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Früher warst du Kommunistin, heute bist du Terroristin

Fijáte 308 vom 21. April 2004, Artikel 8, Seite 6

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Früher warst du Kommunistin, heute bist du Terroristin

Konsequenterweise müsste aber auch die Justiz, sprich das Gefängniswesen, die Staatsanwaltschaft, die Polizei und die Gerichtsinstanzen mit einbezogen werden. Frage: Wie beurteilst Du die Ernennung von Otto Peréz Molina zum Kommissar für Sicherheit? H. M.: Diese Ernennung hat Anlass zu vielen Diskussionen gegeben. Leider müssen wir heute zugeben, dass Peréz Molina bisher ziemlich effizient gearbeitet hat, vor allem was die Manipulation der Medien betrifft. Er hat sogar Präsident Berger die Show gestohlen und alle Welt glaubt ihm, dass er die Gewalt im Griff hat. Frage: Wobei er ja vor allem oberflächliche Massnahmen getroffen hat wie z.B. die kombinierten Patrouillen... H. M.: Klar sind es oberflächliche Massnahmen, die in keiner Weise das Problem an der Wurzel angehen. Doch da die Leute nach Sicherheit schreien, kann Peréz Molina machen, was er will, er hat die Unterstützung breiter Teile der Bevölkerung. Vom öffentlich-politischen Standpunkt her ist das natürlich beunruhigend. Frage: Was ist von einem Sicherheitskonzept zu erwarten, das ideologisch und finanziell von den VGUSANF unterstützt wird? H. M.: Die USA sind an punktuellen Aspekten sehr interessiert, z.B. dem Kampf gegen den VGDrogenhandelNF, oder der Straflosigkeits-Frage. Bei dieser geht es ja genau um die juristische Sicherheit, was wiederum Grundvoraussetzung dafür ist, dass der Handel vonstatten gehen kann und ins Land investiert wird. Deshalb sind die USA auch so an der VGCICIACSNF, der Untersuchungskommission von illegalen Körperschaften und geheimen Sicherheitsapparaten, interessiert, weil dies eine Stärkung der staatlichen Institutionen bedeutet. Guatemala ist an US-amerikanischer Unterstützung interessiert in der Frage der Reduktion des Militärs. Dahinter versteckt sich das Interesse an einer Wiederaufnahme der VGMilitärhilfeNF. Frage: Von welcher Sicherheit sprechen wir also? H. M.: Von einer Sicherheit, die die ganze Hemisphäre betrifft, und die zu einem grossen Teil den Interessen der USA gehorcht... Frage: Was ist Deine grösste Sorge in Sachen Sicherheit in Guatemala? H. M.: Am meisten Sorgen machen mir das Militär, der Staat ­ und die GuatemaltekInnen selber. Wir haben nichts aus der Geschichte gelernt. Wir nehmen unsere Verantwortung nicht wahr bezüglich dessen, was im bewaffneten Konflikt passiert ist. Die damalige Sicherheitsdoktrin gilt auch heute noch: Früher warst du Kommunistin, heute bist du Terroristin. Solange das Militär nicht lernt, dass man Konzepte nicht immer wortwörtlich nehmen darf, sehe ich gar die Gefahr eines Rückschritts in die Vergangenheit. Früher haben die USA ihre Sicherheitsdoktrin auf unsere Länder angewendet, heute applizieren sie sie im eigenen Land. Ich bin besorgt darüber, dass sich dies verschärft, dass unser Militär aus der Vergangenheit nichts gelernt hat und es zu einer neuen Konfrontation kommt. Vielen Dank für das Gespräch!


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