Internationale Finanzinstitute: Nichts aus der Geschichte gelernt
Fijáte 314 vom 14. Juli 2004, Artikel 7, Seite 6
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Internationale Finanzinstitute: Nichts aus der Geschichte gelernt
Guatemala, 8. Juli. Organisierte Indígenafamilien in San Marcos wehren sich dagegen, dass die Goldmine in ihrer Region mit Geldern der Weltbank unterstützt wird. Sie werfen dem Finanzinstitut Doppelmoral vor, finanziert sie doch mit dem Geld aus der einen Tasche Darlehen für die Verbesserung des Gesundheitssystems und mit Geld aus der anderen Tasche unterstützt sie Projekte, die ein immenses Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung mit sich bringen. Vor 20 Jahren finanzierten die Interamerikanische Entwicklungsbank (BID) und andere Finanzinstitutionen den Bau des Staudamms Chixoy in Alta Verapaz. Das ursprüngliche Budget für dieses Projekt umfasste US-$ 200 Mio., am Ende kostete das Megaprojekt mehr als 2 Milliarden US-$. Ausser den Massakern und Vertreibungen, die im Zusammenhang mit diesem Bauprojekt begannen, brachte es auch massive schädliche Einflüsse auf das Ökosystem und die Umwelt mit sich. Zur Rechenschaft gezogen wurde bisher niemand. Die Internationale Finanzkorporation (IFC), der unternehmerische Arm der Weltbank, hat nun ein Darlehen über US-$ 45 Mio. für den Goldabbau in San Miguel Ixtahuacán, San Marcos, bewilligt, ohne dass die Weltbank sich dazu geäussert hätte. Die Minenbetreiberin, die Montana Exploradora, eine Tochterfirma der kanadischen Glamis Gold Ldt., will im Jahr 2006 von der Explorations- in die Explotationsphase treten. Für den Goldabbau in San Marcos braucht es stündlich 250'000 Liter Wasser. Es wird Zyanid gebraucht, eine je nach Dosis tödliche chemische Substanz. Die Hügel werden abgeholzt, die Bevölkerung wird unter gesundheitlichen Schwierigkeiten leiden. Und entgegen anders lautender Informationen seitens der Minenbetreiber, bringt der Bergbau der Region weder Arbeitsplätze noch Wohlbefinden. Nach oben |
Das abgebaute Gold wird abtransportiert, gemäss Berechnungen des Unternehmens kostet der Abbau einer Unze Gold weniger als US-$ 100 und wird auf dem Goldmarkt für rund US-$ 400 verkauft. Die einzigen Begünstigten von diesem Projekt sind die Minenbetreibenden. Seit das Unternehmen 1996 in San Miguel und Sipacapa zu arbeiten begonnen hat, wurden 135 lokale Personen eingestellt, davon 80 bloss temporär. Ebenso wurden zwei Schulen gebaut und zwei Lehrer eingestellt. Dafür beuten sie das Land auf einer Fläche von 6 km² aus, das z.T. auf unredliche Art der Bevölkerung ,,abgekauft" wurde. Vertraglich mit dem guatemaltekischen Staat festgelegt wurde der Abbau auf 1 km². Anders als im golderfahrenen Heimatland der Abbaufirma, Kanada, wo dem Staat 12% des Gewinnes zukommt, wird Guatemala gerade einmal 1% der Erlöse des im eigenen Land abgebauten Goldes sehen. Neben den zu erwartenden Gesundheitsschäden, wurde die lokale Bevölkerung schon im Vorfeld in ihren Rechten verletzt. Sieht doch der von Guatemala ratifizierte Artikel 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vor, dass die Regierung selbst vor jeglicher Invasion in ein Gebiet die lokale Bevölkerung konsultieren muss, sowie diese in die Planung sowohl des Vorhabens als auch der finanziellen Gewinne mit einbeziehen muss. Zwar habe Montana in Ansätzen eine solche Konsultation durchgeführt, doch könne diese die Pflicht des Staates nicht ersetzen, so der Leiter der lokalen Bürgerrechtsorganisation AEPDI aus El Estor, denn auch hier ist Montana im Auftrag der IFC Gold-explorierend aktiv. Die gesetzlich festgelegte Umweltverträglichkeitsprüfung weise grobe Fehler und Unklarheiten auf, heilige Maya-Stätten, die im Einzugsgebiet liegen und zum Teil Jahrtausendalte Wandgemälde hüten, würden durch die Abbauaktivitäten zerstört werden, so die AEPDI. |
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