Garaus der Kaffeekrise
Fijáte 287 vom 18. Juni 2003, Artikel 4, Seite 3
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Garaus der Kaffeekrise
Guatemala, 2. Juni. Nach zahlreichen Formalitäten und Aktivitäten, die von Seiten der BäuerInnenorganisationen vorangetrieben worden waren, hat die Regierung letztendlich mit der Vergabe von finanziellen Mitteln für den Sozialen Notstandsplan wegen der Kaffeekrise und der Agrarproblematik begonnen, gab die Plataforma Agraria bekannt. Diese ist ein multisektorielles Bündnis von landwirtschaftlichen Gruppierungen, Studienzentren und Begleitgruppen. Bereits im April 2002 legte sie dem Regierungskabinett einen Massnahmekatalog, "Kaffee-Reform" genannt, vor, um die dringend zu lösenden Probleme anzugehen, die aufgrund des internationalen Preissturzes des Kaffees entstanden waren. Der Vorschlag beinhaltet u.a. die Bereiche Ernährungssicherung, Landwirtschafts- und Arbeitsbrisanz sowie den Zugang zu Land und zu anderen Ressourcen. Mittels eines Regierungsbeschlusses erklärte Präsident Portillo im Dezember schliesslich für sechs Monte den Notstand. Seitdem nahmen die Organisationen der Plataforma an der Erarbeitung eines Sozialplans teil, für dessen Ausführung 210 Mio. Quetzales von der Regierung veranschlagt wurden. Doch erst nach wiederholten Forderungen und den Drohungen, dass die BäuerInnen sowohl das Agrarministerium als auch die von ihnen benötigten Felder einfach besetzen und mit den aufgrund des Klimas und des beginnenden Regen notwendigen Pflanzungen und der Aussaat anfangen würden, zahlte die Regierung nun die ersten 15 Mio. Quetzales, mit denen 4´180 Familien von den 40´000 bedürftigen in den Departements Quetzaltenango, San Marcos, Quiché und Sololá unterstützt werden können. Wegen der Schwerfälligkeit und Ineffizienz des Prozesses fordert die Plataforma die Verlängerung des Programms um weitere sechs Monate. In Panama beschlossen derweil die Landwirtschaftsminister aus elf lateinamerikanischen Ländern, in denen Kaffee produziert wird, Aktionen zur Konsumförderung dieses Produktes zu starten, die Qualität der Bohnen zu steigern und die Produktion zu limitieren. Damit wollen sie für neuen Aufschwung in diesem Sektor sorgen. In ihrer Erklärung fordern sie die zuständigen nationalen und internationalen Institutionen auf, Abstand von einer Erweiterung der "Kaffeegrenze" zu nehmen. Zu den "Kaffeeländern" Lateinamerikas gehören Bolivien, Kolumbien, Costa Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Mexiko, Nicaragua, Panama und die Dominikanische Republik. Nach oben |
Unterdessen häuften sich im Mai die Nachrichten über die Gefahr für 800 Gemeinden im Alta Verapaz, dem Hunger nicht entgehen zu können. Die hohen Lebenshaltungskosten, die verbreitete Arbeitslosigkeit und der Mangel an angemessenen Löhnen seien Folge sowohl einer fehlenden Politik als auch eines fehlenden Engagements von Seiten der Regierenden, so Marta Max, Direktorin des Frauenrates von Guatemala (CMG) mit Sitz in Cobán, Alta Verapaz. Eine Studie der Sozialen Pastorale von Cobán stellte vor wenigen Jahren fest, dass die Arbeitenden auf den Fincas 10 Centavos (ca. US-$ 0,012) am Tag verdienten. Obwohl diese Ergebnisse grosse Erschütterung hervorgerufen hatten, habe sich an der Problematik nichts verändert, so Max. Die Klimaveränderungen, die sowohl die starke Trockenheit als auch die heftigen Regen mit sich brächten, zerstörten die Ernten. Auch die Kultur des Machismo trüge laut Max ihre Schuld zum hohen Grad der Unterernährung in einigen Gemeinden bei. Denn obwohl sowohl die Frauen als auch die Kinder gemeinsam mit den Männern auf den Feldern arbeiteten, würden sie für weniger wert erachtet und erhielten weniger Nahrung, meint die Präsidentin der CMG. Sie bedauert, dass einige angebliche Wohlfahrtsorganisationen die Unterernährung in Guatemala als Show nutzten, um Mitglieder zu gewinnen und ihr Gewissen zu bereinigen. Mit einem Kind auf dem Arm liessen sie sich fotografieren und vergessen diese doch schnell. Max lud die Parteivorsitzenden zu einer Reise zu den verborgensten Orten des Landes ein, um die Realität der ländlichen Gebiete besser kennenzulernen und sich dazu zu verpflichten, wirklich u.a. den vielen Kindern zu helfen, die die Tage verbrächten, ohne zu wissen, was ein Stück Tortilla oder Brot sei. |
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