Acht Morde, doch in Sachen Ermittlungen: Nichts
Fijáte 381 vom 21. März 2007, Artikel 3, Seite 4
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Acht Morde, doch in Sachen Ermittlungen: Nichts
Guatemala, 16. März. Wirklich neue Enthüllungen gibt es um den achtfachen Mord an drei salvadorianischen Abgeordneten, ihrem Chauffeur und in Folge an vier von ihren Mördern, Polizisten der Kriminalabteilung DINC von Beruf, selbst nach zwei Wochen Ermittlungen nicht. Das präsente FBI will seinen Bericht in dieser Woche vorlegen. (siehe ¡Fijáte! 380) Weder ist geklärt, wer die Polizisten im "Hochsicherheitsgefängnis" El Boquerón getötet hat, noch gibt es konkretere Hinweise auf das Motiv für das Verbrechen an den Salvadorianern. Von guatemaltekischer Seite wird immer noch die These vertreten, es habe sich um einen Drogenkartellkonflikt gehandelt, in den einer oder mehrere der Abgeordneten involviert waren, was vom Nachbarland heftig dementiert wird. Dessen Staatsanwaltschaft und Polizei spekulieren hingegen darauf, dass ihre Landsmänner unschuldige Opfer geworden sind in einem Drogendisput mit einem Kartell in Jutiapa, bei dem die DINC hochgehen sollte. - Auf dem Video von der Tankstelle ist ein zweites Auto zu sehen, dass einem Drogendealer in jenem Departement gehören soll. - Javier Figueroa, der ehemalige stellvertretenden Ermittlungsleiter der Nationalen Zivilpolizei (PNC) hat seine "Urlaubsreise" inzwischen von Costa Rica über Panama nach Venezuela fortgesetzt, während seine Familie nach Mexiko gereist ist. Derweil gibt es neue Hinweise darauf, dass nicht nur er und der ehemaligen DINC-Chef Victor Soto, die angeblich einem Todesschwadron innerhalb der Polizei vorstehen sollen genauso wie der Berater des Innenministers, Victor Rivera und der Minister, Carlos Vielmann in irgendeiner Form persönlich in die Taten verwickelt sind. Die Patriotische Partei (PP), die inzwischen die Interpellation des Innenministers begonnen hat, jedoch immer noch auf Antworten des Funktionärs wartet, die noch nicht bekannt sind, hat drei Videos präsentiert; auf einem davon sagt ein ehemaliger Polizist aus, dass der Mord an den Abgeordneten im Innenministerium geplant worden sei und Soto mit Figueroa kurz vorher in El Salvador gewesen waren, um die Opfer zu beschatten. Nach oben |
Und just in diesen Tagen kamen neue Details von Zusammenhängen ans Tageslicht. Das Menschenrechtsprokurat (PDH) erkannte auf einem Foto, das bei der Stürmung des Gefängnisses El Pavón im August letzten Jahres, auf der immer noch der Verdacht der aussergerichtlichen Hinrichtung von sieben Gefangenen lastet, aufgenommen wurde, zwei Männer, die als Scharfschützen gekleidet waren, aber nicht als Polizisten registriert sind. (siehe ¡Fijátes! 369 und 375) Nun stellt sich heraus, dass es sich um zwei Brüder handelt, die seit letztem Jahr als "ehrenamtliche Berater" für die PNC arbeiten und aus diesem Grund im Pavón dabei waren. Und aktuell waren sie in die Ermittlungen des Mordes an den Abgeordneten eingeschaltet. Just am Abend des Tages, an dem die Tageszeitung elPeriódico ihre Identität und Funktion für die PNC publiziert hatte, wurde ihr Auto mit ihnen an Bord unter Maschinengewehrbeschuss genommen. Beide entkamen unverletzt der Attacke aufgrund der schusssicheren Rückenlehnen und Türen des Wagens. Inzwischen hat auch der fünfte DINC-Polizist die ersten Aussagen geleistet. Gemäss ihm, Marvin Roberto Contreras Natareno, habe er sich nicht erst am 28. Februar, sondern bereits vier Tage früher freiwillig gestellt und sei in dieser Zeit illegal vom Innenministerium festgehalten sowie aussergerichtlich vom Innenminister, dessen Berater Rivera, vom PNC-Chef Erwin Sperisen und von zwei Staatsanwälten verhört worden. Er selbst sei bloss Zeuge des Mordes an den vier Salvadorianern gewesen und fungierte als Wache während des Verbrechens. Seine Kollegen hatten das Auto der Abgeordneten komplett auseinander genommen auf der Suche nach Drogen, ohne diese zu finden. Ein sechster DINC-Ermittler, Jeiner Barillas, der an der Tat beteiligt gewesen sein soll, ist flüchtig, gegen zwei weitere Männer, darunter ein Chemiker, der die Weisspulvermischung für die Inbrandsetzung des Fahrzeuges produziert habe, ist inzwischen Arrest angeordnet. Trotz seiner Aussagen und den Umständen wurde Contreras weder Zeugenschutz von Seiten der Staatsanwaltschaft gewährt, die derweil von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH) übernommen wurde, noch erklärte sich der zuständige Richter dazu bereit, die Anklage auf Mord in Verbrechensdeckung zu verwandeln. Während Vielmann Contreras kategorisch als Mörder bezeichnet und dessen Glaubwürdigkeit im Vergleich zu der der Staatsanwaltschaft und Polizei in Frage stellt, bezeichnen die PDH und die Leiterin der Pflichtverteidigung (DP) die Enthüllungen des DINC-Polizisten als schwerwiegend, die unbedingt untersucht werden müssten. |
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