Wiederaufnahme des Prozesses der Massaker in Rio Negro und Agua Fría
Fijáte 194 vom 22. Sept. 1999, Artikel 2, Seite 2
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Wiederaufnahme des Prozesses der Massaker in Rio Negro und Agua Fría
Guatemala, 14. September. Vor einer Woche wurde die Gerichtsverhandlung im Falle der Massaker von Rio Negro und Agua Fría in Salamá, Baja Verapaz, wieder aufgenommen. Im ersten Prozess, der im November 1998 zu Ende ging, wurden die drei früheren Mitglieder der Zivilpatrouille (PAC), Carlos Chen, Pedro Gonzáles Gómez und Fermín Lajuj Xitumul schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Dieses Urteil annulierte das Berufungsgericht von Cobán und ordnete eine erneute Gerichtsverhandlung an. Worum geht es? Das Elektrizitätswerk (INDE) plante 1977/78 den Bau des grössten Stausees Guatemalas am Fluss Chixoy. Dazu wollten sie rund 50 km des Flusslaufes stauen, was das Land von 3500 Familien überschwemmt hätte. Um diesen Plan umzusetzen, wollte das INDE die betroffene Bevölkerung umsiedeln. Den Leuten wurde der Bau von neuen Häusern, der Kauf von Land sowie eine finanzielle Entschädigung versprochen. Die BewohnerInnen der ersten Gemeinde, die hätte umgesiedelt werden sollen (Rio Negro), leisteten Widerstand. Die andern Dörfern folgten diesem Beispiel. Sofort wurden die Leute bezichtigt, der Guerilla anzugehören und die Repression gegen sie begann. Im Jahr 1982 wurden insgesamt 425 Menschen, grösstenteils Frauen und Kinder aus den Gemeinden Rio Negro und Agua Fría, ermordet, 250 davon bei zwei Überfällen der PAC und des Militärs auf ihre Dörfer. 18 Kinder wurden damals als SklavInnen nach Xococ verschleppt, wo sie für die Mörder ihrer Eltern arbeiten mussten. Ein Teil von ihnen, zusammen mit anderen Überlebenden der Massaker, sind heute ZeugInnen im Prozess gegen die früheren PAC-Mitglieder. Nach oben |
Diese zweite mündlicheVerhandlung hat unter erschwerten Bedingungen begonnen. Rund 300 Ex-PAC-Mitglieder aus Xococ demonstrierten vor dem Gerichtssaal und versuchten sowohl die RichterInnen als auch die ZeugInnen einzuschüchtern und so ein mildes Urteil für die Angeklagten zu erzwingen. Sie argumentieren damit, dass diese Ereignisse vor 17 Jahren geschehen und somit verjährt seien. Mit Steinen und Schlagstöcken bewaffnet versuchten sie, ins Gefängnis einzudringen und die drei Angeklagten zu befreien.Die Polizei musste die Angeklagten in ein Gefängnis nach Cobán verlegen, die Verhandlung wurde bis auf weiteres eingestellt. Ebenso erhielt der Richter von Salamá, Otto Cecilio Mayén, der 1998 die Todesstrafe gegen die Angeklagten verhängt hatte, Todesdrohungen. Aber auch BewohnerInnen der Gemeinde Rio Negro demonstrierten vor dem Gericht und fordern auf Transparenten die Verurteilung der Angeklagten Ex-PAC-Mitglieder. |
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