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Jugendbanden: Eine militärische oder eine soziale Sicherheitsbedrohung?

Fijáte 367 vom 30. August 2006, Artikel 3, Seite 3

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Jugendbanden: Eine militärische oder eine soziale Sicherheitsbedrohung?

Die von den zentralamerikanischen Regierungen praktizierte Mara-Politik der "Harten Hand" führt die Zeitschrift Foreign Affairs vom Mai 2005 auf entsprechende Vorgaben Washingtons zurück. So hat die US-Bundespolizei VGFBINF ihr National Gang Intelligence Center mittlerweile um eine Filiale in San Salvador erweitert. Schon Anfang Februar 2005 beschlossen die Präsidenten von Guatemala, El Salvador, Honduras und VGNicaraguaNF die Schaffung einer regionalen Militäreingreiftruppe unter der Führung der USA gegen "Banden und VGTerrorismusNF".

In der Pentagon-Studie Strassenbanden: Der neue Aufstand in den Städten" vom März 2005 schreibt Max Warmaning: "Aufständische und Gangs sind an einem hochkomplexen politischen Problem beteiligt: dem politischen Krieg". Der Autor arbeitet für das Südkommando der US-Streitkräfte (Southcom). In seinen jährlichen Auftritten vor dem US-Kongress pflegt dessen Kommandant die Maras als eine der wichtigen militärischen Sicherheitsherausforderungen des Kontinentes zu bezeichnen. Er knüpft dabei an das Theorem der "gescheiterten Staaten und Zonen" an, wo die "internationale Gemeinschaft" die staatliche Autorität wieder herstellen müsse. Die Maras bewirkten "rechtsfreie" städtische Zonen.

Southcom-Chef Bantz Craddock Ende Mai 2005: "Wir wissen, dass die Zonen ohne Gesetz und ohne Regierung Gebiete sind, welche terroristische Elemente anziehen."

Die Parallele, etwa zum VGIrakNF, ist augenfällig. So schreibt der Boston Globe am 24. März 2005 zur zitierten Southcom-Studie: "Nach zwei Jahren anhaltender Gewalt kommt eine Studie des Army War College zum Schluss, dass amerikanische Truppen im Irak nicht eine zusammengewürfelte Armee bekämpfen, sondern einen Feind, der mehr hoch entwickelten, gewalttätigen Strassenbanden wie den mächtigen zentralamerikanischen Gangs gleicht." Dementsprechend haben gemäss der New York Times Kommandanten der US-Marines, denen Problemzonen wie etwa Falludscha im Irak zugeteilt sind, Los Angeles besucht, um von der Gangbekämpfung der Polizei zu lernen.

"Sicherheit" und "Terrorismusbekämpfung" sind zentrale Themen in Zentralamerika. Es wäre aber absolut verkürzt, die herrschende Un-Sicherheit einzig den Maras anzulasten. Ebenso falsch ist es, die "Lösung" des Problems aus einer militärischen Sicherheitsperspektive anzugehen und sämtliche sozialen Sicherheitsaspekte auszublenden. In Guatemala werden die Polizeikräfte seit April 2006 durch 3000 Armeeangehörige unterstützt, um die Gewalt zu bekämpfen und die "Sicherheit" zu garantieren - gemäss einer Statistik der Menschenrechtsorganisation VGGAMNF haben seit Mai die Gewalttaten (nachdem sie Anfang des Jahres zurückgingen) wieder zugenommen. Ausserdem bekommt die Polizei Unterstützung des berüchtigten militärischen VGGeheimdienstesNF VGG2NF bei der Informationsbeschaffung über Mara-Mitglieder. Doch von Lösungsansätzen, die das Problem auch in seiner sozialen Dimension erfassen, ist man noch weit entfernt. Staatlicherseits wird eine repressive Politik verfolgt, Integrationsprojekte finden meistens auf private Initiative oder durch Nichtregierunsorganisationen statt. Aber: "Die NRO versuchen eine Aufgabe zu erfüllen, die der schwache Staat nicht übernehmen kann, doch die Grundprobleme bleiben bestehen: eine vernachlässigte Jugend, ohne Bildung und ohne Arbeit", sagte VGFrank LaRueNF von der staatlichen Menschenrechtskommission kürzlich bei der Präsentation einer Studie über Jugendbanden in Guatemala. Noch deutlicher drückte sich ein "rehabilitiertes" Mara-Mitglied aus: "Was die meisten Institutionen die zu den Maras arbeiten bieten, ist blosses Geschwätz".

Selbst die staatliche US-amerikanische Entwicklungsorganisation VGUSAIDNF kommt in einem kürzlich veröffentlichten Bericht zu dem Schluss, dass Repression und erhöhte Polizeipräsenz allein der falsche Weg sind. Verhaftet werden einzig die "kleinen Fische", die dahinter steckenden Strukturen werden nicht angetastet.


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