Diskussion über Kaibile im Kongo geht weiter
Fijáte 353 vom 15. Feb. 2006, Artikel 7, Seite 6
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Diskussion über Kaibile im Kongo geht weiter
Guatemala 01. Feb. Die Diskussion in Guatemala über die politischen Konsequenzen aus dem Tod von acht Kaibilen (siehe ¡Fijáte! 352) während des Einsatzes in der Kongo-Mission der Vereinten Nationen (MONUC) reisst nicht ab. ParteienvertreterInnen von links - aus der Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG) - wie rechts - der Republikanischen Front Guatemalas (FRG) - verlangen den sofortigen Rückzug der guatemaltekischen Militärangehörigen aus Afrika. Kongressabgeordnete der URNG begründen ihre Forderung damit, dass die Soldaten im Kongo an einer offensiven Operation teilgenommen hätten, die im Gegensatz zu den Grundsätzen der UN-Friedensmission stünde. Víctor Manuel Sales Ortiz, Abgeordneter der URNG, wies auf einen anderen Aspekt des Themas hin: "Kaibiles sind aufgrund ihrer früheren Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen nicht dafür geeignet, Teil einer Friedensmission der UNO sein." Ähnlich sieht das Sandino Asturias vom Centro de Estudios de Guatemala (CEG) und wünscht sich eine offene Diskussion im Kongress wie in der Zivilgesellschaft über die guatemaltekische Beteiligung an Friedensmissionen. Der Abgeordnete der FRG, Arístides Crespo, begründete die Forderung nach Rückzug mit den Worten: "Wir sollten nicht in einem Krieg kämpfen, mit dem wir nichts zu tun haben." Stattdessen sollten diese SoldatInnen, die derzeit in Afrika sind, angesichts der eigenen Sicherheitsprobleme besser in Guatemala eingesetzt werden. Der Erzbischof von Guatemala-Stadt, Rodolfo Quezada Toruño, wies in einer Sonntagspredigt darauf hin, dass der finanzielle Beitrag Guatemalas an der UN-Friedensmission im Kongo 40 Millionen Quetzales (ca. 5,3 Mio. US-$) betrage. "Für dieses Geld könnten wir 40 Schulen bauen", fuhr Toruño fort. BefürworterInnen der Fortführung der Beteiligung an der Friedensmission im Kongo verweisen auf die positiven Ziele der Mission und ein erhöhtes internationales Ansehen der daran teilnehmenden Nationen. So erklärte der ehemalige Militärangehörige und Analyst, Mauricio López Bonila: "Der Einsatz ist vorteilhaft für Guatemala. Er ist das beste und einzige Werkzeug der Aussenpolitik, das wir haben. Die SoldatInnen abzuziehen, wäre eine Dummheit. Die guatemaltekischen Militärs nutzen den Namen ihres Landes für ehrenwerte, positive Aktivitäten." Der ehemalige Sprecher des Veteranenverbandes, Héctor Rosales Salaverría, verwies darauf, dass "wenn wir selbst die Unterstützung anderer Länder benötigen, werden sie uns helfen, wenn wir ihnen helfen." Die Regierung unter Oscar Berger hat derweil offiziell bei den Vereinten Nationen um detaillierte Informationen über die Umstände des Todes der acht Soldaten gebeten. In dem Schreiben heisst es: "Insbesondere bitten wir um eine Klarstellung hinsichtlich der in der französischen Zeitung Le Monde publizierten Darstellung, welche nicht mit dem Inhalt der Informationen, die die Vereinten Nationen der guatemaltekischen Regierung gegeben hat, übereinstimmt und die Legitimität der Friedensmission im Kongo insgesamt in Frage stellt." Nach oben |
In seinem Antwortschreiben gab UN-Generalsekretär Kofi Annan entgegen der ersten Darstellungen eine Woche zuvor, in denen allein von einer Erkundungsoperation zum Schutz von ZivilistInnen die Rede war, zu, dass die guatemaltekischen Kaibile beordert worden waren, Anhänger der Widerstandsarmee des Herren (LRA) zu lokalisieren und bei der Gefangennahme jeglicher Anführer zu assistieren. Verteidigungsminister Bermúdez und Aussenminister Briz gaben sich mit der Stellungnahme Annans zufrieden und sehen keinen Widerspruch in den beiden Versionen, erläutert der UN-Generalsekretär doch, dass die MONUC in den letzten Monaten Berichte erhalten habe, nach denen LRA-Angehörige und einige derer Anführer sich in die Demokratische Republik Kongo eingeschleust hätten und in dem zum Kampfplatz werdenden Nationalpark von Garamba aufhielten, der an den Sudan grenzt. Laut der Informationen habe diese LRA-Gruppe einige Angriffe auf den Süden des Sudans durchgeführt, zu denen Hinterhalte gegen die Befreiungsarmee des Volkes des Sudans (ELPS) und auf humanitäre Hilfskonvois gehörten, um Nahrungsmittel und anderer Versorgungsgegenstände zu stehlen. Ausserdem werden dieser LRA-Einheit Morde, Geiselnahmen und Einschüchterungsaktionen an der Zivilbevölkerung, die in dem Nationalpark lebt, zur Last gelegt. Jean-Philippe Remy, Korrespondent von Le Monde, ist derweil der Ansicht, dass die MONUC trotz des offiziellen Schreibens den wahren Hintergrund der Offensive verschweigt. Seiner Theorie nach war jene tödliche Mission zum einen geheim und zudem angeleitet vom britischen Geheimdienst, um den Guerillakämpfer Vicent Otti aus Uganda zu fassen, der angeklagt ist als Kriegsverbrecher und der vor den Internationalen Strafgerichtshof geführt werden soll, was den Auftrag der Blauhelmmission im Kongo dann doch überschreitet. Somit erklärt Remy auch die Langsamkeit der übrigen MONUC-Kräfte, den in den ugandischen Hinterhalt geratenen Kaibilen zur Hilfe zu kommen. Keine andere Armeeeinheit sei über diese Operation informiert gewesen, so der Journalist. Der vorläufige UN-Bericht versichert, dass die Kaibile das Guerilla-Camp am Sonntagnachmittag, 22. Jan., lokalisiert hatten und es am Montag stürmen wollten, doch im Morgengrauen kam es bereits zum Gefecht. Die MONUC-Unterstützung, 700 km weit weg stationiert, kam vier Stunden später. Inzwischen haben die Familien in Guatemala die gefallenen Soldaten in Empfang genommen und beerdigt, alle acht kamen aus ländlichen, indigenen Gemeinden. Angesprochen auf Forderungen, die SoldatInnen sofort abzuziehen, sagte Aussenminister Jorge Briz, die Regierung werde den ausführlichen Bericht der Vereinten Nationen über den Tod der acht Kaibile abwarten. Gleichzeitig sind acht guatemaltekische Soldaten in den Kongo geschickt worden, um die getöteten zu ersetzen. |
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