Dos Erres: Regierung bezahlt
Fijáte 251 vom 26. Dez. 2001, Artikel 4, Seite 4
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Dos Erres: Regierung bezahlt
Guatemala, 11. Dez. "Dies ist eine ethische Tat, ein Akt der Verpflichtung und der Verantwortung", sagte Präsident Portillo, als er am 10. Dezember, dem internationalen Menschenrechtstag, den Hinterbliebenen der Opfer des Massakers von Dos Erres, Petén, die Summe von insgesamt 14.5 Mio Quetzales (1.8 Mio US-$) überreichte. Diese Entschädigung ist Teil der 'gütlichen Einigung' zwischen der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH), der in FAMDEGUA organisierten Hinterbliebenen der Opfer, dem Zentrum für internationale Justiz (CEJIL) und der präsidialen Menschenrechtskommission (COPREDEH). In dieser Vereinbarung verpflichtete sich die guatemaltekische Regierung zu Wiedergutmachungshandlungen. Damit anerkannte der guatemaltekische Staat zum ersten Mal in der Geschichte seine Verantwortung an den massiven Menschenrechtsverletzungen während des bewaffneten Konflikts. Das Massaker in Dos Erres fand zwischen dem 6. und 8. Dezember 1982 statt, während der Militärregierung des heutigen Kongresspräsidenten Ríos Montt. An der Übergabe der Entschädigungszahlung nahmen Regierungsangehörige, VertreterInnen internationaler Organismen und die Familienangehörigen der Ermordeten teil. Unter den Anwesenden gab es keine uniformierten Militärs, selbst Verteidigungsminister Alvaro Méndez und sein Stab kamen in zivil. Portillo bezeichnete in seiner pathetischen Rede den 10. Dezember als den Beginn einer neuen Menschenrechtspolitik in Guatemala. "Im Namen des guatemaltekischen Staates bitte ich alle Opfer um Verzeihung", sagte er. "Um Verzeihung zu bitten, braucht Mut, und diesen Mut beziehe ich aus meiner Überzeugung, dass Irrtümer erkannt und eingestanden werden müssen. Erst dann kann man sie überwinden und aus ihnen lernen". Die Familienangehörigen der Opfer insistierten, dass sie weiterhin Gerechtigkeit suchten. In einer kurzen und prägnanten Rede sagte Felícita Ramos, Überlebende des Massakers, dass Frieden und Versöhnung nur erreicht werden könnten, wenn die Justiz angewendet würde. Die Allianz gegen Straflosigkeit (ACI) forderte am 11. Dezember die Gerichte auf, den Prozess gegen die sechzehn angeklagten Militärs im Fall Dos Erres zu beschleunigen. Die Regierung wurde aufgefordert, die anderen vier Punkte der 'gütlichen Einigung' umzusetzen. Dies sind: Gerichtsverfahren gegen die Verantwortlichen, psychologische Betreuung der Überlebenden und Hinterbliebenen, die Errichtung eines Denkmals zu Ehren der Ermordeten und die Produktion und Verbreitung eines Videos, das über die Gräueltaten des guatemaltekischen Militärs berichtet. Nach oben |
In seiner Kolumne in der Tageszeitung Siglo XXI schrieb Nery R. Villatoro Robledo, dass diese Wiedergutmachung nicht Teil einer globalen Versöhnungspolitik sei, die nebst finanziellen Zahlungen auch eine psychosoziale und juristische Komponente haben müsse. Im Gegenteil, die Empfehlungen der Wahrheitskommission blieben in der untersten Schublade versteckt. Im besten Fall würden pseudomässige Regierungsdekrete erlassen, wie z.B. dasjenige, mit dem die Kommission für Frieden und Eintracht geschaffen wurde, die bis heute nicht funktioniert. Dina Fernández ging in der Prensa Libre noch weiter: "Spät zwar, aber immerhin, hat Präsident Portillo die Überlebenden des Massakers von Dos Erres entschädigt. Nun erwartet er, dass man ihm auf Knien für diese Geste dankt. Ausserdem wirkt es sehr unglaubwürdig, wenn Portillo um Verzeihung bittet und gleichzeitig das Innenministerium militarisiert". |
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