¡Híjole...! Die einmonatliche Kolumne von Fernando Suazo: Uff!
Fijáte 379 vom 21. Februar 2007, Artikel 6, Seite 6
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¡Híjole...! Die einmonatliche Kolumne von Fernando Suazo: Uff!
Das spanische Lexikon besagt, dass ¡uf! ein Ausruf der Ermüdung, Atemnot und Abneigung ist. Ich finde kein besseres Wort, um auszudrücken, welche Gefühle viele von uns in diesen Zeiten umtun. Die globale Erderwärmung, die masslose Gewalt, die Korruption der Regierenden, die Raffgier der grossen Unternehmen, die Unmoral der PolitikerInnen und all die anderen Verfallserscheinungen, die die Nachrichtenagenturen uns mitzuteilen entscheiden, all dies erstickt unseren Lebensnerv. Und man denkt sich: Wenn es so ist, wie wird erst das sein, was sie uns alles verheimlichen? Was passiert beispielsweise in Afrika? Uns überkommen Müdigkeit und Ekel, in dem Moment, in dem wir die Dimensionen des Chaos in unserer Welt betrachten. Obendrein besudelt dieses Chaos nicht nur die Seiten der Zeitung oder den Fernsehbildschirm, sondern verkörpert sich im Verhalten der Leute und wird normal, verwandelt sich in eine Norm. Wenn zum Beispiel ein Auto ein Mädchen anfährt und tötet, ist es normal, ist es zur impliziten Norm geworden, dass das Auto wegrast. Und in dieser Art geben es die NachrichtenreporterInnen wider: der Täter hat Fahrerflucht begangen. Das ist letzte Woche in meiner Familie passiert. Angesichts des Vorwahlpanoramas von Guatemala ist selbst der Aufschrei der Steine (1) derselbe: uff! Eine Kommentatorin schrieb vor einer Woche über die Monster, die vorhaben, sich in der Wahlkampagne wieder zu verwerten; und, ohne Zweifel bedingt durch den eingeschränkten Platz ihrer Kolumne, beschrieb sie lediglich drei oder vier dieser Exemplare: Kriegsverbrecher, Drogenhändler, Diebe, Staatsbetrüger… Jenseits des Seegangs der Parteien beunruhigen die verborgenen Mächte, die die Wasser in Bewegung halten. Diese Mächte bewegen sich hinter grossen Interessen: Eines davon sind die so genannten Megaprojekte, denen sich Präsident Berger wie einer Vollzeitaufgabe widmet: dem Minenabbau, den grossen Überlandstrassen und den Energiegeschäften. Ein weiteres Interesse verbirgt sich hinter dem Eifer der Völkermörder und ihren Komplizen ihre Straflosigkeit abzusichern. Und schliesslich gibt es den Drogenhandel und andere illegale Geschäfte mit ihrem Bedürfnis, Geld zu waschen, zum Beispiel in dem aufgewühlten Fluss der Bankkrisen; und, selbstverständlich, die Geostrategie der Vereinigten Staaten. Es ist klar, dass sich diese Interessen nicht zeigen - es mag gar Leute geben, die sagen, dass es sich um unbedeutende Vergesslichkeiten in der Pressefreiheit handelt, die unsere Demokratien kennzeichnen -. So auch Herr Bush, der auf seiner Rundreise durch Lateinamerika nach Guatemala kommt, um die kulturelle Vielfalt des Landes zu erleben. Es ist keine Rede von den Interessen der USA für unsere strategischen Mineralien, Interessen die zufällig mit denen einer gewissen lokalen antipatriotischen Oligarchie übereinstimmen. Und all das im Rahmen eines von beiden Ländern unterzeichneten Abkommens, das vorsieht, 7´000 nordamerikanischen SpezialistInnen während 10 Jahren für die Entwicklung von Naturschutzgebieten einzusetzen. Ausserdem werden sich 1´000 Marines - ausgerechnet im an Mineralvorkommen reichen Departement San Marcos - humanitären Aufgaben widmen. Was führen diese Mafiosi hinter den kursiv gesetzten Wörtern wohl im Schilde? Nach oben |
Und das ist nur ein klitzekleines Beispiel, das uns nichtsdestotrotz und unvermeidbar mit dem unumkehrbaren Wahnsinn verbindet, der im Irak ausgelöst wurde. Es ist einfach nur ein weiteres Beispiel dafür, bei dem die USA sagen könnten, dass sie daran interessiert seien, den kulturellen Reichtum jenes Landes erleben zu wollen, oder aber die Demokratie aufbauen…, soll heissen, ihre Erdölprojekte voranzutreiben. Uff, was für ein Überdruss, was für ein Widerwillen! Zurück nach Guatemala, wo die hiesigen verborgenen Mächte die Arbeit der Umwelt- und MenschenrechtsaktivistInnen in Kreuzfeuer genommen haben. Die Drohungen vermehren sich gegen Organisationen, die Strafprozesse wegen Kriegsverbrechen in die Wege leiten, speziell den, den der Spanische Gerichtshof gegen Ríos Montt und andere Personen führt. Es wachsen die Drohungen und die Repression gegen kommunale AktivistInnen, die das Naturerbe verteidigen, ganz zu schweigen von der Repression und Wirkungslosigkeit der Staatsbehörden im Zusammenhang mit den Landkonflikten… Wie gut, dass es immer einen Hoffnungsschimmer gibt, wie bedrängt auch immer er sein mag. Auch die erzürnte Erinnerung Lateinamerikas ist dabei, ihren Seegang zu steigern. Aus dem Süden erreichen uns Gerüchte einer Utopie: Venezuela, Bolivien… Und es scheint, dass die guatemaltekische Linke in einem vereinten Projekt näher zusammenrückt. Rigoberta Menchú werde Präsidentin? Was geht da vor sich? Wer hätte das noch vor zehn Jahren den rassistischen Oligarchen erzählt? Dennoch, damit wir den Ekel nicht vergessen, fehlt doch nicht der unendliche Zynismus des straffreien Völkermörders Ríos Montt, der die Kandidatur von Doña Rigoberta kommentiert: "Ich find es gut, dass sie teilnimmt, dann lernt sie endlich, anstelle der Maschinengewehre und Munitionen, Gebrauch von den Wahlstimmen zu machen." Uff! Fußnote: 1 In Guatemala werden im Rahmen der Wahlpropaganda die am Rand der Überlandstrassen befindlichen Steine massenweise mit den Parteisymbolen bemalt. die Red. |
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