Die Macht der Illegalen Körperschaften und Klandestinen Strukturen
Fijáte 442 vom 26. August 2009, Artikel 1, Seite 1
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Die Macht der Illegalen Körperschaften und Klandestinen Strukturen
C.E.G.: Was ist eine Illegale Körperschaft und was ist eine Klandestine Struktur? C.S.: Am einfachsten kann man sie über ihre Tätigkeiten definieren. Der Begriff Illegale Körperschaft bezeichnet Gruppen, die bestimmte Operationen durchführen; das können Angriffe auf und das Verschwinden lassen oder die Exekutionen von Personen sein. Man nennt sie auch deshalb Illegale Körperschaften, um hervorzuheben, dass während dem bewaffneten Konflikt naben der offiziellen Polizei eben auch diese Körperschaften agierten, die "parapolizeiliche" Strukturen waren. Auch verweist dieser Terminus auf paramilitärische Strukturen wie die "Mano Blanco" oder "Jaguar Justiciero", die eigentlich Exekutionsgruppen waren und Bedrohungslisten verbreiteten. Mit Klandestinen Strukturen ist eine Parallelapparat innerhalb der militärischen Strukturen gemeint, der von innen heraus den
C.E.G.: Welche Verbindungen gibt es zwischen den Illegalen Körperschaften, den Klandestinen Strukturen und dem Justizsektor und welche Rolle spielt dabei die C.S.: Um die aufstandsbekämpfenden Aktivitäten durchführen zu können, musste man die Straflosigkeit garantieren. Genau genommen war ein Ziel der Klandestinen Strukturen während des bewaffneten Konflikts die Kontrolle des Justizsystem, eben um Straflosigkeit garantieren zu können. Dies erreichten sie durch die systematische Gewaltanwendung gegen AnwältInnen, vor allem zwischen 1979 und 1983. Gleichzeitig gab das
C.E.G: Mit diesen Strukturen verbindet man C.S.: Die Klandestinen Strukturen bieten ihre Geheimdienste dem Organisierten Verbrechen an, damit dieses bestimmen kann, wo es operieren soll und welche Interessensgruppen zu kaufen sind. Die Klandestinen Strukturen garantieren ihm, so wie es zur Zeit der Wie die Figuren eines Schachbrettes kontrollieren die Klandestinen Strukturen bestimmte Bereiche. Ein Beispiel ist die C.E.G.: UDEFEGUA hat verschiedentlich denunziert, dass die MenschenrechtsverteidigerInnen durch diese kriminellen Strukturen belästigt, bedroht und verfolgt werden. Warum sind die Menschenrechtsorganisationen und ihre Mitglieder ein Ziel für diese Körperschaften? C.S.: Der Grund ist sehr einfach. Während des Friedensprozesses gab es eine starke soziale Bewegung, die Prozesse antrieben, welche den Aufbau der Demokratie förderten. Man wollte die Partizipation in den Gemeinden fördern, bei städtischen Entwicklungsplänen mitreden, man wollte, dass Frauen, C.E.G.: Welche MenschrechsverteidigerInnen wurden in den letzten Jahren am meisten von diesen Gruppen attackiert? C.S.: In der letzten Zeit greifen die Illegalen Körperschaften, die als bezahlte Killer arbeiten, vorwiegend |
C.E.G.: Wieso war es nötig, die Internationale Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala ( C.S.: Es könnte hier einen tieferen Grund geben als die blosse Existenz der CIACS. Es war offensichtlich, dass sie mit ihren Aktivitäten auch ein Monster erschufen, welches fähig war, seine Dienste über ihre eigenen Interessen hinaus anzubieten. Mit der Zeit war es für viele BürgerInnen mit finanziellen Kapazitäten möglich, die Dienste dieser Gruppen zu erwerben und auf andere Interessen als die der Menschenrechtsverletzungen und des Organisierten Verbrechens anzuwenden. Dies erschuf eine Praxis, die nicht nur dem Justizsystem schadete, sondern auch dem Handelssystem und sogar den Familien, da jeder anfing, dieses System der Straflosigkeit, welches wie ein Krebs wuchert, zu benutzen. Als wir Menschrechtsorganisationen uns der Anstrengungen bewusst wurden, die nötig waren, um das Justizsystem zu stärken und wie wir diese Anstrengungen mit unserem Leben, unserer Sicherheit und mit dem Exil von RichterInnen, StaatsanwältInnen und AnwältInnen bezahlten, als wir uns also bewusst wurden, dass etwas im Gange war, was man seit den 80er Jahren nicht mehr erlebt hatte, da war uns klar, dass die Gesellschaft die Kontrolle verloren hatte. Bedeutete der Verlust der Kontrolle über das Justizsystem ein Freibrief für das organisierte Verbrechen? Würde die Tatsache, früher oder später eine Regierung zu haben, welche direkt mit dem C.E.G.: Was hat die CICIG bisher zu Ermittlung und Verfolgung dieser Strukturen beigetragen? C.S.: Die Arbeit der CICIG hilft uns, die Funktionsweise dieser Körperschaften aufzudecken. Ein Beispiel: Die Gerichtsverhandlung von C.E.G.: Welche Verbindungen haben diese Strukturen mit der wirtschaftlichen und politischen Macht im Land? C.S.: Seit jeher funktionieren diese Strukturen mit Schmuggel, was Geldwäsche bedeutet und damit die Erschaffung von "sauberem" Kapital, welches Firmen erschuf, die seit 30 oder 40 Jahren funktionieren und von denen man seit 30 Jahren weiss, dass sie korrupt sind und den Staat korrumpieren. Guatemala hat ein Problem, welches wir korrigieren müssen: das Fehlen des historischen Gedächtnis. Wenn wir uns nicht einmal an die Nachrichten von vor zwei Wochen erinnern, wie erinnern wir uns dann an unsere jüngste Geschichte, die wir nicht einmal aufschreiben wollten? Um ein Beispiel zu nennen: Was passiert, wenn wir alle wissen, das wir unsere Kleidung in einem Geschäft kaufen, das Geld wäscht, und es dem Besitzer des Ladens trotzdem erlaubt ist, sich auf allen sozialen Ereignissen als Wohltäter zu zeigen? Dies ist nicht nur ein wirtschaftliches Phänomen. Ich glaube, wir müssen zugeben, dass es die gesamte guatemaltekische Gesellschaft betrifft. Und genauso haben wir zugelassen, das unsere politischen Parteien korrupt sind, dass sie schmutziges Geld bekommen und dann natürlich in politischer Schuld von Personen stehen, die Verbindung zu Klandestinen Strukturen haben. C.E.G.: Kann man tatsächlich von einer Aufdeckung der CIACS sprechen? C.S.: Wir können uns nur die Existenz eines Staates wünschen, der stark genug ist, um diese Klandestinen Strukturen zu kontrollieren und zu bekämpfen bis sie ganz verschwinden. Wir können hoffen, dass das organisierte Verbrechen irgendwann einmal keine Geheimdienststrukturen mehr benutzen kann, um politische Gewalt auszuüben oder Menschenrechtsverbrechen zu begehen. Ich glaube, dass wir jetzt die Kapazität haben, um einen Mörder ausfindig zu machen. Selbst wenn ein Mörder ein Auftragskiller ist, angestellt von einem Finquero - was wir ja am Fall von Israel Carías demonstrieren konnten -, kann man Gerechtigkeit erreichen, wenn die Staatsanwaltschaft den Willen hat, zu ermitteln und die ZeugInnenen anzuhören. Aber wenn es eine Klandestine Struktur ist, dann ist das etwas anderes. |
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