qualitätskontrolle und ein Notfallszenario für Versorgungsengpässe, da der Import von ähnlichen Produkten verboten ist. Auch fehlen Markt- und Machbarkeitstudien sowie Umweltverträglichkeitsprüfungen. In Guatemala wurde bisher ausschliesslich das aus Zuckerrohr gewonnene Ethanol produziert, das im Land auch Absatz findet. Gemäss Energieministerium will man mit der Produktion von Agrartreibstoffen die Palette der Energiequellen diversifizieren und die Abhängigkeiten verringern. Doch gibt es auch kritische Stimmen. Nach oben |
In Guatemala gibt es aktuell acht Unternehmen, die Agrartreibstoffe herstellen, zwei davon decken mit täglich 3'000 Galonen 72,5% der Produktion ab. Das ist eine sehr kleine Produktion, die ausschliesslich auf dem internen, noch nicht offiziellen Markt verkauft wird. Als Rohmaterial dienen z.B. die Früchte der Afrikanischen Palme, Jatropha, Rizinus, recyceltes Öl oder tierische Fette. Über die Frage von Import / Export und Vermarktung verhandelt momentan noch die Zentralamerikanische Zollunions-Behörde. Obwohl die Umsetzung des Aktionsplans in den Händen des Energieministeriums liegt, betont die Interamerikanische Entwicklungsbank, dass der Privatwirtschaft eine Schlüsselfunktion in dem Industriebereich obliege. Und diese ist denn auch schon zur Stelle: In Guatemala sind es die beiden Familien Campollo Codina und Widmann (verwandt mit Ex-Präsidentengattin Wendy Widmann), die im grossen Stil Plantagen von Afrikanischen Palmen besitzen bzw. anlegen, ohne sich darum zu kümmern, dass es deswegen zur Umsiedelung bzw. Vertreibung der dort ansässigen Bevölkerung kommt. Diese Plantagen liegen vor allem im Norden des Landes, weil dort der Anbau aus wasser- und transporttechnischen Gründen (entlang der Verbindungsstrasse Franja Transversal del Norte) interessant ist. Auch aus Umweltschutz-Fragen ist der Nutzen von Agrartreibstoffen fragwürdig. Riesige Waldflächen werden gerodet für die Pflanzungen, meist werden Unmengen von Düngemittel verwendet, die dann wieder ins Grundwasser fliessen, der Energieaufwand ist meist viel grösser als der Energiegewinn. Erste Umweltschäden sieht man bereits an der Südküste, wo Monokulturen zur Treibstoffgewinnung (Afrikanische Palme und Zuckerrohr) bereits seit längerem angebaut werden. |
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