Kinderpornographie im Fadenkreuz
Fijáte 353 vom 15. Feb. 2006, Artikel 3, Seite 3
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Kinderpornographie im Fadenkreuz
Guatemala, 9. Feb. Ermittlungen der deutschen Polizei deckten guatemaltekische Verbindungen mit einem Kinderporno-Netzwerk in Deutschland auf. Nachdem im Januar in Spanien ein ebensolches Netz aufgeflogen war, das seine Tentakeln bis nach Guatemala streckt, hat nun die Bundesrepublik einen Antrag gestellt, damit in Guatemala eine Internetseite nachverfolgt wird, auf der Bilder von Minderjährigen beim Geschlechtsverkehr zu sehen sind. Anfang Januar erhielt die Abteilung für Delikte gegen Minderjährige und Heranwachsende der Kriminalermittlungsdirektion (DINC) von INTERPOL eine Akte, mittels der die Polizeibehörde Brandenburgs die Ermittlung von Kennziffern eines Computers in Guatemala ersucht, über den das Pornomaterial verschickt wurde. Just zur gleichen Zeit wurde im Departement Jutiapa ein Ring von Päderasten aufgespürt, der ebensolche Bilder produziert. Im Zusammenhang mit einigen Razzien in Internetcafés in der Stadt Jutiapa wurde ein 18-Jähriger festgenommen, angeklagt der Verführung Minderjähriger und Veröffentlichung obszöner Szenen. Doch nach einer Woche wurde der junge Mann wieder freigelassen, hatte doch die Strafinstanz übersehen, dass letztere Tat nicht mehr als Delikt im Gesetzeskodex festgelegt ist, nachdem eine Verfassungsresolution sie vor einiger Zeit aus dem Strafbestandskatalog genommen hatte. Daraufhin wurde die Staatsanwaltschaft aktiv und beantragte die erneute Festnahme des Verdächtigen mit der Ankündigung, ihn nun verfassungskonform der Verschleierung, Bedrohung und schwerwiegende Verführung Minderjähriger anzuklagen. Vier weitere Haftbefehle gegen Mitglieder des Pornorings aus Jutiapa stehen derweil noch aus. Der Albtraum in Jutiapa ist indes noch nicht vorbei. Die Opfer der Päderasten sind 15 Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren, die zuerst mit Geld geködert wurden bevor ihnen Drogen verabreicht wurden unter deren Wirkung sie zu den Videoaufnahmen benutzt wurden. Gemäss dem Menschenrechtsprokurat (PDH), das den Fall verfolgt, sei den Beteiligten erzählt worden, dass das Video ausschliesslich in Europa vertrieben würde, doch nachdem BewohnerInnen von Jutiapa auf Bildern im Internet die Mädchen erkannt hatten, kursierten die Bänder auch in der Stadt selbst. Die Staatsanwaltschaft verfügt über Kopien von sieben Filmen, in denen die Mädchen mit offenbar erwachsenen Männern zu sehen sind. Die Opfer wurden als SchülerInnen einer weiterführenden Schule in der Stadt Jutiapa identifiziert und zeitweilig vom Direktor von der Schule gewiesen. Als auf Druck der PDH die "Verdammten" wieder aufgenommen wurden, nahmen die Eltern von 65 SchülerInnen diese aus der Bildungsstätte. Nicht nur die lokale PDH sondern auch die Eltern der Opfer erhalten wiederholt Morddrohungen, sollten sie an der Anklage vor der Staatsanwaltschaft festhalten. Nach oben |
UNICEF drängt derweil die guatemaltekischen Autoritäten auf baldiges Agieren, um diesem Verbrechen Einhalt zu gebieten. An erster Stelle steht dabei die Deliktdefinition von Kinderpornographie und sexueller Ausbeutung von Minderjährigen auf gesetzlicher Ebene sowie die strafrechtliche Verfolgung der Anzeigen. Informationen der Kinderschutzorganisation Casa Alianza zufolge, erstreckt sich das in Jutiapa aufgedeckte Kinderpornonetz weiter über die Departements Guatemala, San Marcos, Quetzaltenango, Izabal und Escuintla. Der Regionaldirektor von Casa Alianza, Arturo Echeverría weist zudem darauf hin, dass die entsprechenden Netze von Nicaragua aus bis hin zur mexikanischen Grenze operieren und ihre Opfer via Internet, in den Schulen, Discotheken und per Modelagenturen kontaktieren. |
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