guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Kaffeekrise ohne Zukunftsperspektive

Fijáte 242 vom 22. Aug. 2001, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 242 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte

Kaffeekrise ohne Zukunftsperspektive

Für Alfonso Carreón, der als Berater verschiedener kleiner und mittlerer VGKooperativenNF im Norden von Chiapas arbeitet, gilt dieses Argument nicht. Die internationale Gemeinde habe schon lange das Vertrauen in Mexiko verloren, das für sein Nicht-Einhalten von Abkommen bekannt sei, meinte er. Wolle das Land endlich seinen Ruf retten und etwas zur Verbesserung der Kaffeepreise beitragen, müsse es sich an das Abkommen halten.

Nationale Mechanismen

Im vergangenen Jahr haben die mexikanischen KaffeeproduzentInnen verschiedene Protestaktionen unternommen. In verschiedenen Städten wurden die Büros des Landwirtschaftssekretariats besetzt und gefordert, die Unterstützungsbeiträge an KaffeeproduzentInnen zu erhöhen. In jüngster Zeit beschränken sich die Aktionen jedoch auf Demonstrationen und Meetings.

Mit der neuen Regierung wurde für dieses Jahr ein Unterstützungsbeitrag von 750 Pesos pro Hektar angepflanzten Kaffees ausgemacht, höchstens aber 3'750 Pesos pro ProduzentIn. Mit dieser Unterstützung konnten gerade mal 12% der Verluste der ProduzentInnen gedeckt werden.

Der mangelnde Wille der mexikanischen Regierung wird die weitere Durchführung solcher Unterstützungsprogramme behindern. Ausserdem sprechen organisierte ProduzentInnen davon, dass ein Teil dieser Beiträge der VGKorruptionNF zum Opfer falle. Verschiedene Teilstaaten führten Listen mit doppelt so vielen Namen darauf als überhaupt kaffeeproduzierende BäuerInnen in der Region wohnten. Das Geld kam den regionalen Behörden gerade recht, war es doch die Zeit des Wahlkampfes. In Chiapas wurden auch verschiedene Funktionäre des VGLandwirtschaftsministeriumsNF beim Verteilen der Unterstützungsgelder entführt.

Auf der mexikanischen Landkarte sind die Gebiete mit der höchsten VGArmutNF identisch mit denjenigen des Kaffeeanbaus und denjenigen der protestierenden BäuerInnen und des bewaffneten Widerstandes.

Das Unglück kommt Schlag auf Schlag

Die Korruption bei der Verteilung der Unterstützungsbeiträge bekamen am meisten die KaffeebäuerInnen in Chiapas zu spüren. Dort wurden insgesamt gerade noch 340 Pesos pro ProduzentIn und Hektar ausbezahlt, anstatt der versprochenen 750 Pesos.

Die Aufwertung des Pesos war für die ProduzentInnen auch von Nachteil. Die Kosten für Transporte, Düngemittel, TaglöhnerInnen sind im Verhältnis mehr gestiegen als der Peso aufgewertet wurde. Dadurch verlieren die ProduzentInnen rund weitere 30% ihres Einkommens.

In den kaffeeproduzierenden Gemeinden sind die Leute aufgebracht, traurig und verzweifelt. Die familiären Situationen sind prekär, die Organisationen am Auseinanderfallen oder in grossen finanziellen Schwierigkeiten. Die einzigen, die in diesen Gemeinden von der Situation profitieren, sind die coyotes, Menschen, die für teures Geld die illegale Einreise nach (in diesem Fall) den Vereinigten Staaten organisieren. In gewissen kaffeeproduzierenden Gemeinden sind bis zu 70% der EinwohnerInnen in die USA ausgewandert. Etwas anderes anzupflanzen lohnt sich für sie nicht, auch die Preise für Orangen und Mandarinen sind auf dem Weltmarkt schlecht.

Meist sind es die Männer, die gehen, die Frauen und VGKinderNF bleiben zurück und kümmern sich um Haus und Hof. Oftmals mieten die Exilierenden einer Gemeinde zusammen einen Lastwagen, der sie alle an die Grenze fahren soll. Ein Autobusunternehmen in Oaxaca offeriert bereits direkte Reisen ohne Halt nach Ciudad JuárezNF, einer mexikanischen Grenzstadt zu den USA. Als Folge dieser Migrationsbewegung wird auch eine allgemeine Zunahme der Kriminalität und vermehrte Überfälle auf den Strassen festgestellt.

Die Abwanderung hat auch die Landpreise sinken lassen, unterdessen werden bearbeitete Parzellen von 10 Hektaren für 50'000 Pesos gehandelt.

Die Regierung Fox hat formal die Forderungen der nationalen Organisationen anerkannt: Restrukturierung des Mexikanischen Kaffeerates, finanzielle Unterstützung für die Ernte, Neuregelung der Besteuerung, um die Vermarktung des Kaffees zu verbessern, Qualitäts- statt Quantitätsverbesserung und die Einführung eines Stabilisierungsfonds. Bisher hat die Regierung ihre Versprechen jedoch nicht eingehalten.

Düstere Aussichten

So sehen denn auch die Zukunftsaussichten für die mexikanischen KaffeebäuerInnen nicht gut aus. Im nächsten Haushaltsjahr will die Regierung ihre Unterstützungsbeiträge für die KaffeeproduzentInnen um 30% kürzen. Ein Zeichen dafür, dass die neue Administration keine Bereitschaft zeigt für die Lösung der Probleme, mit denen sie konfrontiert ist.

Es darf dabei nicht vergessen werden, dass der eigentliche Schlüssel zur Verbesserung der Situation auf internationalem Terrain zu suchen ist Doch Mexiko ist an der heutigen Situation nicht unschuldig: Einerseits hat es den Vorschlag zur Zerstörung eines Teils der Ernte unterstützt und andererseits hat es sich nicht an diese Abmachung gehalten.

Gleichzeitig nimmt der Unmut der ProduzentInnen zu. Ende April hat diskutierte der Regionale Kaffeerat die Durchführung eines Streiks. Diese Idee wird nun in den Gemeinden und Ejidos analysiert und besprochen.

"Müssen wir jetzt auch beginnen, anderes zu pflanzen, um die Wichtigkeit des Kaffees zu in Erinnerung zu rufen?" fragte sich ein Kaffeebauer aus Guerrero, als er von den Programmen für die Coca-BäuerInnen in Bolivien und Kolumbien hörte. "Wie viele Tote muss es beim Durchqueren der us-amerikanischen Grenzwüsten noch geben, damit die Situation der mexikanischen Kaffeebauern ernst genommen wird?", fragte sich ein anderer.


PDF Original-PDF 242 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte