Zu Besuch im Norden
Fijáte 310 vom 19. Mai 2004, Artikel 4, Seite 3
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Zu Besuch im Norden
Guatemala, 5. Mai. Als ein ,,transzendentales Ereignis" bezeichneten die guatemaltekischen Medien die Tatsache, dass Präsident Oscar Berger bereits in den ersten 120 Tagen seiner Regierungszeit von US-Präsident George Bush empfangen wurde. Der Besuch war kurz und das Programm voll. Neben einem Treffen mit Bush gab es auch Sitzungen mit Collin Powell und Condolezza Rice, mit dem Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA), César Gaviria, mit VertreterInnen der in den USA lebenden guatemaltekischen Exilgemeinde sowie mit VertreterInnen der US-amerikanischen Wirtschaft und den internationalen Geldinstituten. Bei den Gesprächen mit US-amerikanischen RegierungsvertreterInnen ging es Berger um eine finanzielle Unterstützung für die geplante ,,Modernisierung" der guatemaltekischen Armee (dazu gehört über Geld hinaus auch die Aufhebung des 1979 auferlegten Verbots von Militärhilfe und Waffenausfuhr an Guatemala). Weitere Themen waren die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens TLC (CAFTA) zwischen den USA und Zentralamerika, die Situation der guatemaltekischen MigrantInnen in den Staaten und ferner die finanzielle Unterstützung im Kampf gegen den Drogenhandel. Was den Beistand zur Militärreduktion/-modernisierung betrifft, erzielte Berger immerhin einen Teilerfolg. Bush gab ihm das Versprechen, sich im US-amerikanischen Kongress für die Aufhebung des Waffenembargos einzusetzen. In Bezug auf die Finanzhilfe wird erst einmal eine Equipe US-amerikanischer Militärspezialisten nach Guatemala kommen ,,um die Bedürfnisse abzuklären", über konkrete Beträge spräche man danach. Hinsichtlich der ,,Legalisierung" der MigrantInnen sollen Tausende von ihnen ein temporäres Aufenthaltsrecht bekommen, nicht jedoch den gleichen Status wie MigrantInnen aus Honduras, El Salvador und Nicaragua, die aufgrund einer Naturkatastrophe (Hurrikan Mitch, Erdbeben in El Salvador) eine Aufenthaltsbewilligung (die sog. Nach oben |
green card) bekamen. Dieses als H2 bekannte Visum gilt nur für LandwirtschaftsarbeiterInnen, ist ein Jahr gültig und nicht verlängerbar. Weiter erhielt Berger die Zusage über US-$ 30 Mio. jährlich für Nahrungsmittelhilfe, mit denen er die BäuerInnen in Guatemala unterstützen und den Forderungen der Plataforma Agraria nachkommen will. Bergers Vorschlag, die Auslandschuld, die Guatemala mit den USA hat, durch den ,,Tausch" von Sauerstoff zu tilgen, stiess bei guatemaltekischen Umweltorganisationen auf heftige Kritik. Bei einem von der National Geographic Society organisierten Abendessen trat Berger in Begleitung seiner ,,Botschafterin des Guten Willens", Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú auf. Auch dieses Treffen wurde von den guatemaltekischen Umweltorganisationen verurteilt. Der Anlass wurde nämlich zur Weltpremiere des Dokumentarfilms über das Tourismus-Megaprojekt in der Cuenca El Mirador. Die Cuenca El Mirador liegt mitten im Naturschutzgebiet der Biósfera Maya im Petén, die Umsetzung des Projekts wird in erster Linie vom nordamerikanischen Archäologen Richard Hanssen vorangetrieben. (siehe ¡Fijáte 305) |
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