Wem gehört das guatemaltekische Öl?
Fijáte 231 vom 21. März 2001, Artikel 4, Seite 5
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Wem gehört das guatemaltekische Öl?
Ein historischer RückblickDas Interesse für das guatemaltekische Öl erwachte zum ersten Mal in den dreissiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Die mächtigen transnationalen Ölfirmen kamen ins Land und unternahmen erste geologische Untersuchungen und Bohrproben. Führend dabei war die englisch-holländische Shell, die im Petén und Alta Verapaz grosse Ländereien erwarb. Erst im Jahr 1955, nach der Konterrevolution, zeigten auch die nordamerikanischen Unternehmen ernsthaftes Interesse. Verschiedene Unternehmen begannen, ernsthaft in die Suche nach Öl zu investieren, nachdem aufgrund der Sondierungen in den Jahren 1940 bis 1949 tatsächlich auf ein Ölvorkommen in Guatemala zu schliessen war. So z.B. die Unternehmen Standard Oil, Esso, Amerado, Conoco, Socal, Signal, Texaco und Union Oil. Das erste Ölloch bohrte die Coastal Plains Oil Company, erfolglos. Es trug den Namen Castillo Armas, zu Ehren des Militärkommandanten (und späteren Präsidenten), der die Regierung Jacobo Arbenz' zum Sturz brachte. In den Jahren 1955 bis 1964 profitierten die transnationalen Ölunternehmen von einem Ölgesetz, das 1955 in englischer Sprache von nordamerikanischen Ölunternehmern und der konterrevolutionären guatemaltekischen Regierung ausgearbeitet worden war. Dieses Gesetz ersetzte das Dekret 649 (Ölgesetz der Regierung Arbenz) aus dem Jahr 1949, das während fünf Jahren gültig gewesen war und zur Folge hatte, dass sich die Ölunternehmen aus Guatemala zurückzogen. Das neue Gesetz erlaubte es, Förderverträge über vierzig bis sechzig Jahre Dauer abzuschliessen. Fall die Bohrungen erfolgreich wären, hätte der guatemaltekische Staat Anrecht auf 8,5% der geförderten Ölmenge und der Besitzer des Landes das Recht auf weitere 4%. Die Suche nach Öl konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Departemente Petén und Izabal. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass an der Ausarbeitung dieses Gesetzes John D. Park beteiligt war, der zehn Jahre später mit französischem, englischem und nordamerikanischem Kapital die BASIC RESOURCES gründete. In den darauffolgenden zehn Jahren konzentrierte sich die Ölsuche der Unternehmen Esso, Shell, Texaco, Mobil, Superior und Tenneco auf die Gegend entlang der Pazifikküste. Im Süden des Petén operierte die BASIC RESOURCES, und in Izabal die Cantram Zamora. Im selben Departement fördert das Unternehmen Exmibal bereits Nickel. Die BASIC RESOURCES und die Exmibal unterhielten rege Beziehungen, was als Indiz dafür genommen wurde, dass es sich zu lohnen begann, in die Suche nach Erzen und Kohlenwasserstoffen zu investieren. 1974 begannen sich die Dinge, zumindest auf dem Papier, zu ändern. Unter der Militärregierung von Carlos Arana Osorio wurde das Ölgesetz von Castillo Armas für ungültig erklärt und es trat eines in Kraft, das insofern fortschrittlich war, als es die Vertragsdauer von Förderrechten auf dreissig Jahre beschränkte. Danach würde dieses Recht an den guatemaltekischen Staat übergehen, der ausserdem Anrecht auf 50% der geförderten Ölmenge hätte, falls die Suche erfolgreich wäre. Weiter verpflichtete es die ausländischen Unternehmen zur Abgabe von Steuern. Ein Jahr später wechselte die Regierung schon wieder und General Kjell Lugerud García wurde Präsident. Er erliess ebenfalls ein neues Ölgesetz, dass noch strenger war: 55% des geförderten Öls ginge an den Staat, die Verträge wurden auf höchstens 25 Jahre ausgestellt und danach gingen die Rechte an den Staat zurück. Ausserdem mussten die Unternehmen eine Million Quetzales (was damals noch einer Million US-$ entsprach) bezahlen, um überhaupt einen Fördervertrag abschliessen zu können. Nach oben |
1974 würde das erste produktive Bohrloch gebohrt. Damit war eine neue Ära eröffnet. Ab 1976 begann die Vermaktung des 'schwarzen Goldes', vorerst auf dem inländischen Markt. Die tägliche Fördermenge betrug tausend Barril (1 Barril entspricht 159 Litern). Glückliche Besitzerin dieser ersten Ölquelle war niemand anders als BASIC RESOURCES, die sofort Verträge schloss mit Unternehmen wie Shenandoah (USA), Saga Petroleum (Norwegen), Petromaya (Guatemala), Hispanoil (Spanien) und Elf Aquitaine (Frankreich). 1983, nach dem Staatsstreich, der die Regierung von Efraín Ríos Montt zu Fall brachte, übernahm General Oscar Humberto Mejía Victores die Macht und erliess ein Ölgesetz, das heute noch gültig ist. Dieses Gesetz ist in gewissem Sinne ein Rückschritt in die Zeit von Castillo Armas. Zwar behält es die Vertragsdauer von 25 Jahren bei, ebenso den Passus, dass die Rechte nach Ablauf dieser Frist an den Staat gehen. Es reduziert jedoch die Abgaben an den Staat, die nun qualitätsabhängig sind. So schwanken heute diese Abgaben zwischen 8% und 50%. Dafür enthält dieses Gesetz unter dem Namen 'geteilter Kohlewasserstoff' einen (theoretischen) Vorteil für den Staat: Je nach Menge, die gefördert wird, muss nämlich das Unternehmen bis zu 70% des Rohöls und des aus dem Verkauf resultierenden Gewinns an den Staat abgeben. Bis 1998 erreichten die staatlichen Erlöse aus den 'geteilten Kohlewasserstoffen' jedoch keine 5% der gesamthaft geförderten Ölmenge. Begründet wird dies von BASIC RESOURCES damit, dass vorläufig kein Gewinn erwirtschaftet were. Das Unternehmen habe Ausgaben in Millionenhöhe, die noch nicht wieder eingenommen worde seien. Zwischen 1983 und 1999 versuchten unter anderem die Texaco, Amoco, Shell, Compañía General de Combustibles, Oil Technology und Underwater ihr Glück mit der Ölsuche. Einzig die Compañía General de Combustibles war dabei erfolgreich. Sie fand im Jahre 1998 im Petén und in Alta Verapaz Öl, jedoch nur in geringen Mengen. Oilwatch ist ein weltweites (vor allem in Lateinamerika, Venezuela, Ecuador, etc.) Netzwerk von BürgerInneninitiativen, die sich jeweils in ihren Ländern um den Umweltschutz und den Schutz der Rechte der von der Ölförderung betroffenen Bevölkerung (insbesondere indigene Völker im Urwald) bemühen. |
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