Vorstandstreffen ins Gefängnis verlegt
Fijáte 292 vom 27. August 2003, Artikel 3, Seite 3
Original-PDF 292 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte
Vorstandstreffen ins Gefängnis verlegt
Guatemala, 14. Aug. "Mit zitternden Händen und auf seine Unschuld beharrend", so die Presse, wurde Carlos Wohlers, Ex-Präsident des Vorstands des Guatemaltekischen Sozialversicherungsinstituts IGGS und Abgeordneter der Republikanischen Front Guatemalas (FRG) wegen Betrugs in Millionenhöhe verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Hier nahmen ihn seine IGGS-Vorstandskollegen César Augusto Sandoval, ehemaliger, von Wohlers benannter Geschäftsführer, Rigoberto Dueñas, Vertreter des Arbeitssektors im Vorstand und Rolando Waldemar Castañeda Lemus, Vertreter der Universität San Carlos, in Empfang, die teilweise bereits seit Anfang Juni in Haft sind, als entdeckt worden war, dass rund US-$ 30 Mio. aus dem Pensionsfonds des Instituts ,,verschwunden" waren (siehe ¡fijáte! 287). Wohlers hatte sich in Begleitung seiner Verteidigerin mit der Absicht vor dem Richter der 10. Strafkammer, Ottoniel López, präsentiert, einem Haftbefehl zu entgehen und, seinen guten Willen zeigend, die Folgen für sich zu mildern. Während Wohlers vor der Presse seine Verantwortung für den Verlust der 239 Mio. Quetzales bestritt, die in einem Treuhandfonds deponiert und anschliessend für den Kauf von überbewerteten Grundstücken genutzt worden waren, befand Richter López die vorliegenden Beweise für ausreichend, um Wohlers ins Gefängnis zu schicken. Diesem werden neben Unterschlagung und Betrug auch Geldwäsche vorgeworfen. Am selben Tag wurde dem Kongress ein Bericht über die aktuelle Situation des IGGS vorgelegt. Laut diesem summieren sich inzwischen die geplünderten Millionen Quetzales auf 960 (ca. US-$ 121 Mio.), von denen die Hälfte noch nicht wieder aufgetaucht ist. Ein Teil des Geldes befindet sich noch im Ausland, ein weiterer ist auf den Namen von Dritten geschrieben. Der IterimsPräsident des IGGS, Jorge Pérez, konnte auch nicht garantieren, dass die gesamte Summe wieder auftauchen wird. Derweil wurden von den Vereinten Nationen zwei kanadische Ermittler entsendet, um über die Einheit des Kampfes gegen Korruption und das organisierte Verbrechen die guatemaltekische Staatsanwaltschaft bei den Untersuchungen im Fall IGGS zu unterstützen. Der ehemalige IGGS-Geschäftsführer Sandoval versuchte unterdessen, Kapital aus seiner Lage zu schlagen. Er beantragte ein Verfahren gegen die ANNAbgeordnete Nineth Montenegro und die Zahlung von 1 Mio. Quetzales (ca. US-$ 125´000) für die Schäden, die er, ,,beleidigt in seiner Ehre" erlitten hatte, nachdem Montenegro ihn wegen der Unstimmigkeiten im IGGS kritisiert hatte. Doch der Antrag wurde abgelehnt. Auch die Initiative der Opposition, dem IGGS seine Autonomie wiederzugeben und grundsätzliche Veränderungen einzuführen, scheiterten, da die FRG beim Vorschlag einer Abstimmung darüber so viele ihrer AnhängerInnen aus dem Plenum schickte, bis die dafür erforderliche Mindestanzahl an Stimmberechtigten nicht mehr gegeben war. Nach oben |
Guatemala, 15. Aug. Einen Monat, nachdem das Verfassungsgericht der Einschreibung von Ríos Montt als Präsidentschaftskandidat grünes Licht gegeben, und zwei Wochen, nachdem SympathisantInnen der Regierungspartei FRG mit Gewalt die Strassen der Hauptstadt eingenommen hatten, versammelte sich die Soziale Volksbewegung und marschierte für Demokratie, Transparenz der Wahlen und gegen Straflosigkeit. Für die Demonstration, an der etwa Tausend Personen teilnahmen, war ein symbolträchtiger Weg durch das historische Zentrum der Hauptstadt gewählt worden. Sie begann beim Obersten Gerichtshof, und am Verfassungsgericht entlang endete sie schliesslich vor dem Nationalpalast. Diverse Menschenrechtsgruppen reihten sich mit ein und drückten ihre Ablehnung der Verfassungsignoranz und gewalttätigen Aktionen der FRG durch Transparente und Ríos Montt als Teufel darstellende Pappmaché-Puppen aus, von denen eine am Ende auf dem Zentralplatz verbrannt wurde. An allen Zäunen und Türklinken, die am Weg lagen, hingen schliesslich weisse Bänder, die sich auch die an der Demonstration Teilnehmenden umgebunden hatten als Ausdruck des Friedens, der Forderung nach Wahltranspa- |
Original-PDF 292 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 --- Nächstes Fijáte