Zweite Wahlrunde eingeläutet
Fijáte 199 vom 1. Dezember 1999, Artikel 2, Seite 3
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Zweite Wahlrunde eingeläutet
Guatemala, 20. November. Nachdem alle Anfechtungen der Wahlresultate geprüft und entsprechende Massnahmen eingeleitet wurden, hat das Oberste Wahlgericht (TSE) die definitiven Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 7. November bekanntgegeben. Die offiziellen Zahlen lauten: 1'045'820 Stimmen (47,72%) für die Republikanische Front Guatemalas (FRG), 664'417 Stimmen (30,32%) für die Partei des Nationalen Fortschritts (PAN) und 270'891 Stimmen (12,36%) für die Allianz Neue Nation (ANN). Insgesamt wurden 2'397'212 Stimmen abgegeben, davon 2'191'512 gültige, 119'788 ungültige und 85'912 leere. Die erwartete zweite Wahlrunde zwischen Alfonso Portillo/ Francisco Reyes (FRG) und Oscar Berger/Arabella Castro (PAN) wurde ausgerufen. Der zweite Wahldurchgang findet am 26. Dezember statt. Die Tatsache, dass die Wahlergebnisse offizialisiert sind und die Kampagne zur zweiten Wahlrunde anlaufen kann, hat aber die mit den Wahlergebnissen unzufriedenen Gemüter in den verschiedenen Regionen des Landes noch lange nicht beruhigt. In San Pedro Jocopilas, Quiché, kam es zu Auseinandersetzungen, deren Ergebnis 25 Verhaftungen und 9 Verletzte sind. AnhängerInnen des FRG widersetzten sich der Wiederwahl des christdemokratischen Bürgermeisters Fredy Armando López Girón und zündeten sein Haus sowie sein Geschäft an, ebenso das Haus seines Bruders, eines ehemaligen Militärkommissars. In Retalhuleu besetzten über hundert Personen die Strassenkreuzung "El Zarco", errichteten Barrikaden und zündeten Autoreifen an, um gegen die Wiederwahl des PAN-Bürgermeisters von Santa Cruz Mulúa zu protestieren. Beim Eingreifen der Polizei mit Tränengas kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, 12 Personen wurden verhaftet, mehrere Polizisten wurden verletzt. Und auch wenn das Wahlgericht die Ergebnisse der Hauptstadt sowie der Gemeinden Santa Lucía Cotzumalguapa, Chuarranco und Iztapa als rechtsgültig erklärte, sind die Auseinandersetzungen zwischen den AnhängerInnen der verschiedenen Parteien weitergegangen. Im Falle von San Martín Jilotepéquez (Chimaltenango), Nueva Concepción (Escuintla) und Mixco (Guatemala) sind die Anzeigen vom Wahlgericht an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, welche entsprechende Untersuchungen einleiten wird. Nach oben |
Der Präsident des Wahlgerichtes (TSE), Félix Castillo Milla, gab bekannt, dass 18 Mitglieder seiner Institution Drohungen seitens der paramilitärischen Gruppierung Jaguar Justiciero (JJ) erhalten haben. In der anonymen Botschaft hiess es: "Den Mitgliedern des Wahlgerichts wird empfohlen, kein schmutziges Spiel gegen Portillo zu spielen. Wenn ihr Portillo verlieren lässt, habt ihr alle euer Todesurteil unterzeichnet." Unterdessen haben die beiden Präsidentschaftsanwärter die Wahlkampagne in bekannter Manier wiederaufgenommen: Beide Kandidaten reisten zuerst einmal nach Washington. Portillo gab in einem Fernsehinterview mit der CNN bekannt, dass er die politischen Kräfte des Landes zu einem Regierungspakt aufrufen werde, da er allein das Land nicht regieren könne. Portillo rechnet mit einer höheren Stimmenthaltung in der zweiten Wahlrunde. Doch seine Wählerschaft (das Volk) bleibe über die Festtage in Guatemala, im Gegensatz zur Wählerschaft Bergers (der Bourgeoisie), die nach Miami in die Ferien fahre. Zurück in Guatemala haben die beiden Kandidaten ih-re Reisen in die Departamente wiederaufgenommen und die PAN kündigte Treffen mit den verschiedenen Sektoren der Zivilgesellschaft an. Nebst den Stimmen der WählerInnen geht es in dieser zweiten Wahlrunde auch darum, die Unterstützung der anderen Parteien zu gewinnen. Nach der Progressiven Freiheitspartei (PLP) haben nun auch die Union des Nationalen Zentrums (UCN), die Christdemokraten (DCG), die Demokratische Union (UD) sowie die Arbeiterpartei Guatemalas (PLG), welche nicht an den Wahlen teilgenommen hat, der FRG ihre Unterstützung zugesagt. Mit dem Slogan "Nein zur Rechten" bekräftigt die Allianz Neue Nation ANN ihre Position, keine der beiden an der zweiten Wahlrunde teilnehmenden Parteien zu unterstützen. Weder die FRG noch die PAN seien für das guatemaltekische Volk eine reelle Alternative. Anlässlich einer Pressekonferenz anerkannten Vertreter des linken Wahlbündnisses die Wahlen als einen Schritt Richtung Demokratisierung und Partizipation der Bevölkerung in politischen Belangen. Weiter äusserten sie sich stolz über das erzielte Ergebnis und über das Vertrauen, das der Partei von den WählerInnen entgegengebracht wurde. |
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