Die Zukunft in Händen der LehrerInnen und der Autoritäten
Fijáte 354 vom 01. März 2006, Artikel 1, Seite 1
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Die Zukunft in Händen der LehrerInnen und der Autoritäten
Der Beginn des Schuljahres 2006 ist erneut zahlreichen Erschütterungen ausgesetzt. Noch ist nicht einmal der zweite Monat vergangen und schon haben wir wiederholt tausende von Lehrerinnen und Lehrern auf der Strasse gehabt, die ihren Unmut hinsichtlich der Entwicklung der Bildungspolitik der aktuellen Regierung demonstrieren. Währenddessen passiert die Erziehungsministerin In der Zwischenzeit hat die Opposition im Kongress der Ministerin das Misstrauen ausgesprochen, Präsident Berger und sein ministeriales Equipe halten ihr derweil die Stange. Silvia Orozco Santisteban erläutert im ersten Teil des folgenden Artikels die Hintergründe der OpponentInnen, erschienen in incidencia democrática. Hinsichtlich des Tauziehens zwischen LehrerInnenschaft und Autoritäten muss man die Vorgeschichte kennen, um die Situation zu verstehen. Auf der einen Seite ist die Zusammensetzung des Bildungsressorts zu betrachten, angefangen bei der Ministerin selbst, die von einem Studienzentrum (Zentrum für nationale Wirtschaftsstudien - Der Erfolg des PRONADE, die nationalweite Abdeckung der Grundschulbildung erreicht zu haben, gründet sich auf der Deregulierung der Arbeitsbeziehungen der LehrerInnen, das heisst, dass es mittels der COEDUCAs die Eltern sind, die die Verantwortung für die Verträge und Kündigungen der LehrerInnen tragen, für deren Gehälter, dafür, sie zu evaluieren und sie dabei zu unterstützen, ihre Arbeit erfolgreich zu leisten. Unterdessen wird der Staat ausserhalb jeglicher Arbeitsbeziehung mit dem Lehrkörper gehalten, der seinerseits keinerlei Zusatzleistungen erhalten und den Entscheidungen der Elternkomitees ausgeliefert ist. Dies - nur als Beispiel genannt - ist ein weiterer Rückschritt des guatemaltekischen Staates, der auf illegale Weise seine eigene Verantwortung den Eltern aufoktroyiert. Deswegen wird auch behauptet, dass die Bildung privatisiert werden soll. Aber, warum haben das Bildungsressort und speziell die Ministerin einen so guten Stand innerhalb der aktuellen Regierung? Die Antwort ist einfach: Die Ministerin hat diesen Sprung Dank der Unterstützung des grossen Unternehmertums und der Medien geschafft. Beziehen wir uns auf konkrete Aspekte, gab es keinen praktischen Erfolg, der vorzuweisen war, es handelte sich vielmehr um Kampagnen mit Unterstützung der Privatinitiative, denn man kann nicht als Fortschritt die Erkenntnisse bezeichnen, die uns allen bekannt sind: die mangelhafte Vorbereitung der LehrerInnenschaft und ebenso die Schwächen, die die SchülerInnen bei Evaluationen aufweisen. Eine grundlegende Frage würde besser lauten: Was hat die Ministerin getan, um diese schwerwiegenden Probleme zu lösen? Obendrein ist ihre mangelnde Fähigkeit hinsichtlich Gesprächen und Verhandlungen bekannt, was sie den LehrerInnen, aber auch Abgeordneten der Opposition und sogar denen der Regierungspartei gegenüber mehr als bewiesen hat. Aber dabei hat sie einen noch schwereren Fehler begangen: Sie hat die Konsultivkommission für die Bildungsreform im Prozess dieser Reform aussen vorgelassen. Diese Kommission entstammt den Auf der anderen Seite finden sich die LehrerInnen, vertreten durch die Nationale LehrerInnenversammlung ( Doch dieses Leiden betrifft nicht ausschliesslich die ANM, sondern ist weit verbreitet in den sozialen Organisationen. Das Unterstützungsangebot von zahlreichen Institutionen oder Personen mit alternativen Mitteln ist in ihrer Kampfstrategie nicht in Betracht gezogen worden, schlimmer noch, sie kümmern sich noch nicht einmal um die Verbreitung ihrer Kommuniqués. Dies ist bis zu einem bestimmten Punkt verständlich, nimmt man das Gefühl des Gremiums, das sehr in ihnen verwurzelt ist, auf der anderen Seite schafft man es jedoch nicht, aufzuzeigen, welche Unterstützung andere Gremien zur Stärkung der Forderungskämpfe leisten könnten. In diesem Zusammenhang ist die erwähnte Unterstützung zu nennen, die die Ministerin Aceña von Seiten der kommerziellen Kommunikationsmittel geniesst, die auf sehr unterschiedliche Weise von den Forderungsaktionen des Lehrkörpers berichten, wenn sie sich auf Themen wie dessen Ablehnung des Freihandelsabkommens Bis jetzt wurde der späte Vorschlag des Ministeriums, einen Rundtisch einzurichten, teilweise von der ANM abgelehnt, einige machen ihrer Teilnahme davon abhängig, wer an diesem Tisch sitzen soll. Auf dem Spiel steht nicht einfach nur, wer wen besiegt, sondern grundlegende Veränderungen im nationalen Bildungssystem zuwege zu bringen. Denn Guatemala kann nur in dem Masse aus seiner Unterentwicklung herauskommen, wie seine EinwohnerInnen eine bessere Bildung erreichen. Das MisstrauensvotumNach der anhaltenden Kritik durch den LehrerInnensektor und dessen Forderung, die Bildungsministerin solle zurücktreten, nahm sich Anfang Februar der Kongress des Themas an und unterzog Maria del Carmen Aceña einer, im Endeffekt drei Wochen anhaltenden Parlamentarischen Anfrage, mittels der Zweifel an der Arbeit der Ministerin geklärt werden sollten. Der die Anfrage initiierenden Nationalen Einheit der Hoffnung ( |
Dabei kündigte er drei Gesetzesinitiativen an, um die Bildungsreform zu bewerkstelligen. Die Vorschläge beinhalten die Dezentralisierung der Fonds, die Verbesserung der Gehälter in diesem Ressort und die Schulinfrastruktur. Aceña zeigt sich indes tapfer: "Ich fühle mich durch den Präsidenten Óscar Berger und Doch die LehrerInnen bleiben hart und kritisieren die Entscheidung Bergers. "Auch wenn der Präsident und der Ministerrat María del Carmen Aceña unterstützt, vertritt sie im Bildungsressort für die LehrerInnenschaft nicht mehr die Interessen der Lehre und hat ihre Legitimität verloren", so die klaren Worte von Joviel Acevedo, Anführer der Nationalen LehrerInnenversammlung. Nicht zu negieren ist denn auch, dass die Regierung sich erst nach dem Misstrauensvotum dazu herabgelassen hat, sich mit den LehrerInnen zusammenzusetzen und sie in die Formulierung der Bildungsreform mit einzubeziehen. Dementsprechend kommentiert der Redaktionschef der Tageszeitung Diejenigen, die die Ministerin verteidigen, negieren die Schwerer wiegt noch, dass der Protest der LehrerInnen dargestellt wird, als käme er von wenigen. Nein, Herr Berger, es sind tausende auf nationaler Ebene. Und als Lektion der politischen Geschichte, erinnere ich nur daran, dass die ehemaligen Präsidenten Das Misstrauensvotum des Kongresses löst nicht die Dringlichkeit einer Bildungsreform, die die Friedensverträge wieder aufnimmt. Und Achtung: Der Dialog ist da für die Suche nach Lösungen und nicht, um zu versuchen, Forderungen zu entschärfen." Und so schlich sich in den aktuellen Konflikt zwischen Ministerium und LehrerInnenkollegium noch eine dritte Position, die denn auch die schärfste Kritik rund um das Misstrauensvotum hervorrief: Dem Kongress wurde vorgeworfen, die Auseinandersetzung in ein wahlpolitisches Spektakel zu verwandeln und die Figur der Bildungsministerin als Exempel zu statuieren, auf der einen Seite als Zeichen der Macht des Präsidenten als letzter Entscheidungsträger, auf der anderen Seite als Zeichen für die Schwäche desselben als Regierungschef und seiner Equipe. Trotz aller nicht zu leugnenden Fehler und Unfähigkeiten der Ministerin hat diese - nicht ohne das Zuspielen des Balles durch die anhaltenden Kritik der LehrerInnen an ihrer Administration - das Thema der Bildung auf die nationale Agenda gehoben und einen historischen Präzedenzfall geschaffen, indem sie mit der Tradition brach und sich nicht mit den Abgeordneten auf Verhandlungen über die Lehrstellenvergabe in den Departements einliess, die diese üblicherweise für ihre parteipolitischen Verpflichtungen instrumentalisiert haben. So stellt die Parlamentarische Anfrage für manche weniger die Absicht dar, tatsächlich einen möglichen Niedergang der Bildungsamtsführung zu beweisen sondern um ein Kräftemessen und den Anstieg in der politischen Gunst des LehrerInnengremiums. Trotz der Bereitschaft von Seiten einiger Kongressabgeordneten, sich zum Gespräch zu finden, bleibt fraglich, wieweit während des Restes der GANA-Regierung die Spuren der Auseinadersetzung das politische Handeln derselben behindern. Auf der Legislativagenda stecken die Diskussionen um zahlreiche, aktuell mehr als drängende Gesetze fest: das |
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