Ríos Montt vergrössert sein Reich
Fijáte 268 vom 11. Sept. 2002, Artikel 6, Seite 5
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Ríos Montt vergrössert sein Reich
Guatemala, 27. Aug. Überraschender Wechsel in der Militärführung: Verteidigungsminister Alvaro Leonel Méndez Estrada wurde am 26. August ersetzt durch Robin Macloni Morán Muñoz, und Enrique Ríos Sosa, Sohn des Kongresspräsidenten Efraín Ríos Montt, wird Morán Muñoz Nachfolger und somit Chef des Obersten Generalstabs der guatemaltekischen Armee. Zwar bezeichnete der Sekretär des Präsidenten diese Wechsel als Routine, der Umstand jedoch, dass sie im Vorfeld der von Präsident Portillo auf den 15. September angekündigten Reduktion der Armee stattfinden, gibt Anlass zu Spekulationen: Für den Militärspezialisten Otto Pérez Molina steht Ríos Sosa nur noch einen Schritt vor seinem Ziel, der Beförderung zum Verteidigungsminister, dem höchsten militärischen Amt. Eine andere, anonyme Quelle, sagte, Präsident Portillo habe die Wechsel veranlasst, weil gewisse seiner Befehle bezüglich der geplanten Militärumstrukturierung von Méndez Estrada nicht unterstützt wurden. Tatsache ist auf alle Fälle, dass Ríos Sosa in seiner neuen Position mehr direkten Einfluss auf das Offizierskorps und die Truppen hat, während der Minister eher politische Funktionen wahrnimmt. Robin Macloni Morán ist bereits der vierte Verteidigungsminister während Portillos Amtszeit. Seine drei Vorgänger waren Juan de Dios Estrada (ab. 4.1.2000), Eduardo Arévalo Lacs (ab. 11.11.2000) und Alvaro Leonel Méndez Estrada (ab 28.11.2001). Aktive wie pensionierte Offiziere zweifeln keinen Moment daran, dass der nächste Verteidigungsminister Enrique Ríos Sosa heisst. Innerhalb des Militärs habe dieser sich nie speziell hervorgetan, sein einziger "Pluspunkt" sei, dass er der Sohn seines Vaters ist, heisst es aus Militärkreisen. Das ganze scheint denn auch ein abgemachtes Spiel zu sein und passt (ebenso wie die versprochene Entschädigung der Ex-PAC) beunruhigend gut in Ríos Montt's Präsidentschafts-Strategien. Anlässlich des 129. Jubiläums des (militärischen) Politechnikums in San Juan Sacatepéquez sagte Präsident Portillo, er plane die Reduzierung der Armee um 6000 "Elemente" sowie eine Kürzung des Militärbudgets. "Die Aufgaben des Militärs haben sich gewandelt. Heute müssen wir die Regeln der Demokratie lernen", meinte der Präsident. Die Aufgabe der Armee sei der Schutz des Landes gegen Angriffe von aussen, die Sicherheit im Innern müsse von zivilen Kräften wie der Polizei gewährleistet werden. Entsprechend sprach er von der Möglichkeit, nächstes Jahr 146 Mio. Quetzales des Militärhaushaltes ans Innenministerium abzugeben, damit dieses die Sicherheit der BürgerInnen gewährleisten könne. Nach oben |
Gemäss offiziellen Daten zählt die guatemaltekische Armee total 31'000 Aktive. Davon sind 2900 höhere Offiziere, 10'000 sog. Spezialisten (Köche, Mechaniker, administratives Personal etc.) und 19'000 Soldaten. Um im Rahmen einer Armeeverkleinerung die Offiziere zu entschädigen, würde laut Präsident Portillo 125 Mio. US$ kosten, deshalb würden die 6000 Personen aus den Truppenbeständen reduziert. Eine unabhängige Analyse des Militärhaushalts der Jahre 1996 bis 2000 hat ergeben, dass die Militärausgaben in den sechs Jahren seit der Friedensunterzeichnung gleich geblieben sind (rund eine Milliarde Quetzales pro Jahr) - etwa gleich viel wie die Ausgaben des Gesundheitsministeriums. Im ersten Entwurf des am 3. September vorgelegten Budgets fürs Jahr 2003 wird zwar der Haushalt fürs Gesundheitsministerium auf 1,5 Milliarden Quetzales erhöht, dasjenige des Verteidigungsministeriums jedoch bleibt sich gleich. Die Erklärung dazu: Man wolle erst den Vorschlag Portillos bezüglich der Reduzierung der Armee am 15. September abwarten. |
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