Der Kampf ums Land geht weiter
Fijáte 309 vom 5. Mai 2004, Artikel 11, Seite 6
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Der Kampf ums Land geht weiter
rInnen umkreisten, bewaffnet mit Tränengasbomben, Knüppeln, Schildern und sogar Schusswaffen. Während der Räumungsaktionen würde den AnführerInnen mit Gefängnis gedroht, zahlreiche auf illegale Weise festgenommen, gegen andere lägen tatsächlich Haftbefehle vor. In ihrer Mehrheit seien die Anklagepunkte jedoch an den Haaren herbeigezogen und falsch, beinhalteten sie doch die Anklage von Seiten der LandeigentümerInnen der Anstiftung und Nutzung der Ländereien. Die vor der Amtsübernahme schon existenten Vermutungen bzgl. der grausamen und inhumanen Art und Weise von Seiten der Regierung Oscar Bergers scheinen sich zu bestätigen, betrachte man deren Umgang mit dem BäuerInnensektor, so Virgilio Pérez, Mitglied des BäuerInnenzusammenschlusses Plataforma Agraria (PA) hinsichtlich der ungerechtfertigten Festnahme von zwei Bauern in Quetzaltenango durch die staatlichen Sicherheitskräfte. Juan José Mota und Urías Humberto López verliessen ein Verhandlungstreffen mit VertreterInnen der Finca María de Lourdes, im Munizip Génova, Quetzaltenango, die den ArbeiterInnen seit elf Jahren mehr als 3 Mio. Quetzales an Lohn und Gehaltszusatzleistungen schulden, als die beiden Bauern verhaftet wurden. Die Festgenommenen gehören zur ArbeiterInnenvereinigung UMCAGEF von Génova, Flores und der Finca María Lourdes, deren Besitzerin Familienangehörige des Präsidenten Bergers ist. Pérez kritisierte die Haltung der Zivilpolizei (PNC) und wies auf die Tatsache hin, dass in einer Situation, in der diese der Bevölkerung bestehen sollte, sich die Staatsinstitution als inffezient und lediglich dem Unternehmenssektor affin beweise. Generell wird der Umgang der Regierung mit dem BäuerInnensektor von diesem als eindeutig repressiv wahrgenommen. Zwar wurden im genannten Fall Mota und López wieder freigelassen, der Prozess ist damit für sie jedoch noch nicht geklärt. Laut Verantwortlichen der PA stünden derzeit 21 weitere Haftbefehle gegen BäuerInnen aus. Zu diesen gehörten zwei Frauen, von denen eine 65jährige Dame behindert sei und kein Spanisch spreche. Auch im Departement Retalhuleu besteht der Konflikt um besetzte Fincas uneingeschränkt fort. Rund 2´000 BäuerInnen halten die Finca Nueva Linda, Champerico besetzt und erklärten, sich solange nicht davon fort zu bewegen, bis ihr Vorsitzender Héctor René Reyes, der am 5. September 2003 entführt wurde, nicht auftauche. Damals wären frühmorgens einige Personen, als Mitglie- der der Sicherheitskräfte der Finca identifiziert, zum Haus von Reyes gekommen und hätten ihn mitgenommen. Nach oben |
Unterdessen kam es zwischen den BäuerInnen, die die im selben Munizip befindliche Finca Ixpán besetzt hielten, zur gewaltsamen Auseinandersetzung mit der PNC, die die Finca räumen sollte, nachdem der Dialog zwischen BesetzerInnen und Besitzer gescheitert war. Zwar kam es bei diesem Vorfall weder zu Verletzten noch Verhaftungen, doch etwa 20 Fincagebäude wurden von den Verantwortlichen in Brand gesteckt, die den von den Justiztribunalen gegebenen Befehl ausführten. Die Brutalität, mit der die Sicherheitskräfte bei Räumungen von Fincas vorgingen, die die BäuerInnen als Druckmittel gegen die Regierung besetzten, um die Lösung der Agrarproblematik zu fordern, habe mittlerweile eine ,,Psychose" in der Bevölkerung ausgelöst, was dazu führe, dass gleich zu aggressiven Massnahmen gegriffen würde, um der Situation zu begegnen, so Rafael González, einer der Führungspersonen des CUC. Gónzalez rechtfertigte die Verschärfung der Reaktion von Seiten der BäuerInnen, die als InvasorInnen bezichtigt würden, als Konsequenz der Präpotenz, mit der die Polizei bei Räumungen vorginge. ,,Die Räumungspolitik, die von den Autoritäten verfolgt wird, hat in der Bevölkerung eine Defensivhaltung zur Folge, die auf die selbe Weise antworten, wie mit ihnen umgegangen wird", so Gónzalez. Es sei die gleiche Gewalt, die Gewalt provoziere, wenn die Bereitschaft zum Dialog versiege. Der CUC-Vertreter wies darauf hin, dass Präsident Berger erst kürzlich seine Disposition zur Lösung des Konflikts ums Land geäussert habe, indes würde diese reine Theorie bleiben, hielten doch die Verfolgungen, Einschüchterungen und gar Morde an AnführerInnen der BäuerInnenbewegung an. Berger hatte Ende März versprochen, die Politik zur Klärung der Agrarsituation voranzutreiben. Zu den vorgeschlagenen Aspekten gehören die sofortige Lösung der Besetzungen sowie die Verabschiedung des Nationalen Katastergesetzes. Die BäuerInnenbewegung hofft darauf, dass spätestens nächste Woche eine von der Regierung angekündigte Kommission legal eingesetzt wird, um die Agrar- und Katasterkrise lösen zu suchen. In dieser Kommission wird der Grossteil der Exekutivministerien sowie Vizepräsident Eduardo Stein sitzen. Dennoch könne es durchaus passieren, dass die BäuerInnenbewegung den Dialog zerschlägt, sollten die Räumungen von Fincas anhalten, so der CNOC-Vertreter Atz. |
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